Der richtige Riecher für Holz

Interview mit Paolo Sangiorgi, Geschäftsführer der Sangiorgi Legnami S.P.A.

„Der Betrieb begann in den 1950er-Jahren in der Nähe des Bahnhofs von Imola mit einem Lager, einem Büro und einer Säge für Stämme kleinen Durchmessers, die hauptsächlich aus Norditalien stammten“, erklärt der Chef der Sangiorgi Legnami S.P.A. „Auch wenn die Firma sich längst vergrößert hat, ist das Sägewerk auch heute noch ihr Herz. Wir importieren Stämme und Bretter zusammen mit Partnern auf der ganzen Welt, die die Hölzer, die wir nach Imola liefern lassen, für uns aussuchen. Hier in Imola werden die Hölzer von spezialisierten Mitarbeitern anhand der spezifischen Anforderungen unserer Kunden verarbeitet. Das Erste, was mir beigebracht wurde und was ich allen meinen Mitarbeitern beibringe ist: Das Holz muss man fühlen und riechen, bevor man es sieht. Nur so kann man es erkennen und verstehen, wie man es am besten verarbeiten kann.“

Damals und heute 

In einem sich nach den Schwierigkeiten der Nachkriegszeit erholenden Markt erlebte das Unternehmen sofort eine wichtige Wachstumsphase. „In den 1970er-Jahren wurde ein Umzug auf das größere Gelände notwendig, auf dem wir uns heute befinden“, blickt Paolo Sangiorgi zurück. „Auf der ‚gesellschaftlichen‘ Ebene kamen dann schwierige Jahre, die durch den frühen Tod meines Vaters und verschiedene Wechsel der Führungsspitze bedingt waren. Ab dem Jahr 1990 begann ich zunächst als einfacher Lagerarbeiter, diese Firma zum Wachsen zu bringen und sie bekannter und weltweit beliebt zu machen.“

Drei Geschäftszweige bestimmen das italienische Unternehmen. „Wir beliefern die lokalen Lager in Italien, die unser Holz an Einzelhändler weiterverkaufen“, erklärt Paolo Sangiorgi. „Ein weiterer Zweig ist der Direktverkauf an Böttcher, Bodenleger und Hersteller von Bilderrahmen, Holzschuhen, Möbeln und Luxusartikeln, sowie der Verkauf an und die Beratung von großen Sargherstellern, mit denen wir enge Geschäftsbeziehungen pflegen – nicht wie ein einfacher Lieferant, sondern eher wie ein Partner.“

Sinn für Qualität 

Heute beschäftigt die Firma 30 Mitarbeiter. Der Umsatz liegt bei 33 Millionen EUR. „In Italien gibt es kein größeres Sägewerk für exotische Hölzer als unseres“, bemerkt Paolo Sangiorgi. „Wir verarbeiten mehr als 70 unterschiedliche Arten von heimischen und exotischen Hölzern, hartes und harzhaltiges Holz, Laubholz, Halbfertigprodukte, Decking und Teak – Produkte aus aller Welt, um das breitestmögliche Kundenspektrum zu befriedigen, das bei uns Produkts- und Verarbeitungsqualität sucht, um wiederum selbst sehr hochwertige Produkte zu herstellen. Unser durchschnittlicher Preis liegt bei 700 EUR pro m³, aber wir haben auch einige Arten von Holz, die Preise von 15.000 EUR pro m³ erreichen. Nirgendwo auf der Welt gibt es die Erfahrung und Kreativität, wie wir sie in Italien haben. Unser Dreh- und Angelpunkt ist unser Know-how in der Verarbeitung, vom Schneiden bis zum Trocknen von Hölzern, die von überallher kommen, um von unseren Kunden verarbeitet zu werden und dann in die ganze Welt als Luxusaccessoire zurückkehren. Dies kann ein hochwertiger Tisch, ein Armaturenbrett eines noblen Autos, die Inneneinrichtung eines Luxushauses oder die Bordküche einer Yacht sein. Holz wird für Edel- und Sonderausstattung immer wichtiger werden. Unsere Herausforderung ist es, unseren Kunden genau die Dienstleistung zu bieten, die sie brauchen. Wer uns kennt, weiß uns als Partner, Berater oder Lieferant zu schätzen.“

