Die Zukunft des Bezahlens – Made in Switzerland

Interview mit Hans-Jörg Widiger, CEO der Swiss Bankers Prepaid Services AG

Wirtschaftsforum: Herr Widiger, was sind heute die wichtigsten Geschäftsbereiche von Swiss Bankers?

Hans-Jörg Widiger: Im Grunde steht unser Geschäft auf drei Säulen. Dies sind die Bereiche Prepaid, Send und Digital Solutions. Unsere Wurzeln liegen im Bereich Prepaid. Allerdings definieren wir uns hier heute in Richtung E-Account. Das bedeutet, unsere Kunden haben ein Produkt, dass sie mit Geld aufladen. Sie können es wie ein Konto nutzen, aber natürlich auch für die klassische Bezahlung mit einem sehr hohen Sicherheitselement. Der Vorteil von Prepaid ist, dass man schuldenfrei ist und es keine direkte Verknüpfung zum eigenen Konto gibt. Wir sehen in diesem Bereich noch viel Wachstumspotenzial. Zum Beispiel ist der Schweizer Prepaid Markt von 2017 bis 2019 um rund 40% gewachsen.

Wirtschaftsforum: Wie ist hier das Thema Send integriert?

Hans-Jörg Widiger: Wir haben 2019 mit Send einen neuen Service auf den Markt gebracht, mit dem wir uns inzwischen ein echtes USP aufgebaut haben. Mit Send kann man unter anderem weltweit schnell und kostengünstig per App Geld an Mastercard-Karten schicken. Man benötigt lediglich die Empfänger-Kartennummer. Wir sind weltweit der erste Anbieter, der diesen Service eingeführt hat. Seit Sommer 2020 bieten wir zudem digitales Onboarding an. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den Kundenzugang. Der Kunde muss nicht mehr in eine Filiale oder zur Post gehen, sondern kann sich bei uns medienbruchfrei in einem Schritt digital identifizieren. Der Kunde erhält die digitale Karte sofort - wenn er den Onboarding-Prozess abgeschlossen hat, kann er mit Apple Pay, Google Pay, Samsung Pay und über Wearables oder weitere digitale Bezahlverfahren bezahlen sowie E-Commerce betreiben.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielen die Digital Solutions für die weitere Entwicklung von Swiss Bankers?

Hans-Jörg Widiger: Sie spielen eine große Rolle. Wir sind im Sommer eine Partnerschaft mit Klara eingegangen. Dies ist ein skandinavischer Anbieter mit europäischer Reichweite, der für kleinere und mittelständische Unternehmen Buchhaltungslösungen mit einem umfassenden Service-Paket bietet. Hier gibt es zum Beispiel eine vollintegrierte Lösung, über die alle Mitarbeiter eines Unternehmens mit einer digitalen Spesenkarte ausgestattet werden, die über Klara direkt in das Buchhaltungssystem integriert ist. Wir nutzen unsere Basis für Prepaid und Send und realisieren über Klara zusätzliche Add-Ons und Schnittstellen.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die COVID-19-Krise auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Hans-Jörg Widiger: Das Jahr hat für uns eine positive und eine negative Seite. Wir merken im Payment-Bereich natürlich den Zusammenbruch des Reisemarktes. Gleichzeitig wachsen E-Commerce und kontaktloses Bezahlen.

Wirtschaftsforum: In welchen europäischen Ländern sehen Sie, außer der Schweiz, besonderes Wachstumspotenzial?

Hans-Jörg Widiger: Wir sehen insgesamt in Europa noch vielversprechende Perspektiven. In Italien zum Beispiel sind ein Drittel aller Karten im Markt Prepaid Kreditkarten und wir erwarten hier weitere Zuwächse. Bislang war England das zweitstärkste europäische Land im Bereich Prepaid. Inzwischen haben wir rund 650.000 aktive Karten im Markt.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie, im Vergleich zu anderen Anbietern, die besonderen Stärken von Swiss Bankers?

Hans-Jörg Widiger: Unser Team besteht nicht nur aus Bankern, sondern aus vielen Experten aus dem technologischen Bereich. Wir fokussieren uns auf Produkte, die leicht zu integrieren sind und haben über 200 Vertriebspartner – nicht nur Banken. Oft werden Lösungen gesucht, die innerhalb von Monaten nutzbar sind. Hier können wir ein sehr performantes Angebot machen. Wir verfolgen eine offene und transparente Strategie – diese hat uns einen sehr guten Ruf eingebracht. Unser Name steht für Qualität, Vertrauen und Nachhaltigkeit.

Wirtschaftsforum: Was sind für dieses Jahr die wichtigsten Themen auf Ihrer Agenda?

Hans-Jörg Widiger: Wir möchten die Send-Funktionen einem breiteren Publikum zugänglich machen. Wir stellen zunehmend Veränderungen im E-Commerce Bereich fest, Click-to-Pay ist hier ein wichtiges Stichwort. Nach wie vor sind Check-Out Prozesse unterschiedlich. Mit Click-to-Pay soll ein weltweit einheitliches Prozedere eingeführt werden. Der Kunde registriert sich einmalig und kann über einen Klick beim Check-Out bezahlen. Ganz gleich, worüber bezahlt wird, man arbeitet mit einer einheitlichen Autorisierung.

