Prägend in Auto und Haushalt

Interview mit Sascha Richter, Geschäftsführer Vertrieb und Technik der BAIER GmbH + Co KG Maschinenfabrik

Als Ferdinand Baier und seine Geschwister im Mai 1948 eine Maschinenfabrik gründeten, sah die Welt noch anders aus – und auch das, was man unter modernem Design verstand. „Damals stellte die Firma Produkte zur grafischen Aufwertung von Verpackungen und Grußkarten her“, berichtet der Geschäftsleiter Vertrieb und Technik Sascha Richter, der auch Prokurist des Unternehmens ist.

Im Zuge des beginnenden Hypes in der Kunststoffindustrie beschäftigte man sich auch mit dem Aufbringen von Prägefolie. In immer mehr Bereichen war eine Produkt-aufwertung gefragt. So bekam BAIER die ersten Aufträge aus der Automobilindustrie. Zunächst ging es nur um die Kilometeranzeige im Auto.

„Der Dekobereich, im Zuge der Fokussierung auf Kunststoff etwas aus den Augen verloren, bekam wieder eine größere Bedeutung, zum Beispiel durch die Prägung von Linealen und Kosmetikartikeln“, erzählt Sascha Richter. Ein Großauftrag aus Russland für zwölf Anlagen zur Veredlung von Lippenstifthülsen war ein besonderes Highlight für das damalige Familienunternehmen und zeugte bereits in der ersten Phase der Firmengeschichte von einer guten internationalen Aufstellung.

Die Niere wird prägend

Die zweite Generation in Person von Birgit Baier, der Tochter von Ferdinand Baier, übernahm in den 1980er-Jahren die Geschäfte. Während immer mehr Aufträge aus der Automobilindustrie kamen, begann BAIER auch mit der Herstellung von Sonderprodukten für die Bearbeitung von Etiketten sowie Stanzmaschinen. So fasste man in China und Saudi-Arabien Fuß.

Die Internationalisierung der Firma ging in großen Schritten voran – weltweit. Im Jahr 2000 wurde die Firma an zwei externe Eigentümer verkauft. Ab 2001 spielte die BMW-Niere eine zunehmend große Rolle: „Dieses Segment hat sich in den letzten 20 Jahren vervielfacht. Fast alle Hersteller haben eine Prägung, die überwiegend mit unseren Maschinen hergestellt wird“, betont der Geschäftsleiter. Seit 2011 ist die Firma Kurz, ein eigentümergeführter Hersteller von Prägefolien mit weltweit rund 5.000 Mitarbeitern, Eigentümer der BAIER Maschinenfabrik. Diese verzeichnet heute einen Umsatz von 18 Millionen EUR und hat es im Bereich der Heißprägemaschinen zum Marktführer gebracht. Mehr als 100 Maschinen – überwiegend Sondermaschinen – verlassen jährlich das Werk am Firmensitz in Rudersberg, wo 80 Mitarbeiter beschäftigt sind.

Sascha Richter
„Auf dem Markt zu wachsen, ist kein Problem – aber die richtigen Leute zu finden!“ Sascha RichterGeschäftsleiter Vertrieb und Technik

Stark in Sonderanfertigungen

„70 bis 80% unserer Maschinen sind auf den Kunden zugeschnitten. Das ist unsere Stärke“, sagt Sascha Richter. In der Praxis sieht das so aus: Der Kunde hat eine Idee, BAIER übernimmt das gesamte Engineering und stellt die Anlage auf. „Dass wir einen Wunsch des Kunden nicht erfüllen können, gibt es nicht“, stellt er klar. Der Ansatz ist immer ganzheitlich: „Wir bauen Systeme anstelle von Produkten.“

Durch ihre breite Aufstellung ist die Firma nicht von einzelnen Branchen abhängig. „Schwächelt eine Industrie, gehen wir stärker in eine andere.“ Der Automotivebereich ist derzeit der größte, gefolgt von der ‘Weißen Ware’: Haushaltsgeräte namhafter Hersteller wie Bosch-Siemens, Kärcher, Braun oder Procter & Gamble.

Die Zulieferer kommen überwiegend aus Deutschland, darauf legt man bei BAIER Wert. Das Ziel ist, weiter zu wachsen und den Standort zu erweitern – allerdings gibt es einen Haken: „Auf dem Markt zu wachsen, ist kein Problem – aber die richtigen Leute zu finden!“, beklagt Sascha Richter.