Erfahrungen weitergeben 

Für Paolo Sangiorgi ist ein Unternehmen kein Selbstzweck. „Ich möchte, dass unsere Firma eine große Zukunft hat“, erläutert er seine Vorstellung. „Das Ziel einer Firma ist es nicht, in Familienbesitz zu bleiben, sondern in der Welt größer zu werden – das ist die Herausforderung. Ein Generationswechsel muss nicht unbedingt mit den Kindern vollzogen werden, es kann auch mit einem Partner sein, der daran interessiert ist, unsere Geschichte fortzusetzen. Ich möchte meine Erfahrung auf jeden Fall gern an Menschen weitergeben, die mit meiner Firma groß werden sollen.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Lentz & Müller: Digital und persönlich

Interview mit Moritz Thole und Thomas Lentz, Geschäftsführer der Lentz & Müller Dentaltechnik

Lentz & Müller: Digital und persönlich

Von der kleinen Zahnschmiede zum digitalisierten Vor­zeigelabor – Lentz & Müller hat seit der Gründung im Jahr 1984 eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Das Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitern setzte früh…

„Brauchen Verlässlichkeit in der Energiewende“

Interview mit Dipl.-Ing. (FH) Michael Raschemann, geschäftsführender Gesellschafter der Energiequelle GmbH

„Brauchen Verlässlichkeit in der Energiewende“

Sonne und Wind sinnvoll zu nutzen, darin sieht die Energie­quelle GmbH mit Sitz in Kallinchen bei Berlin ihre Hauptaufgabe. Der Inhaber und Gründer Dipl.-Ing. (FH) Michael Raschemann sprach mit Wirtschafts­forum…

Bereit für den Neubau – schlüsselfertige Baugruben

Interview mit Michael Kreppold, Geschäftsführer der Konrad Kreppold GmbH

Bereit für den Neubau – schlüsselfertige Baugruben

Die Bau- und Abbruchbranche steht vor zahlreichen He­rausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Recycling. Die Konrad Kreppold GmbH hat sich in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich positioniert. Im Interview mit…

Spannendes aus der Region Imola

Fenster und Türen – immer ganz dicht

Interview mit Massimiliano Palumbo, Business Development Director der Giesse S.p.A.

Fenster und Türen – immer ganz dicht

Wo immer eine Öffnung in einem Gebäude ist, da wird auch eine Dichtung benötigt. Das ist das Spezialgebiet der Giesse S.p.A. Ob nun Fenster oder Türen, Dichtungen oder Hardware, das…

Weniger ist hier mehr

Interview mit Uwe Basler, Exportmanager der Simex s.r.l.

Weniger ist hier mehr

Es gibt viele unterschiedliche Baumaschinen für ganz verschiedene Einsatzgebiete, vom Straßenbau über den Brücken- und Tunnelbau bis hin zu speziellen Anwendungen wie Unterwasserarbeiten. Doch es muss nicht immer eine komplette,…

Der Geschmack der Tradition

Interview mit Francesca Berti, Marketingleiterin der Caber SRL

Der Geschmack der Tradition

Die Auswahl erlesener Zutaten, die Verwendung traditioneller Rezepte, das Zelebrieren des Geschmacks – in keiner anderen Ecke der Welt wird Genuss so gelebt wie in Italien. Caber SRL lässt uns…

Das könnte Sie auch interessieren

„Unser Fertigungswissen schafft Mehrwert“

Interview mit Nicola Vella, CEO der PWB AG

„Unser Fertigungswissen schafft Mehrwert“

Hervorgegangen aus dem Präzisions-Werkzeugbau, hat die Schweizer PWB AG in den letzten 40 Jahren ihre Kompetenzen konsequent erweitert und sich zu einem Systempartner für Kunden aus unterschiedlichen Industrien entwickelt. „Unsere…

Küchenkompetenz auf die Schiene gebracht

Interview mit Gerd Betz, Geschäftsführer und CEO der KUGEL Edelstahlverarbeitung GmbH

Küchenkompetenz auf die Schiene gebracht

Der Schiene gehört die Zukunft. Der 2020 vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur vorgelegte Masterplan unterstreicht dies deutlich. Bis 2030 sollen demnach doppelt so viele Bahnkunden im Schienenpersonenverkehr gewonnen…

Glas mit ganz eigener Note

Interview mit Prof. Dr. Andreas Buske, Inhaber und Geschäftsführer der Zwiesel Kristallglas AG

Glas mit ganz eigener Note

Das leise Klingen dünnwandiger, langstieliger Gläser ist für viele sicher das Schönste am Anstoßen. Einen besonderen Klang bringen die Kristallgläser der Zwiesel Kristallglas AG hervor – nicht umsonst ziert das…

TOP