SmartDOORS sollen den Schlüssel ablösen
Interview mit Luigi Di Cola, Geschäftsführer der RWD Schlatter AG
Wirtschaftsforum: Herr Di Cola, dass eine Tür nicht wie die andere ist, liegt auf der Hand. Aber was ist das Besondere an Ihren Produkten?
Luigi Di Cola: Wir verfügen über Kompetenz in allen Bereichen, was Türen angeht. Das Thema klingt einfach, ist aber extrem komplex. Je nach Verwendungszweck müssen Türen spezifische bauliche Eigenschaften aufweisen. Hier sind wir stark spezialisiert. Wir sind zum Beispiel Brandschutzspezialisten. In Funktionstüren sind wir in der Schweiz die Nummer 1. Wir planen und installieren Türen für komplexe Systeme, wie The Circle am Flughafen Zürich, wo es um die Installation von 8.000 Türen geht. Im Gesundheitsbau arbeiten wir für Spitäler und Pflegeheime. Tagtäglich beschäftigen wir uns mit Brand-, Einbruch- und Klimaschutz sowie Schalldämmung. Wir verfügen über eigene Prüfstände, die als Außenprüfstellen durch das notifizierte Institut ift Rosenheim akkreditiert sind. Offizielle Prüfungen nach Prüfnormen können somit inhouse durchgeführt werden und führen zu europäisch anerkannten Prüfnachweisen. Ganz neu sind Gefängnistüren aus Holz anstelle von Metall. Verbundlufttüren sind ebenfalls spannend. Sie verfügen über eingebaute Lüftersysteme für den Luftaustausch in geschlossenen Räumen. Damit verhindern sie mitunter auch Schimmelbildung. Natürlich haben wir auch Wohnungseingangstüren und funktionslose Zimmertüren im Angebot. Ein sehr interessantes und aktuelles Thema sind SmartDOORS.
Wirtschaftsforum: Was ist darunter zu verstehen?
Luigi Di Cola: Bei den SmartDOORS arbeiten wir mit der Firma KIWI zusammen. Sie stellt Zutrittssysteme her, bei denen die Türen über eine App und eine IoT-Lösung geöffnet werden können. Diese sollen zukünftig den Schlüssel ablösen. Der Postbote könnte zum Beispiel über eine App Zugang bekommen, um Pakete abzustellen, oder der Monteur erhält von zehn bis zwölf Uhr Zutritt zum Heizungskeller. Bei Vermietung über AirBnB kann das System die persönliche Schlüsselübergabe ersetzen. Diese Systeme sind überall sinnvoll, wo Zutrittsmanagement gefragt ist. Neben dem Objektgeschäft produzieren wir auch Rohlinge für den Handel, die dann vom Schreiner weiterveredelt werden.
Wirtschaftsforum: Seit wann gibt es RWD Schlatter und wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
Luigi Di Cola: Gegründet wurde es bereits 1884 von Theodor Schlatter. Aufgrund des Zusammenschlusses mit RWD 1995 tragen wir heute den Namen RWD Schlatter. Damals hat man eine Reihe von Möbeln produziert, darunter viele Tische, und auch Türen. 2007 wurde das Unternehmen an die Arbonia verkauft. Man positionierte sich neu und gewann Marktanteile hinzu. 2013 wurden wir zum führenden Industrieunternehmen in der Schweiz und haben in eine Rohling-Pressanlage investiert. 2016 wurde innerhalb der Gruppe die Division Türen entwickelt. In diesem Zusammenhang haben wir 2016 die TPO Holzsysteme in Leutershausen erworben, die Brandschutzfenster und Türen herstellt. Heute fertigen wir 80.000 bis 90.000 Türen im Jahr.
Wirtschaftsforum: Kommen Sie ursprünglich aus dieser Branche?
Luigi Di Cola: Nein, ich war innerhalb des Konzerns in der Gebäudetechnik beschäftigt, im Engineering-Bereich für Heizung und Lüftung. Ich verfüge über einen MBA-Abschluss. Bei RWD Schlatter bin ich seit einem Jahr. Als Branchenfremder sammle ich hier viele neue Erfahrungen. In unserem Unternehmen herrscht ein extrem guter Spirit, und ich bin als CEO sehr gut aufgenommen worden.
Wirtschaftsforum: Was sind schwerpunktmäßig Ihre Aufgaben und was ist Ihnen besonders wichtig?
Luigi Di Cola: Ich bin für die Ausrichtung des Unternehmens verantwortlich und führe den Handelsbereich. Wir befinden uns in der digitalen Transformation und wollen uns als Industriebetrieb positionieren. Ich treibe daher die Digitalisierung, unter anderem die SAP-Einführung, voran. Unser Ziel ist die papierlose Kommunikation. Auch BMI – Building Information Modeling – ist ein wichtiges Thema. In Zusammenarbeit mit Fachhochschulen wollen wir uns auf diesem Gebiet besser positionieren. Der Vertrieb liegt mir besonders am Herzen. Es geht darum, die gesamte Wertschöpfungskette im Blick zu haben und den Kunden sauber und professionell zu bedienen. Die Vertriebsstrategie wurde entsprechend angepasst. Daneben ist es mir äußerst wichtig, den Innovationsgrad der Produkte hoch zu halten.
Wirtschaftsforum: Was treibt Sie bei Ihrer Arbeit an?
Luigi Di Cola: Dass die Mitarbeitenden sehr motiviert sind und wir gemeinsam im Team unsere Ziele umsetzen können. Hier herrscht eine wirklich gute Kultur, die auch gelebt wird. Wir brauchen lediglich ein wenig mehr zu digitalisieren, den neuen Zeitgeist einzubringen und am Markt proaktiver aufzutreten. Dabei ist es entscheidend, die Digitalisierung als Evolution, nicht als Revolution zu begreifen.