Bei Auszubildenden ist das Interesse am Unternehmen bereits groß, aber es fehlt an Ingenieuren und Facharbeitern. Aktuell sind acht Stellen zu besetzen. „Bei dieser Zielgruppe müssen wir unsere Wahrnehmung stärken.“ Interessante Entwicklungen gibt es allemal: „Mit einem neuen Maschinentyp gehen wir jetzt die Industrie 4.0 an. Wir arbeiten an einem ganzheitlichen Konzept, einer Komplettlösung für den Kunden.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Interview mit Christian Assfalg, Geschäftsführer der Assfalg GmbH

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Schwere Lasten so einfach anheben und transportieren wie das Betätigen eines Lichtschalters, ganz ohne mechanische Fixierung: Das können nur Magnete. Die familiengeführte Assfalg GmbH aus Schwäbisch Gmünd ist ein weltweit…

„Der technische Fortschritt braucht Kupfer!“

Interview mit Bernd Glauner, Geschäftsführender Gesellschafter der Ferd. Haecker GmbH & Co. KG

„Der technische Fortschritt braucht Kupfer!“

Die Ferd. Haecker GmbH & Co. KG aus Pforzheim hat sich in vielen Branchen als verlässlicher, kompetenter und kundennaher Zulieferer von Halbzeugen aus Kupfer, Kupferlegierungen und Aluminium einen Namen gemacht.…

Die Medizin wird ambulanter und digitaler

Interview mit Dr. Steffi Miroslau, Geschäftsführerin der GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH

Die Medizin wird ambulanter und digitaler

Die GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH ist ein bedeutender Akteur im Gesundheitswesen Brandenburgs. Mit einer zentralen Verwaltung in Eberswalde und insgesamt elf eigenständigen GmbHs, darunter mehrere Krankenhäuser und…

Spannendes aus der Region Rems-Murr-Kreis

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Interview mit Christian Assfalg, Geschäftsführer der Assfalg GmbH

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Schwere Lasten so einfach anheben und transportieren wie das Betätigen eines Lichtschalters, ganz ohne mechanische Fixierung: Das können nur Magnete. Die familiengeführte Assfalg GmbH aus Schwäbisch Gmünd ist ein weltweit…

„Eine präzise Dosierung ist  unerlässlich“

Interview mit Alexander Mugrauer, Geschäftsführer der EYPro Mugrauer & Schnele GmbH

„Eine präzise Dosierung ist unerlässlich“

Die Dosiertechnikbranche mag unscheinbar wirken, doch sie ist eine Welt hochpräziser Technologien, die in vielen Industrien unverzichtbar sind. Die EYPro Mugrauer & Schnele GmbH hat sich in diesem anspruchsvollen Nischenmarkt…

Olivenöl mit Herzblut

Interview mit Andreas Knauß, Geschäftsführer der LAKUDIA GmbH

Olivenöl mit Herzblut

Was mit einem Urlaub in Griechenland begann, entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Unternehmergeschichte: Die LAKUDIA GmbH vereint schwäbischen Unternehmergeist mit der Leidenschaft für Olivenöl allerhöchster Qualität, das schon lange im…

Das könnte Sie auch interessieren

Auf der Überholspur in die Zukunft

Interview mit Chantal Eder, Geschäftsführerin der Lindengut-Garage AG

Auf der Überholspur in die Zukunft

Die Automobilbranche erfindet sich neu. Trends wie autonomes Fahren, Digitalisierung und Elektromobilität mischen den Markt auf, stellen traditionelle Geschäftsmodelle infrage und fordern ein hohes Maß an Innovation und Agilität. Die…

Pionierarbeit für Innovation und Fortschritt

Interview mit Dr. Holger Jené, CEO und Andreas Prillmann, CSO der SEGULA Technologies GmbH

Pionierarbeit für Innovation und Fortschritt

Engineering-Dienstleistungen spielen eine entscheidende Rolle in der modernen Industrielandschaft, indem sie technische Expertise und Lösungen für komplexe Herausforderungen bieten. Sie sind das Rückgrat für die Entwicklung von Produkten und Systemen,…

Erstklassige Ersatzteile

Interview mit Andreas Jedaschko, Geschäftsführer der Brechmann Handels GmbH & Co. KG

Erstklassige Ersatzteile

Mit 45 Jahren Erfahrung in der Lieferung von Originalersatzteilen für die Automobilbranche gilt die Brechmann Handels GmbH & Co. KG aus Bielefeld als einer der führenden Spezialisten in diesem Bereich.…

TOP