Stahlkonstruktionen für Müllverbrennungsanlagen machen ungefähr die Hälfte des Umsatzes der SIAG Stahlbau Ruhland GmbH & Co. KG aus. Weitere Segmente sind herkömmliche Chemieanlagen sowie Atomkraftwerke, Kranhallen und leichte Stahlbaukonstruktionen wie das Neue Theater in Frankfurt.
"Bei Nuklearanlagen steht der Stahlbau vor unvorstellbaren hohen Anforderungen, die nicht jedes Unternehmen bewältigen kann", erläutert Gisbert Loos, Geschäftsführer der SIAG Stahlbau Ruhland GmbH & Co. KG. Zurzeit arbeitet das Unternehmen am Bau eines Atomkraftwerks in Finnland, bei dem es sich um den modernsten Anlagentyp handelt. "Diese sichere Anlage würde sogar einer Kernschmelze standhalten", versichert Gisbert Loos.
Weitere aktuelle Projekte sind eine Müllverbrennungsanlage in Berlin, ein Kraftwerk in Berlin, ein GKM-Kraftwerk in Mannheim sowie ein Kohlekraftwerk für die Bremer Stadtbetriebe.
„Bei Nuklearanlagen steht der Stahlbau vor unvorstellbaren hohen Anforderungen, die nicht jedes Unternehmen bewältigen kann.“ Gisbert Loos Geschäftsführer
Komplizierte deutsche Verhältnisse
Auftraggeber sind private Anlagenbauer wie Areva, Fisia Babcock und Baumgarten. Bei den Chemieanlagen ist Wacker Chemie ein wichtiger Kunde, während Aufträge von Bauunternehmen wie Hochtief und Bilfinger eher selten sind. Im Auftrag der Kunden ist SIAG Stahlbau Ruhland häufig im Ausland tätig, gerade beim Anlagenbau.
Diese indirekten Exportaktivitäten sind wichtig, denn Bedarf ist in Deutschland ohne Zweifel vorhanden. So werden zwar Gaskraftwerke konzipiert, doch die Genehmigungsverfahren dauern in der Regel sehr lange.
Lange Tradition
Das Unternehmen aus Ruhland kann auf eine lange Tradition zurückblicken und gehörte bei seiner Gründung als Eisenbau Manig 1921 zu den Stahlbaufirmen der ersten Stunde. 1934 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort in die Dresdener Straße in Ruhland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand der Betrieb zunächst unter russischer Militärverwaltung, nahm 1946 die Produktion wieder auf und fertigte bis 1949 in dieser Konstellation.
1950 wurde die Stahlbaufirma zum 'Volkseigenen Betrieb' (VEB) und blieb dies – mit einigen Umstrukturierungen – bis zur Wende 1989. So war das Unternehmen zu DDR-Zeiten Sitz des Leichtbaumetall-Kombinats und Ausbildungsstätte und beschäftigte als mittelgroßer Betrieb mit Auszubildenden rund 800 Mitarbeiter.
Nach dem Mauerfall wurde Personal abgebaut und die Firma ging an die Treuhand, die sie 1997 an die Dernbacher SIAG Windenergietechnik GmbH verkaufte. Mit 80 Beschäftigten wurden Türme für Windenergieanlagen gebaut und verschiedene Windbauprojekte kamen in die Region.
Um auch komplexe Stahlbauprojekte anzugehen, investierten die Verantwortlichen in den folgenden Jahren stark in die Infrastruktur des Unternehmens, erneuerten zum Beispiel den Maschinenpark und orientierten sich an den neuesten Normen und Techniken. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs bis auf heute 180 an.
„Auf dem rein deutschen Markt ist das Geschäft extrem schwierig geworden.“ Gisbert Loos Geschäftsführer
Erfahrung in den USA
Geschäftsführer Gisbert Loos ist seit Beendigung seines Bauingenieurstudiums in Darmstadt im Stahlbau tätig, das er als schon "immer hartes Geschäft mit wenig Rendite" bezeichnet. Stationen seins Berufslebens waren eine Maschinenbaufirma in den USA, Donges Stahlbau sowie Areva, der weltweite Marktführer für Nukleartechnik.
2009 kam er als Technischer Geschäftsführer zur SIAG Stahlbau Ruhland, seit 2011 ist er als Gesamtgeschäftsführer auch für die kaufmännische Sparte verantwortlich.
Umsatz gesteigert
Der Umsatz liegt zurzeit bei rund 40 Millionen Euro im Jahr. In den zurückliegenden Jahren waren es 25 bis 30 Millionen Euro und selbst im Krisenjahr 2009 mehr als 30 Millionen Euro. Mit einer Exportquote von 50 Prozent engagiert sich das Unternehmen stark im Ausland, da hier die Bedingungen oft einfacher sind als Deutschland. "Auf dem rein deutschen Markt ist das Geschäft extrem schwierig geworden", hat Gisbert Loos beobachtet.
Grundsätzlich legt SIAG Stahlbau Ruhland großen Wert auf die Dokumentation und betreibt hier großen Aufwand. "Komplexe und komplizierte Projekte sind eine besondere Stärke von uns", versichert der Geschäftsführer, dessen komplettes Projektpersonal fließend englisch spricht. Die Internationalisierung wurde über Kontakte der Muttergesellschaft SIAG vorangebracht und gleich nach der Übernahme 1997 eingeleitet.
Fertigung und Montage
Das Marketing basiert auf den langjährigen Kundenbeziehungen. "Wir übernehmen nicht nur die Fertigung, sondern auch die Montage", betont Gisbert Loos. Dabei passt sich das Unternehmen natürlich stets den Wünschen der Kunden in einer Branche an, die ohnehin von höchsten Qualitätsnormen geprägt ist. "Zertifizierung und Können: das ist der Weg, dem Preisdruck zu entkommen", so Gisbert Loos. "Qualität können wir, aber das kostet natürlich auch mehr."
„Komplexe und komplizierte Projekte sind eine besondere Stärke von uns.“ Gisbert Loos Geschäftsführer
Effizient und fehlerarm
"Wir arbeiten effizient und fehlerarm", erläutert der Geschäftsführer. "Dies ist ein wichtiger Punkt, da die Gewinnmargen so klein sind." Stets ist die SIAG Stahlbau Ruhland auch darauf bedacht, dem Wandel der Kundenanforderungen nachzukommen, um sich so gegenüber den Wettbewerbern abzusetzen.
"Nach außen sind wir Mittelständler und werden als verlässlicher Vertragspartner wahrgenommen", erklärt Gisbert Loos. "Bei kleineren Aufträgen sind wir nicht mehr dabei." Als weiteren Pluspunkt sieht der Stahlbauexperte die internationale Ausrichtung seines Unternehmens. Westeuropäische Länder bis hin nach Schweden und Finnland machen den Schwerpunkt der internationalen Aktivitäten aus.
Etwas schwieriger ist die Situation in Osteuropa, da für Ruhland nur Projekte infrage kommen, die EU-Standards entsprechen, was dort nicht so häufig ist. Aktuell ist das Unternehmen in der Angebotsphase für ein Projekt in Rumänien. Auch künftig wollen sich die Stahlbauer auf anspruchsvolle und schwierige Projekte konzentrieren und international tätig sein. Schließlich hat die SIAG Stahlbau Ruhland das entsprechende Personal und die Möglichkeiten.