Service, der sich gewaschen hat

Interview mit René Schneider, Geschäftsführer und Dr. Thomas Neyers, Leiter Koordination Stabstellen der Alsco Berufskleidungs-Service GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schneider, Sie sind seit 27 Jahren im Unternehmen tätig, haben während dieser langen Zeit verschiedenste Führungspositionen bekleidet und sind seit 2018 Geschäftsführer der Alsco Berufskleidungs-Service GmbH mit Sitz in Köln. Alsco gilt als Erfinder des textilen Services und der Stoffhandtuchrolle und ist auf internationaler Ebene führend. Gab es besondere Impulse, die dieses Wachstum begünstigten?

René Schneider: Die Gründung des deutschen Standorts muss im Zusammenhang mit dem Expansionsgedanken amerikanischer Firmen nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Anziehen der Wirtschaft in Europa gesehen werden. Alsco Deutschland war 1956 eine der ersten Ländergesellschaften, die aus den USA heraus gegründet wurden. Seitdem hat sich das Unternehmen durch strategische Zukäufe und organisches Wachstum sehr dynamisch weiterentwickelt. Ein Meilenstein war sicherlich die Übernahme der Larosé-Gruppe 2015; so konnten wir den Umsatz fast verdoppeln und die Weichen für weiteres Wachstum stellen.

Wirtschaftsforum: Auch in Zahlen lässt sich das Wachstum ausdrücken: 20 Standorte und 1.500 Mitarbeiter bundesweit, 11 Niederlassungen, die als eigenständige Profit Center arbeiten, 14 Produktionsstandorte, ein Umsatz von 125 Millionen EUR. Wie sieht die Struktur hinter dieser Dynamik aus?

René Schneider: Alsco ist in der Vergangenheit gewachsen und wir wollen auch künftig wachsen – und zwar im zweistelligen Bereich. Gleichzeitig ist es uns extrem wichtig, unserer Philosophie und unseren Werten treu zu bleiben. Wir sind eines der wenigen Unternehmen mit einer dezentralen Struktur. Unsere Niederlassungen sind in ganz Deutschland verteilt und zwar nicht nur in Ballungszentren. Wir bedienen Kunden vor Ort von Sankt Peter-Ording bis Garmisch-Partenkirchen. Diese Nähe zum Kunden, unabhängig wie groß dieser ist, war eine der wichtigsten Entscheidungen überhaupt.

Dr. Thomas Neyers: Die dezentrale Struktur hat viele Vorteile. Wir können Kunden nicht nur sehr schnell bedienen, sondern auch nachhaltig agieren, schließlich muss die Wäsche nicht über tausende Kilometer auf der Straße transportiert werden.

Wirtschaftsforum: Corona hat viele Unternehmen auf eine harte Probe gestellt. Wie geht Alsco mit der Situation um?

René Schneider: Wir haben gerade im Leasinggeschäft Einbußen gehabt. Zudem arbeiten wir traditionell mit zahlreichen Cateringunternehmen zusammen. Vielen geht es aktuell nicht gut, das wirkt sich natürlich auch auf unser Geschäft aus. Trotzdem blicken wir positiv nach vorn. Weil wir überzeugt sind, dass gerade in Krisenzeiten die Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen. Wer gestärkt aus der Krise hervorgehen will, muss investieren. Als Hygienedienstleister haben wir uns auf unsere Stärken besonnen und den Kunden entsprechende Angebote gemacht. Auch jetzt kommt uns die Regionalität zugute. Wir sind vor Ort und beliefern auch den Zwei-Mann-Handwerksbetrieb schnell und flexibel.

Dr. Thomas Neyers: Wir arbeiten vollkommen branchenunabhängig und beliefern kleine Handwerksbetriebe genauso wie große Dax-Konzerne. Diese breite Aufstellung ist ein großer Vorteil. Hinzu kommt, dass wir zwar zu einem US-amerikanischen Konzern gehören, dessen Inhaber jedoch keine typisch amerikanische Denkweise vertreten. Unser Vorteil sind flache Hierarchien und damit verbundene schnelle Reaktionszeiten.

Wirtschaftsforum: Flache Hierarchien sind ein wichtiges Charakteristikum der Unternehmenskultur. Was kennzeichnet diese darüber hinaus?

René Schneider: Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich sagen, dass wir hier eine sehr offene, wertschätzende und vertrauensvolle Atmosphäre haben. Mitarbeiter können sich entwickeln, Leistungen werden belohnt. Die drei besten Azubis haben in diesem Jahr zum Beispiel ein E-Car bekommen; so etwas motiviert. Die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter spielt generell eine große Rolle.Für Führungspositionen setzen wir gerne auf eigenen Nachwuchs, rekrutieren aber ebenfalls Führungskräfte von außerhalb. Sehr lange Betriebszugehörigkeiten von der Ausbildung bis zum Ruhestand sind bei Alsco keine Seltenheit. In Konzernen geht es üblicherweise um ZDF, also Zahlen, Daten und Fakten; uns geht es um die Gründe für entsprechende Zahlen, um den Menschen dahinter. Der Umgang ähnelt hier eher einem zehnköpfigen Familienunternehmen als einem globalen Konzern. In der Alsco-Familie soll sich jeder gut aufgehoben fühlen, auch wenn es mal nicht so gut läuft und Fehler passieren. Bei aller Digitalisierung und Technisierung sind Mitarbeiter am Ende des Tages das höchste Gut.

Wirtschaftsforum: Flexibilität, Mitarbeiter- und Kundenorientierung sind wichtige Alsco-Charakteristika. Nachhaltigkeit ist ein weiteres. Wie wird diese im Unternehmen gelebt?

René Schneider: Nicht nur unser Schriftzug ist grün, hier wird grün tatsächlich gelebt. Das gesamte Geschäftsmodell ist nachhaltig; wenn man bedenkt, wie nachhaltig das Leasen von Berufskleidung im Vergleich zum Produzieren ist. Unsere Idee ist es, Textilien möglichst lange im Kreislauf zu halten. Deshalb setzen wir auf Qualität und Wertigkeit. Nachhaltigkeit liegt einfach in der Alsco-DNA.

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