Mehr als die Summe seiner Glieder

Interview mit Hartmut Lieb, Geschäftsführer der KÖBO GmbH & Co. KG

Die Wurzeln des Unternehmens lassen sich bis zu seiner Gründung im Jahr 1894 zurückverfolgen. Damals war es ein Pionier auf einem relativ neuen Gebiet, nämlich der Herstellung von Ketten und Kettenrädern für die frühen kettengetriebenen Fahrräder und Motorräder. Längst werden solche Massenteile in Asien billiger produziert, und KÖBO wandte sich der Fördertechnik zu. Es folgten internationale Expansion und zahlreiche Übernahmen.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends stand KÖBO jedoch am Rande des Konkurses. Hier setzte der heutige Geschäftsführer Hartmut Lieb mit seiner Erfahrung als Banker an, um das Unternehmen wieder auf Vordermann zu bringen. „Ich habe das Unternehmen mit Partnern gemeinsam im Jahr 2004 vor der Insolvenz gekauft“, erklärt er. „Wir haben in die Sanierung und Modernisierung des Unternehmens investiert und waren wieder auf dem richtigen Weg, als die Finanzkrise im Jahr 2008 zuschlug.“

Maßgeschneidertes Produkt

Der Verkauf von Firmenanteilen an einen chinesischen Kettenhersteller brachte das nötige Kapital, um die Krise zu überstehen. „Die Produktpaletten der beiden Unternehmen ergänzen sich sehr gut“, sagt Hartmut Lieb. „Unser Kerngeschäft ist die Produktion von qualitativ hochwertigen Förder- und Antriebsketten sowie Kettenrädern und Kettenradscheiben. Unser Fokus liegt auf Spezialprodukten mit einem hohen Maß an Individualisierung. Das können die chinesischen Hersteller, die auf Massenproduktion ausgerichtet sind, nicht leisten.“

KÖBO erreicht dies durch eine beeindruckende Fertigungstiefe, die es dem Unternehmen ermöglicht, alle Aspekte von Design und Herstellung zu steuern und gleichzeitig seine Zukunft als europäischer Hersteller zu sichern. „Wir produzieren auftragsbezogen nach Kundenwunsch“, erklärt Hartmut Lieb. „Jede Förderanlage ist anders und die Kette muss jedes Mal entsprechend angepasst werden.“

Breit aufgestellter Kundenstamm

Die Ketten und Kettenräder von KÖBO werden in Förder- und Transportanlagen eingebaut, die in den unterschiedlichsten Branchen zum Einsatz kommen, von der Stahlerzeugung über die Papier- und Zellstoffindustrie, die Lebensmittelindustrie, die Wasseraufbereitungsindustrie, Fahrtreppenindustrie und Flaschenreinigungsindustrie bis hin zu Freizeitparks.

„In dieser hoch spezialisierten Nische sind wir für unsere vielseitigen und leistungsstarken Produkte bekannt“, sagt Hartmut Lieb. „Neben Originalteilen liefern wir auch Ersatzketten und führen Materialanalysen und -tests durch, um die Restlebensdauer einer bestehenden Kette zu ermitteln. Wir empfehlen immer, verschlissene Förderketten rechtzeitig auszutauschen, um Produktionsunterbrechungen zu minimieren.“

Moderne Zukunft

Nachdem er die Krisen der Vergangenheit mit einem mutigen Investitionsprogramm überwunden hat, blickt Hartmut Lieb zuversichtlich in die Zukunft. „Als ich 2004 übernahm, war das Unternehmen technologisch weit zurück“, erinnert er sich. „Es gab vielleicht drei PCs im gesamten Unternehmen. Heute arbeiten wir mit einem hochmodernen SAP-System, das unsere Produktionsstandorte in Deutschland und Polen integriert und die Lagerbestände in unseren Vertriebsgesellschaften in den USA, Frankreich und Großbritannien verwaltet.“

Das Ziel für die Zukunft ist, langfristig die Produktion in Europa zu halten. „Zurzeit geht es nicht nur um die Preise, sondern um die Beschaffung“, so Hartmut Lieb. „Wir können Marktanteile dadurch zurückgewinnen, indem wir kürzere Lieferzeiten garantieren.“

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