Mit Spielzeug von Robo Wunderkind zu ProgrammiererInnen von morgen
Interview mit Anna Iarotska, Geschäftsführerin von Robo Wunderkind

Wirtschaftsforum: Inwiefern gab es ein Spielzeug in Ihrer Kindheit, das bei Ihnen die Begeisterung für Technik weckte?
Anna Iarotska: Ehrlich gesagt, gab es keins. Als Mädchen habe ich nur Puppen geschenkt bekommen, was mich jetzt in Nachhinein etwas ärgert. Erst im Teenageralter habe ich durch Jules Verne-Bücher eine Begeisterung für Technik entwickelt. Ich habe immer schon sehr gerne gelesen und Abenteuer auf spannenden Erfindungen in seinen Büchern aufgebaut. Das fand ich sehr faszinierend.
Wirtschaftsforum: Setzen Sie in Ihren Bausätzen auch Ideen, die über Feedback oder die Community herangetragen worden sind, um?
Anna Iarotska: Auf jeden Fall! Für uns ist Feedback eine wertvolle Möglichkeit, unsere Produkte stetig zu verbessern. So nehmen wir bei jedem Workshop oder Besuch einer Schulklasse wertvolle Ideen und Input mit. In der Robo Wunderkind-Community haben Kinder die Möglichkeit, sich über Projekte auszutauschen und kreativen Erfindergeist bei unseren monatlichen Challenges zu zeigen. Durch das Teilen der Projekte erhalten auch wir einen neuen Blick auf die schier unendlichen Spiel-Möglichkeiten. Daneben bieten uns Veranstaltungen und Messen, auf denen wir Partner wie Bildungsträger, Pädagogen, Händler oder Investoren treffen, eine tolle Plattform, um zu Netzwerken und Inspiration für die Weiterentwicklung zu sammeln. Dazu zählen zum Beispiel auch Events wie die Talent Days in Rohrschach oder das Pioneers Festival in Wien.
„Wichtiger als jede Auszeichnung und größte Motivation für uns sind die Kinder, die uns jeden Tag zeigen, wie sie daheim oder in der Schule Roboter bauen und erzählen, wie viel Neues sie ausprobiert haben.“ Anna Iarotska

Wirtschaftsforum: Jüngst haben Sie den ersten Sonderpreis des Deutschen Digitalpreises Spark, den Female Founder Award, erhalten. Hand aufs Herz: Was bedeuten Ihnen solche Awards?
Anna Iarotska: Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, dass unsere Arbeit, für die mein Team und ich jeden Tag 150% geben, in dieser Form anerkannt wird, und das Thema digitale Bildung dadurch an Aufmerksamkeit gewinnt. Es zeigt uns, dass unsere Vision – Kinder für die Themen Robotic und Coding zu begeistern und insbesondere jungen Mädchen den Zugang zur IT- und Tech-Branche zu erleichtern – nicht mehr nur unsere Vision ist. Uns fehlen schon heute zahlreiche Fachkräfte, die es verstehen, digital zu denken und digitale Lösungen zu entwickeln. Wenn wir jetzt nicht handeln, werden so schnell auch keine nachziehen. Wichtiger als jede Auszeichnung und größte Motivation für uns sind aber die Kinder, die uns jeden Tag zeigen, wie sie daheim oder in der Schule Roboter bauen und erzählen, wie viel Neues sie ausprobiert haben.
Wirtschaftsforum: Mit Ihren Bausätzen vermitteln Sie Grundlagen der Robotertechnik an Kinder ab sechs Jahren. Warum haben Sie die Altersgrenze dort angesetzt?
Anna Iarotska: Wir haben die Altersgrenze von sechs Jahren gewählt, da das kognitive Bewusstsein bei Kindern in diesem Alter bereits auf Hochtouren läuft und das Lernen immens gefördert werden kann. Mit der Robo Live App, einer Anwendung zur Fernsteuerung der Roboter, und der Unterstützung von PädagogInnen, können auch schon Fünfjährige an ihren ersten Robos tüfteln – zahlreiche Kindergärten und Vorschulen setzen Robo Wunderkind bereits ein.
Kinder werden im Alltag schon früh mit Technologie konfrontiert, spielen auf den Smartphones der Eltern und können leicht auf Inhalte im Netz zugreifen. Wir machen uns für einen bewussten Umgang mit digitalen Tools stark, indem wir Kindern das Handwerkszeug und den Raum geben, um Technologie aktiv mitzugestalten, sie zu hinterfragen und die eigenen Talente entdecken zu können.
Wirtschaftsforum: Sprechen wir über Unternehmertum: Wie wichtig ist Ihnen gesellschaftliches Engagement als Unternehmer?
Anna Iarotska: Sehr wichtig. Mit Robo Wunderkind haben wir bewusst ein geschlechterneutrales Spielzeug entwickelt, um Mädchen gleichermaßen für Tech zu begeistern, wie Jungen. Denn wenn ich eines erlebt habe, dann, dass wir Mädchen häufig viel zu früh das Selbstvertrauen nehmen, sich auszuprobieren und Fähigkeiten zu entwickeln, die oftmals bei Jungen verortet werden. Immerhin ist die Programmiersprache – wie jede andere Sprache oder Fähigkeit – nicht an ein Geschlecht gebunden. Neben der Förderung des Nachwuchses in der IT-Branche engagiere ich mich bereits seit Jahren im globalen Netzwerk Female Founders für die Förderung von Gründerinnen. Darunter unterstütze ich besonders gerne Start-ups, die sich ebenfalls der Zielgruppe Kinder widmen. Wussten Sie, dass insgesamt 42% dieser Unternehmen von Frauen geführt werden? Europaweit gehen allerdings neun von zehn Finanzierungsrunden an rein männliche Teams. Daher möchte ich meine Reichweite nutzen, um andere Frauen zu motivieren und dabei zu supporten, ihrer Vision nachzugehen.
Interview: Markus Büssecker | Fotos: Robo Wunderkind