Verpackungen mit Geschichte und Zukunft

Interview mit Davide Jarach, Leiter des Strategic Development der Goglio SpA

In den ersten Jahren lag der Fokus des Unternehmens auf Verpackungen aus Papier und Karton. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts startete die Mechanisierung mit der Anschaffung der ersten Maschinen als Basis für eine automatische Fabrik.

In den 1950er-Jahren kam dann der Kunststoff auf den Markt und Goglio sah darin eine Möglichkeit, Verpackungen aus einem alternativen Material zum Papier herzustellen. Anfang der 1970er-Jahre begann schließlich die Tätigkeit für den Bereich Kaffee mit der Herstellung von flexiblen Kaffeeverpackungen.

Ab den 1970er-Jahren begann Goglio mit dem Ausbau im Export, zunächst in Europa, dann auch in den USA, wo Anfang der 1980er-Jahre die erste Produktionsfabrik gebaut wurde. „Wir haben mit Vakuumverpackungen begonnen, dann sind komplette Konzepte für Systeme, nicht nur das Material zur Verpackung, sondern auch die Entwicklung und Fertigung der Verpackungsmaschinen, dazu gekommen“, erzählt Davide Jarach, Leiter des Strategic Development, Präsident der Produktions- und Vertriebsfiliale in China und Supervisor der Tochterunternehmen außerhalb Europas. Er ist seit 2011 im Unternehmen und hat davor einige Jahre als strategischer Berater für Boston Consulting gearbeitet.

Mit Verstärkung der Präsenz in Europa erfolgte der Kauf einer Fabrik in Amsterdam. In den 1990er-Jahren entwickelte sich die Firmenpräsenz im Orient mit einer Vertriebsniederlassung in Japan und in den 2000er-Jahren mit der Eröffnung einer Fabrik in China.

„Ich möchte Goglio zu Wachstum verhelfen, sowohl organisch als auch durch Aufkäufe und Integration von anderen Firmen in Märkten, in denen sie Potenzial sehen. Wir wollen die integrierte Herangehensweise an die Kunden weiterentwickeln, also ein ganzes System, eine schlüsselfertige Lösung anbieten“, verrät Davide Jarach.

Weiterhin möchte Goglio den Export ausbauen: „Dafür schauen wir auf Märkte, in denen wir eine noch niedrige Marktpräsenz, aber Möglichkeiten zur Entwicklung haben, zum Beispiel Asien. Dort haben wir im Bereich Kaffee das Potenzial noch nicht ausgeschöpft, sondern sind aktuell mit anderen Produkten wie etwa aseptischen großen Säcken für die Verpackung von Halbfabrikaten aus Früchten präsent“, erläutert Davide Jarach.

Verpackungen neu gedacht

In Südamerika hat Goglio die Wende vom Abfüllen von Kaffee in Dosen zum Abfüllen im Beutel vollzogen. „Heute versuchen wir dasselbe mit anderen Produkten, wir wollen unseren Kunden die Möglichkeit geben, die Art der Verpackung zu wechseln. Diesbezüglich arbeiten wir auch in den deutschsprachigen Märkten mit der Metro-Gruppe, die sehr an den Wechsel von einer steifen zu einer flexiblen Verpackung geglaubt hat“, erklärt der Leiter des Strategic Development.

Weltweit beschäftigt das Unternehmen, verteilt auf seine Zentrale, acht Produktionsstätten sowie sieben Filialen, 1.754 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von 375 Millionen EUR. Der Exportanteil liegt dabei aufgrund der Produktionsstätten im Ausland bei 75 bis 80%.

Traditionell versus digital

Goglio hat einige digitale Innovationen eingeführt: Die Maschinenproduktion bietet nicht nur Verpackungsprodukte, sondern auch komplette Verpackungslinien. Diesbezüglich entwickelt das Unternehmen seit einigen Jahren Industrie 4.0-Lösungen, also Maschinen, die remote überwacht und kontrolliert werden können, sodass den Kunden eine remote Assistenz gegeben werden kann. Auch zusätzliche Serviceleistungen, wie das Sammeln von Daten über den Produktionsprozess des jeweiligen Kunden, sind möglich. Weiterhin liegt ein Schwerpunkt auf der Potenzialität neuer Technologien, auch für die Produktion von Maschinenteilen.

