Vom Modellbau zum Medizinprodukt

Interview mit Oliver Hofmann, Geschäftsführer der Robert Hofmann GmbH

„Wir sind eine typische Unternehmerfamilie“, sagt Oliver Hofmann, Geschäftsführer der Robert Hofmann GmbH. 1958 legte sein Großvater Siegfried Hofmann mit der Gründung seines Werkzeugbaubetriebs den Grundstein für zwei weitere Familienunternehmen. Eines von ihnen ist die von seinem Sohn 1991 gegründete Robert Hofmann GmbH. Diese war eines der beiden ersten deutschen Unternehmen, die einen 3-D-Drucker besaßen.

„Mein Vater hatte die neueste Technik von einer Geschäftsreise aus Amerika mitgebracht. Das Gerät wurde erfolgreich im Modellbau eingesetzt und ermöglichte praktisch über Nacht ein Modell zu generieren, das zuvor aufwendig von Hand gefertigt werden musste“, erzählt Oliver Hofmann.

Metalldruck in 3-D

In den folgenden Jahren wuchs das Unternehmen stark. Mitte der 1990er-Jahre begann man im Firmenverbund, Aluminiumwerkzeuge für den Spritzguss in kleinen Serien herzustellen. Das Jahr 2000 läutete mit dem Druck von Metallteilen eine neue 3-D-Ära ein, berichtet Oliver Hofmann.

„Frank Herzog war damals als Student bei uns. Er hatte eine Affinität für Metalle und war von unseren 3-D-Druckern begeistert. Also hat er sich damit beschäftigt, wie Metallpulver in den 3-D-Drucker eingebracht werden kann. Zusammen mit seiner Frau – meiner Cousine Kerstin Herzog – gründete er die Concept Laser GmbH zur Distribution von Metalldruckern. Vor vier Jahren wurde sie an General Electrics verkauft. Jetzt bieten wir mit unserer Firma metallischen 3-D-Druck als Dienstleistung an.“

Vorstoß in den Bereich medizinische Produkte

Der erste systematische Strategieprozess des Unternehmens brachte die Erkenntnis: „Wir sind hochinnovativ und lösungsorientiert, aber die Hürde vom Dienstleister zum Produkthersteller haben wir noch nicht genommen“, so Oliver Hofmann. Das neue Ziel lautet, in der Medizintechnik Fuß zu fassen. Dafür wurde 2018 die Firma iMEDgine für den Vertrieb von Medizinprodukten gegründet. Sie entwickelte auch eine Handauflage für den medizinischen Bereich, die in den Hilfsmittelkatalog aufgenommen werden wird und somit von den Krankenkassen verschrieben werden kann. „Dazu werden Ende des Jahres die Ergebnisse einer Studie vorliegen, die wir derzeit mit einem Professor für Rheumatologie durchführen“, sagt Oliver Hofmann.

Hofmann sieht sich eher als Generalisten denn als Spezialisten. Neben dem 3-D-Druck, insbesondere dem Metalldruck, als Dienstleistung ist das Unternehmen stark im Rapid Prototyping, der Produktion von Vor- und Kleinserien, der Veredelung sowie der Baugruppenmontage und kann mit einer großen Fertigungstiefe aufwarten. „Wir sind nicht die Günstigsten. Uns geht es mehr um Sicherheit und Vertrauen. Wir binden den Kunden nicht eine Fertigungstechnologie auf, sondern hören ihnen zu und geben ihnen genau das, was sie brauchen“, betont der Geschäftsführer.

Corona-Krise mit Auswirkungen

Corona hat dem Unternehmen nicht nur im bereits vor der Krise rückläufigen Automobilbereich, sondern auch in der Luftfahrt Einbußen beschert, macht Oliver Hofmann deutlich: „Die Luftfahrt hat vor der Krise 30% unseres Geschäftsvolumens ausgemacht. Wir hatten 100% Wachstumsraten geplant, konnten aber nur die Hälfte realisieren.“

Aktuell beschäftigt das Unternehmen, das auch zwei Niederlassungen in Spanien und China betreibt, 230 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz hat sich zuletzt von 50 Millionen EUR auf 30 Millionen EUR verringert. 90 bis 95% Prozent davon werden in Deutschland und der DACH-Region generiert. „Für 2021 heißt das Ziel, die Krise wirtschaftlich zu überleben“, so Oliver Hofmann. Als strategische Ziele nennt er das Vorantreiben des Bereichs Medizinprodukte, die Aufstellung des neuen Bereichs Vertrieb und die Durchführung von verschiedenen Maßnahmen zur digitalen Transformation. „Wir werden uns optimieren und wollen unsere Sichtbarkeit am Markt erhöhen“, fasst er zusammen.

Festigen, optimieren, wachsen

In Zukunft soll Hofmann als One-Stop-Shop für seine Kunden agieren. „Wir möchten als Möglichmacher wahrgenommen werden und vom Lasten- und Pflichtenheft bis zum Aftermarket und vom Prototypen bis zu Serienprodukten und Zulassungen alles anbieten“, sagt Oliver Hofmann. Im Automotivebereich wird man sich in Richtung Spezialfahrzeuge mit geringen Stückzahlen orientieren.

Gute Perspektiven sieht der Geschäftsführer im Bereich Luftfahrt sowie der Medizintechnik. „Langfristig möchten wir uns wieder festigen und auch wieder wachsen, wenn die Pandemie vorbei ist.“ Oliver Hofmann freut sich auf neue herausfordernde Projekte. Ein solches war zum Beispiel 2018 der Bau eines kompletten Vorführmodells des Großraumflugzeugs CRAIC CR929 für das chinesische Luftfahrtunternehmen Comac. Oliver Hofmann ist seit sechs Jahren offiziell im Unternehmen beschäftigt. „Aber gefühlt sind es schon 30 Jahre. Da wir ein Familienunternehmen sind, war es für mich immer präsent.“

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