Komplett von der Rolle: Etiketten für den Alltag
Interview mit Torsten Rütze, Werkleiter der Avery Dennison Materials GmbH


„Die Verwendung unserer Produkte ist sehr breit gefächert, ob Lebensmittel, Pharma oder sonstige Branchen“, beschreibt Torsten Rütze, Werkleiter der Avery Dennison Materials GmbH. „Ein gutes Beispiel sind die selbstklebenden Abziehbilder in den Fußball-Sammelheften.“
Dabei spielt die Wahl des richtigen Klebstoffs eine ganz wichtige Rolle. „Der Unterschied in der Qualität und der Anwendung wird durch den Klebstoff bestimmt“, weiß der Fachmann. „Es gibt Etiketten, die auch bei Wassereinwirkung halten müssen. Ein Duschgel sollte auch nach mehrmaliger Nutzung unter der Dusche immer noch als solches zu erkennen sein. Im Gegensatz dazu gibt es Etiketten, die problemlos vom Produkt abzuziehen sind und keine Spuren hinterlassen. Wieder andere Etiketten, zum Beispiel auf einer Coca-Cola-Flasche, werden erst beim Recyclingprozess wieder entfernt. Je nach Anwendung und Bedürfnis der Kunden bieten wir unterschiedliche Funktionalitäten bei den Klebstoffen.“
Vielfalt ist auch bei den Trägermedien gefragt. Hier wird mit Papier ebenso gearbeitet wie mit Kunststoffen, etwa Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE). Auf Wunsch des Kunden sind aber auch Recyclingmaterialien möglich.
Vertrieb an Drucker
Weltweit gibt es diverse Unternehmen und Niederlassungen innerhalb des Avery Dennison-Konzerns. Das 1998 eröffnete Werk in Gotha ist ein Produktionsstandort, in dem sogenannte ‘Mutterrollen’ gefertigt werden. „Wir werden mit 18.000 m langen und 2 m breiten Rollen beliefert“, verdeutlicht der Werkleiter. „Diese werden bei uns mit Silikon und Klebstoff beschichtet und der neue Verbund wird wieder aufgewickelt. Diese Rollen werden alsdann an die Drucker vertrieben oder aber zu ‘Cheeses’ geschnitten. Die heißen so, weil die Rollen wie Käse aussehen. Sie sind zwischen 10 cm oder 1 m breit. Diese ‘Mutterrollen’ oder ‘Cheeses’ gehen dann – wie gesagt – an die Drucker, die daraus Etiketten ausstanzen und bedrucken.“
Weltweit gefragt
Die so gefertigten Produkte werden nicht nur auf dem deutschen Markt eingesetzt, sondern weltweit vertrieben. Torsten Rütze: „Auch wenn wir weltweit Niederlassungen haben, sind die unterschiedlichen Standorte in spezifischen Segmenten aktiv und bieten nicht alles. Unser Kernbereich ist Europa, hier sogar Deutschland, aber auch der Osten. 70% unserer Produkte bleiben in Deutschland, 30% gehen ins Ausland. Ein wichtiger Markt für uns ist auch Russland. Wir beliefern aber auch Länder wie Ghana und Brasilien.“

„Unser Kernbereich ist Europa.“ Torsten RützeWerkleiter
Da Avery Dennison schon lange auf dem Markt ist, hat das Unternehmen viele Stammkunden und einen großen Marktanteil. „Zusätzlich sind wir auch auf Messen präsent und haben ein eigenes Sales- und Marketingteam, das aktiv neue Kunden sucht“, ergänzt der Werkleiter.
Qualitäts-Klebstoffe
Die Qualität der Klebstoffe ist für Torsten Rütze einer der Erfolgsfaktoren von Avery Dennison. Sie werden von einer Niederlassung in der Schweiz hergestellt und ausschließlich intern vertrieben. „Aber auch die Qualität des Kundenservices ist sehr wichtig“, sagt der Werkleiter. „Wir sind sehr reaktiv und können beispielsweise bei Bestellungen bis 14 Uhr schon am nächsten Tag liefern. Das nennen wir NDD, ‘Next Day delivery’.“
Zu Beginn der Corona-Zeit verzeichnete das Unternehmen ein regelrechtes Auftragshoch. Zum einen war ein erhöhter Bedarf an Desinfektionsmitteln, die allesamt mit Etiketten ausgezeichnet werden mussten, der Grund. Des Weiteren haben viele Unternehmen ihre Lagerbestände aufgestockt.
Vorrang für Recyceltes
„Wir gehen davon aus, dass wir nach der Krise wieder das Niveau vor Corona erreichen werden“, wagt der Werkleiter einen Blick nach vorn. Da unsere Etiketten aber auch bei Lebensmitteln und Medikamenten eingesetzt werden, schauen wir zuversichtlich in die Zukunft.“
Daher setzt das Unternehmen auch auf die Ausbildung junger Talente. Technische Ausbildungsberufe sowie praxis-orientierte Studiengänge bieten den angehenden Fachkräften super Einstiegsmöglichkeiten in ein internationales Unternehmen mit nicht nur guten Übernahmechancen, sondern auch Entwicklungsmöglichkeiten. Zukunftsorientiert ist das Unternehmen, in dem 186 Beschäftigte arbeiten, auch in punkto Nachhaltigkeit. „Wir wollen so wenig Kunststoff wie möglich nutzen und die genutzten Kunststoffe richtig trennen“, versichert Torsten Rütze. „Auch soll der Kleberanteil ständig reduziert und recycelte Produkte bevorzugt werden.“ Am Standort Gotha schmückt sich der Bürgermeister gerne mit dem Werk und verweist Besucher stolz darauf, dass fast jeder von ihnen nahezu täglich ‘ein Produkt aus Gotha’ nutze.