„Agieren statt Reagieren!“

Interview mit Bernd Nickel, Geschäftsführer/Gesellschafter der SFB Metallerzeugnisse GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Nickel, erzählen Sie uns doch zuerst einmal etwas über die Geschichte Ihres Unternehmens: Wie hat es sich entwickelt?

Bernd Nickel: Die Geschichte der SFB Metallerzeugnisse GmbH begann 1993 als Hersteller von Einrichtungsgegenständen für Bäckereien, Metzgereien und Gastronomie: Tische, Schränke, Regale, und das mit dem Schwerpunkt Sonderbau. Ich kam 2003 zum Unternehmen. Zu dieser Zeit haben wir begonnen, auch andere Produkte ins Auge zu fassen – neben den Einrichtungsgegenständen, wo die Edelstahlverarbeitung im Fokus steht, auch die klassische Schwarzblechverarbeitung. Hier haben wir zunächst in kleinerem Umfang mit Umformung, Stanzen, Schweißen und der Montage kleinerer Baugruppen begonnen, bis wir 2009 einen Schwerpunkt auf das Schweißen gelegt haben, um uns von der Masse der Wettbewerber abzuheben – Letzteres vor allem durch Zertifizierungen, die uns erlauben, in Bereichen mit besonderen Auflagen, wie dem Schienen- und Fahrzeugbau sowie dem Druckbehälterbau, zu schweißen. Als klassischer Zulieferer liefern wir heute zu 90% sicherheitsrelevante Bauteile an die Industrie.

Wirtschaftsforum: Was für Bauteile sind das genau und was bedeutet in diesem Zusammenhang ‘sicherheitsrelevant’?

Bernd Nickel: Zu unseren Kunden gehört die Firma Siemens, die in ihrer Niederlassung in Frankfurt sogenannte Lastschaltanlagen herstellt, die in Umspannwerken und Verteilerstationen dafür sorgen, dass der Strom in den Haushalten ankommt. Bestandteile dieser Lastschaltanlagen sind Schweißbaugruppen, die wir liefern. Sicherheitsrelevant sind diese Bauteile deshalb, weil sie in Mittelspannungsumgebungen zum Einsatz kommen. Ebenso verhält es sich mit Schweißbaugruppen, die wir an die Gabelstaplerhersteller Linde und Still liefern. Sie werden in Gabelstaplern verbaut und sind deshalb sicherheitsrelevant.

Wirtschaftsforum: Für welche anderen Branchen außer dem Fahrzeugbau und der Elektroindustrie sind Sie außerdem tätig?

Bernd Nickel: Der dritte Bereich, in dem wir unterwegs sind, ist die Freizeitindustrie, wo wir Schweißbaugruppen für Rangierantriebe für Wohnwagen liefern, sogenannte Mover. Und unsere vierte Schiene ist der Kaminofenbau – bei uns werden komplette Kaminöfen hergestellt und montiert, das heißt, der Kaminofen verlässt unser Haus so, wie er beim Endkunden ankommt. Nach wie vor ist auch die Edelstahlverarbeitung/Sonderbau Teil unseres Portfolios.

Wirtschaftsforum: Warum, meinen Sie, kommen die Kunden zu Ihnen? Und warum bleiben Sie bei Ihnen?

Bernd Nickel: In unserem Geschäft geht nichts ohne gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit. Dieses Vertrauen entsteht nicht sofort, sondern entwickelt sich über einen langen Zeitraum. Insofern sind etliche Kunden auch schon viele Jahre bei uns und in dieser Zeit zu Partnern geworden. Dasselbe gilt übrigens auch für unsere Mitarbeiter: manche arbeiten bei uns schon 30 Jahre. Das ist selten zu finden. Umgekehrt ist bei der Herstellung sicherheitsrelevanter Bauteile aber auch viel Erfahrung notwendig, sodass die Mitarbeiter, die darüber verfügen, auch nicht mal eben ersetzbar sind. Um hohe Qualität zu liefern, braucht es also sowohl die erfahrenen Mitarbeiter als auch Lieferanten, denen man ebenso vertrauen kann. Wir pflegen innerhalb und außerhalb des Unternehmens ein gutes Miteinander, indem wir miteinander sprechen und vernünftig und fair miteinander umgehen. Das ist ein wichtiger Baustein unseres Erfolgs.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei Ihnen im Unternehmen? Schweißen ist doch zum großen Teil Handarbeit, oder?

Bernd Nickel: Tatsächlich haben wir im Unternehmen beides, das manuelle Schweißen und das automatisierte, das bei uns vier Schweißroboter übernehmen. Diese werden digital gesteuert. Digital organisiert sind wir aber auch im Kontakt mit unseren Kunden und Lieferanten in der Warenwirtschaft. Zwischen unseren Kunden und uns wandert kein Stückchen Papier mehr hin und her, angefangen bei der Anfrage über Zeichnungen und Angebote bis zu Lieferscheinen und Rechnungen – in der Kommunikation geht alles in elektronischer Form.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele und Visionen haben Sie für die Zukunft der SFB, wo möchten Sie das Unternehmen in den nächsten Jahren sehen?

