Erfolg in kleiner Serie

Interview mit Katia Pedretti Personalleiterin und Vertriebsleiter Alberto Giacometti der Autotest Südtirol GmbH

Die Autotest Gruppe hat sich darauf spezialisiert, Kunststoffkomponenten in kleinen Serien industriell zu fertigen. Ob Spoiler, Stoßfänger, Tankklappenmodule oder Ladeklappen für E-Fahrzeuge, Kunststoffteile für Motoren, Wärmetauscher und Druckluftrohre – das Gros der Produkte ist für die deutsche Automobilindustrie bestimmt.

Von der Idee zur Serienreife

„Unsere Mentalität ist es, effizient und schnell zu arbeiten“, sagt Alberto Giacometti. Das haben schon die Kunden des Firmengründers gewusst. Die Wurzeln von Autotest Südtirol reichen bis ins Jahr 1983.

Damals übernahm Firmengründer Josef Unterholzner kleine Änderungen an Karosserien von Autos. Nach einer Anfrage von VW ging es für das Unternehmen steil bergauf.

Es folgten Produktionsstandorte in Südtirol, später auch in Eisenach und Bratislava. 2016 erwarb die CETERUM-Holding GmbH die Autotest-Gruppe. Insgesamt zählt die Gruppe 500 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz in Höhe von 85 Millionen EUR, zu dem die 120 Mitarbeiter von Autotest Südtirol einen anteiligen Jahresumsatz von 36 Millionen EUR beitragen.

„Die Kunden kommen mit einer bestimmten Vorstellung von einem Design und dann besprechen wir, ob das alles auch so umsetzbar ist“, beschreibt Alberto Giacometti das Prozedere. Bis zur Serienreife vergehen in der Regel 18 Monate. „Im Bereich Automotive gibt es gerade viele Veränderungen, es ist ein sehr dynamischer Markt“, sagt Katia Pedretti, Personalleiterin des Unternehmens.

Zwar bereitet sich Autotest Südtirol wie alle Industriebetriebe intensiv auf die Digitalisierung vor. Dennoch wird im Unternehmen vieles von Hand gemacht. „Wir haben viele Projekte im Bereich Klein- und Mittelserie. Bei uns müssen noch mehrmals am Tag die Pressformen gewechselt werden“, beschreibt sie. Genau darin aber liegt auch die Stärke von Autotest Südtirol.

„Der Kunde wählt uns, weil wir die Anforderungen erfüllen und das Ganze in der veranschlagten Zeit und vernünftiger Kostengestaltung schaffen. Wir produzieren auf industrieller Basis und achten darauf, dass alles reibungslos funktioniert“, erklärt Alberto Giacometti.

„Im Bereich Automotive gibt es gerade viele Veränderungen, es ist ein sehr dynamischer Markt.“ Katia PedrettiPersonalleiterin
Katia Pedretti, Personalleiterin der Autotest Gruppe

Optimistisch in die Zukunft

Der Entwicklung der Branche sieht Alberto Giacometti optimistisch entgegen. „Für uns ist der Markt gerade im Aufschwung. Im Bereich Automotive wird alles immer komplexer. Früher gab es pro Automobilhersteller drei oder vier Serien mit ein paar Modellen. Heute ist die Vielfalt der Modelle groß und es gibt viele Varianten.“

Auch von der Entwicklung im Bereich E-Mobilität wird Autotest Südtirol seiner Meinung nach profitieren. Entsprechend wichtig ist es für das Unternehmen, kompetentes Personal zu finden. „Gute Kandidaten zu finden, ist schwierig“, weiß Katia Pedretti. Deshalb organisiert das Unternehmen Events in Schulen und Universitäten.

Darüber hinaus hat sich Autotest Südtirol mit fünf weiteren Automotiveunternehmen der Region zu einem Konsortium unter dem Namen AES Automotive Excellence Südtirol zusammengeschlossen. Gemeinsam mit der Universität Bozen bieten die Firmen ein duales Projekt aus Ausbildung und Studium an.