Wirtschaftsforum: Haben Sie eine Vision für Swiss Bankers?

Hans-Jörg Widiger: Ich möchte unsere Produkte in ein virtuelles Konto transformieren und integrieren. Es ist ein großer Vorteil und verschafft zusätzliche Agilität, wenn das Produkt nicht direkt am Bankkonto hängt. Wir sind auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Finanzen

Ein halbes Jahrhundert Kompetenz in der Vermögensverwaltung

Interview mit Christian Janas, Leiter Vermögensverwaltung, Mitglied der Geschäftsführung der DJE Kapital AG

Ein halbes Jahrhundert Kompetenz in der Vermögensverwaltung

Wer über ein Vermögen verfügt, möchte dieses gerne sicher und gewinnbringend anlegen. Mit der Erfahrung von mehr als einem halben Jahrhundert bietet sich die DJE Kapital AG als kompetenter Vermögensverwalter…

Finanzpartner mit dem anderen Blick

Interview mit Simon Schach, Geschäftsführer Vertrieb der nordwest Factoring & Service GmbH

Finanzpartner mit dem anderen Blick

Die Aufträge brechen weg, aber die Forderungen laufen weiter. Ein Schreckensszenario für Unternehmen. Liquiditätsprobleme können verschiedene Gründe haben. Ein wichtiges Instrument um sie zu beheben, ist das Factoring, eine Finanzierungsform,…

„Wir helfen dabei, das Zahlungsverhalten der Krankenkassen zu überbrücken!“

Interview mit Andreas Dehlzeit, Sprecher der Geschäftsführung und Christian Grosshardt, Teamleiter Marketing der SozialFactoring GmbH

„Wir helfen dabei, das Zahlungsverhalten der Krankenkassen zu überbrücken!“

Leistungserbringer im Sozial- und Gesundheitswesen versorgen ihre Patienten täglich mit wichtigen Leistungen. Die Vergütung ihrer Leistungen durch die Kranken- und Pflegekassen erhalten Sie allerdings oftmals erst nach 30 oder 60…

Spannendes aus der Region Grosshöchstetten

Verpackungen, die Erfolg schaffen

Interview mit Stefan Wüthrich, CEO der Kern AG

Verpackungen, die Erfolg schaffen

Der E-Commerce wächst und mit ihm der Bedarf an Verpackungslösungen. Die Kern AG aus der Schweiz ist Experte für Kuvertier- und Verpackungsmaschinen. Mit hoch automatisierten und modular aufgebauten Lösungen begegnet…

Bezahlen mit Mehrwert leicht gemacht

Interview mit Hans-Jörg Widiger, CEO der Swiss Bankers Prepaid Services AG

Bezahlen mit Mehrwert leicht gemacht

Die Digitalisierung verändert seit Jahren das Bezahlverhalten der Konsumenten hin zu Online, respektive Mobile Payment. Die Coronapandemie hat diesen Trend zusätzlich befeuert. Die Swiss Bankers Prepaid Services AG, ein führender…

Wie ein Schweizer Unternehmen seinen Weg geht

Interview mit René Mannhart, CEO der ZAUGG AG Eggiwil

Wie ein Schweizer Unternehmen seinen Weg geht

Wie mächtig Naturgewalten sein können, ist in den letzten Jahren immer wieder deutlich geworden. Mithilfe von ausgereifter Technologie schaffen es die Menschen jedoch zunehmend, gewisse Wetterphänomene zu bewältigen. Die ZAUGG…

Das könnte Sie auch interessieren

Passion für Veränderungen

Interview mit Volker Brielmann, CEO der Adval Tech Gruppe

Passion für Veränderungen

Gerade im weltweit hart umkämpften Automotive-Segment hat sich Adval Tech mit seiner starken technologischen Expertise als kompetenter Zulieferer von Kunststoff-, Metall- und Hybridkomponenten nachhaltig als geschätzter Partner etablieren können. Welche…

Die Zukunft der Elektromobilität gestalten

Interview mit Matthias Nett, Geschäftsführer der Allego GmbH

Die Zukunft der Elektromobilität gestalten

Die Allego GmbH mit Sitz in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, den Markt der Elektromobilität zu revolutionieren. Mit einem der größten Netzwerke von Ladestationen in Europa möchte das Unternehmen…

Kundennah, kompetent, klimabewusst

Interview mit Frank Seifert, Geschäftsführer und Lukas Kühner, Geschäftsführer der Kühner GmbH

Kundennah, kompetent, klimabewusst

Die Kühner GmbH in Winnweiler zählt zu den etablierten Fachbetrieben für Heizungs-, Sanitär-, Klima- und regenerative Energietechnik in der Westpfalz. Das 1966 gegründete Familienunternehmen beschäftigt heute 38 Mitarbeiter und betreut…

TOP