Bernd Nickel: In manchen Bereichen möchte ich zum Beispiel den Automatisierungsgrad noch weiter erhöhen. Visionen und konkrete Ziele liegen vor. An dieser Stelle muss ich jedoch die Politik ansprechen und sagen: Gebt mir bitte erstmal wieder andere Rahmenbedingungen als Unternehmer, damit ich mich mit der Umsetzung von Zielen und Visionen überhaupt beschäftigen kann. Ich würde gern an der einen oder anderen Stelle noch mehr investieren, aber aufgrund der aktuellen Gegebenheiten tritt man da lieber auf die Bremse. Wir wissen, welches Potenzial wir als Unternehmen haben, aber wir brauchen auch eine gewisse Planungssicherheit, und die ist im Moment nicht gegeben. Das geht dem gesamten Mittelstand so und ich würde mir wünschen, dass wir, anstatt auf die Situation nur reagieren zu können, in die Lage versetzt würden, selbst wieder mehr zu agieren!

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Sauberlaufen einfach gemacht

Interview mit Ralf Geggus, Geschäftsführer und Inhaber der fuma Hauszubehör GmbH

Sauberlaufen einfach gemacht

Dass die Produkte der fuma Hauszubehör GmbH mit Füßen getreten werden, ist nicht despektierlich, sondern sogar gewünscht. Das 1974 gegründete Familienunternehmen im baden-württembergischen Karlsbad fertigt Fußmatten, die nicht nur Füße…

Elektrotechnik in guten Händen

Interview mit Willy Hentschel, Niederlassungsleiter Cloppenburg, Abteilungsleiter Engineering der Dipl.-Ing. H. Sitte GmbH & Co. KG

Elektrotechnik in guten Händen

Rund 1.000 Mitarbeiter und 30 Standorte im Norden Deutschlands – die Dipl.-Ing. H. Sitte GmbH & Co. KG ist ein Elektrofachunternehmen, das Präsenz zeigt und sich längst als Marke etablieren…

Für den vollen Durchblick

Interview mit Dr. César Collazo, Geschäftsführer der COTEC GmbH

Für den vollen Durchblick

Die COTEC GmbH mit Sitz in Karlstein am Main entwickelt nicht nur hydrophobe Materialien zur hochwertigen Beschichtung von Brillen- und anderen Gläsern. Als einziges Unternehmen weltweit stellt sie auch Maschinen…

Spannendes aus der Region Landkreis Bautzen

Mit Sanierung gegen Leerstand

Interview mit Anja Eckmann, Geschäftsführerin der Wohnungsverwaltung und Bau GmbH Löbau

Mit Sanierung gegen Leerstand

Während andernorts Wohnungsmangel herrscht, leidet die Stadt Löbau im Landkreis Görlitz unter Leerstand. Die Wohnungsverwaltung und Bau GmbH Löbau, einer der größten Vermieter im Ort, hat sich zum Ziel gesetzt,…

Zug um Zug

Interview mit Stefan Kirsch, Vertriebs- und Marketingleiter der CE cideon engineering GmbH & Co. KG

Zug um Zug

Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Um gut ans Ziel zu kommen, ist es aber nicht verkehrt, auch einen cleveren Plan für alle weiteren zu haben. Bei…

Innovative Lösungen für Bad, Technik und Verpackung

Interview

Innovative Lösungen für Bad, Technik und Verpackung

Der klassischen Hygieneaufgabe längst entwachsen, wird dem Badezimmer wachsende Aufmerksamkeit zuteil. Im Sanitärbereich sind Innovationen gefragt, besonders wenn kleine oder schwierig geschnittene Räume zum Wohlfühlort werden sollen. Hier liegt die…

Das könnte Sie auch interessieren

Vom Ladenbau zur Ladestation

Interview mit Sebastian Hellmich, Geschäftsführer und Sebastian Reh, Vertriebsleiter der hesotec gmbh

Vom Ladenbau zur Ladestation

Die Elektromobilität steckt voller Potenziale und Herausforderungen – von der Ladeinfrastruktur bis zum Energiemanagement. Die hesotec gmbh hat sich sowohl im Metallbau als auch in der Entwicklung hochwertiger Ladestationen einen…

Führende Schmiedetechnik für die Zukunft der Mobilität

Interview mit Mustafa Oualkadi, Geschäftsführer der oso precision GmbH

Führende Schmiedetechnik für die Zukunft der Mobilität

Die oso precision GmbH hat sich als europaweiter Marktführer für Pleuel in der Schmiedeindustrie etabliert. Unter der Leitung von Geschäftsführer Mustafa Oualkadi befindet sich das Unternehmen in einem spannenden Transformationsprozess,…

Präzision aus Tradition

Interview mit Lutz Langer, Geschäftsführer der LANGER Metallbau GmbH

Präzision aus Tradition

Etablierte Metallbauunternehmen stehen für Präzision, Nachhaltigkeit und Innovation. Dank fast 100-jähriger Erfahrung und einem engagierten Team von Profis realisiert die LANGER Metallbau GmbH anspruchsvolle Bauprojekte in höchster Qualität. Ob für…

TOP