„Das Ziel ist es, zu zeigen, wie wichtig die Branche für Südtirol ist“, betont Alberto Giacometti. Immerhin arbeiten rund 10% der Bevölkerung in der Branche. „Wenn wir geschlossen auftreten, hilft das sehr in politischen Fragen und auch, um neues Personal zu finden.“

Für die Zukunft verfolgt das Unternehmen eine klare Strategie. „Wir arbeiten daran, immer einen Schritt voraus zu sein“, erklärt der Vertriebsleiter. Das gilt sowohl für die Wahl der Materialien als auch für juristische Vorgaben. „Wir wissen, dass einige Materialien verboten werden. Wir verfolgen natürlich auch die möglichen Gesetzesänderungen im Zusammenhang mit Dieselfahrzeugen.“

Alberto Giacometti und Katia Pedretti schätzen beide die besondere Unternehmenskultur in einem flexiblen Unternehmen wie Autotest Südtirol. Alberto Giacometti: „Im Vergleich zu anderen Firmen sind die Qualifizierung und die Motivation der Mitarbeiter viel höher.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

TECHART:Zurück auf der Überholspur

Interview mit Benedict von Canal, Geschäftsführer der TECHART Automobildesign GmbH

TECHART:Zurück auf der Überholspur

Als Benedict von Canal Ende 2023 die operative Führung von TECHART übernahm, stand der renommierte Porsche-Veredler vor dem Aus. Heute ist das Unternehmen wieder stabil – digitaler, fokussierter und mutiger…

Wenn Innovation Gewicht spart

Interview mit Marnie Tietje, Leiterin Vertrieb der SOMMER GmbH

Wenn Innovation Gewicht spart

Der Fahrzeugbau verändert sich rasant: Leichtbau, Nachhaltigkeit und flexible Lösungen sind heute gefragter denn je. Ein Unternehmen, das diese Entwicklung seit Jahren prägt, ist die SOMMER GmbH aus Laucha an…

Bauteile, die den Unterschied spürbar machen

Interview mit Philipp Bentzinger, geschäftsführender Gesellschafter der H+E Gruppe

Bauteile, die den Unterschied spürbar machen

Die Automobilindustrie befindet sich im größten Wandel ihrer Geschichte. Neue Antriebskonzepte, kürzere Modellzyklen und der steigende Stellenwert des Innenraums fordern Zulieferer heraus, flexibel und innovativ zu agieren. Die H+E Gruppe…

Spannendes aus der Region Franzensfeste/Mittewald

„Entschleunigen und 180 Grad anders denken“

Interview mit Peter Paul Mader, Inhaber der Feuerstein GmbH

„Entschleunigen und 180 Grad anders denken“

Mit der Familie Natur erleben, Kraft tanken und den Alltag hinter sich lassen: Das FEUERSTEIN Nature Family Resort in Südtirol ist ein Ort, an dem der Gast einfach Mensch sein…

Vom Abfüller zum Hersteller für mehr Qualität und Service

Interview mit Daniele Simoni, Geschäftsführer der Schenk Italia SpA

Vom Abfüller zum Hersteller für mehr Qualität und Service

Mehr als ein halbes Jahrhundert hat man sich auf das Abfüllen von Flaschen beschränkt. Vor zehn Jahren wurde der erste Produzent übernommen, um mehr Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette zu…

Das könnte Sie auch interessieren

Vom Druck- zum Digitalisierungs­experten

Interview mit Armin Bäbler, CEO der Faigle AG

Vom Druck- zum Digitalisierungs­experten

Mit ihren Managed Printing Solutions hat sich die Faigle AG schon lange einen Namen in der Schweiz gemacht hat: Ausgehend von seiner Druck- und Scankompetenz engagiert sich das Unternehmen inzwischen…

Ehrlicher Werkstoff, klare Vision

Interview mit Joachim Böttiger, Vorstand der Verallia Deutschland AG

Ehrlicher Werkstoff, klare Vision

Das Material Glas ist hochaktuell. In Zeiten von Klimawandel, Energiekrise und Debatten um Verpackungen steht der Werkstoff im Rampenlicht: unendlich recycelbar, geschmacksneutral, langlebig. Doch wie gelingt eine klimafreundliche Produktion, wenn…

Persönlich, pragmatisch und direkt: Die Partner für die Mittelspannung

Interview mit Anna-Lena Hochuli, Betriebsleitung und Samira Dupuis, Assistenz der Geschäftsführung der Energie Technik Becker GmbH

Persönlich, pragmatisch und direkt: Die Partner für die Mittelspannung

Energie Technik Becker baut und wartet bundesweit Trafostationen und bietet als gewachsener Handwerksbetrieb noch viele weitere Leistungen im Nieder- und Mittelspannungsbereich an: Wie sich der gewachsene Elektrotechnikdienstleister dabei auch die…

TOP