„Früher wurde aus einem Metall ein Teil gefertigt, indem man zunehmend Material entfernt hat, heute ist es dank der 3D-Technologie andersherum: man fügt Material hinzu, bis man die gewünschte Form hat“, so Davide Jarach. Für die Produktion von Verpackungsmaterial investiert Goglio seit einigen Jahren in den digitalen Druck und schaut mit großer Aufmerksamkeit auf alle Innovationen, die in diesem Bereich auf den Markt kommen. „Das ist für uns die Zukunft und wird die traditionellen Technologien komplett ersetzen“, betont Davide Jarach.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Lokale Stärke, globale Vision

Interview mit Maria Wünsch-Guaraldi, CEO und Alfred Wagner, Finance Director der Sanden International (Europe) GmbH

Lokale Stärke, globale Vision

Der japanische Klimaanlagen-Spezialist Sanden navigiert in Europa mit 1.650 Mitarbeitern und 450 bis 500 Millionen EUR Umsatz durch turbulente Zeiten. Während die Automobilindustrie zwischen Elektromobilität, regulatorischen Unsicherheiten und chinesischer Konkurrenz…

Beton nach Maß

Interview mit Stephan Radtke, kaufmännischer Geschäftsführer der DUHA Betonfertigteile GmbH

Beton nach Maß

Beton ist vielseitig einsetzbar, formbar, stabil, langlebig, druckfest und auf lange Sicht wirtschaftlich. Gleichzeitig ist seine Herstellung energieintensiv und verursacht nicht unerhebliche Mengen an CO2-Emissionen. Die DUHA Betonfertigteile GmbH aus…

„Wir wollen der Industriestandard für die Wasseraufbereitung werden!“

Interview mit Dr. Christian Göbbert, Managing Director der Nanostone Water GmbH

„Wir wollen der Industriestandard für die Wasseraufbereitung werden!“

Mit einem Keramikfiltrationssystem hat Nanostone Water ein Produkt entwickelt, das Mikroorganismen aus Wasserkreisläufen verlässlich herausfiltert: zur Trinkwasserversorgung, aber auch für vielfältige Industrieanwendungen und die Abwasseraufbereitung. Wie die Technologie genau funktioniert…

Spannendes aus der Region Milano (MI)

Innovative Schmiedetechnik für höchste Ansprüche

Interview mit Giuseppe Pons, Head of Sales und Pietro Solarino, Technical Sales Manager sowie Susanna Ripamonti, Marketing Managerin der MasperoTech S.r.l.

Innovative Schmiedetechnik für höchste Ansprüche

Die Metallverarbeitung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Während traditionelle Verfahren weiterhin gefragt sind, setzen moderne Unternehmen zunehmend auf technologische Innovationen und nachhaltige Prozesse. MasperoTech S.r.l., mit Sitz…

Kreativität trifft Markenstrategie

Interview mit Koici Tschang, CEO der Osama S.p.A.

Kreativität trifft Markenstrategie

Ob Schreibwaren, Kreativprodukte oder Designobjekte für den Wohnbereich – der italienische Markenanbieter Osama S.p.A. hat sich in fast sechs Jahrzehnten vom Importeur japanischer Schreibgeräte zu einem diversifizierten, internationalen Unternehmen entwickelt.…

Gestählt in die Zukunft

Interview mit Alberto Schiavo, Verkaufsleiter der CPC INOX S.p.A.

Gestählt in die Zukunft

Die CPC INOX S.p.A. aus dem italienischen Basiano, Mitte der 1970er-Jahre als unabhängiges Servicecenter gegründet, hat sich von Anfang an in einem wichtigen Nischenmarkt positioniert. Heute setzt der Spezialist für…

Das könnte Sie auch interessieren

Die Verpackung in der Verpackung

Interview mit Dr. Axel Weiler, CEO der ROUNDLINER Gruppe

Die Verpackung in der Verpackung

Bis 2050 soll es weltweit 65% mehr Abfall geben – das besagt eine Studie des UN-Umweltprogramms. Um Müll zu reduzieren, wird der bewusste Umgang mit Ressourcen immer wichtiger. Die ROUNDLINER…

„Nachhaltigkeit ist kein Luxus,  sondern eine Notwendigkeit“

Interview mit Hartmut Schoon, CEO der Enneatech AG

„Nachhaltigkeit ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“

Die Recyclingbranche steht vor einer enormen Herausforderung: Wie lässt sich Kunststoff nachhaltig wiederverwerten, ohne auf Qualität zu verzichten? Die Enneatech AG aus Ostfriesland hat sich dieser Frage gestellt – und…

Mut statt Stillstand:  Wie AKO in der Krise wächst

Interview mit Daniel Vogel, Geschäftsführer der AKO - KUNSTSTOFFE ALFRED KOLB GmbH

Mut statt Stillstand: Wie AKO in der Krise wächst

Während viele Unternehmen in der Krise den Rotstift ansetzen, investiert AKO Kunststoffe aus Hoffenheim antizyklisch in Anlagen im Millionenbereich. Das Familienunternehmen, das 1956 mit Bakelit-Knöpfen für Traktoren startete, will mit…

TOP