Stoßdämpfer für Europa
Interview mit Holger Oelmann, Senior Sales Manager DACH der KYB Europe GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Oelmann, KYB ist ein Unternehmen mit über 100-jähriger Geschichte. Was waren besondere Meilensteine?
Holger Oelmann: Wir sind ein japanisches Unternehmen, das 1919 von Yishiro Kayaba gegründet wurde. 1968 wurde das weltweite größte Stoßdämpferwerk in Gifu gebaut, 1983 begann die Produktion in Europa für den Independent Aftermarket und 2013 startete die Federproduktion in Tschechien. 2007 nahm das Werk für die Erstausrüstung in Spanien den Betrieb auf. Wir sind also schon lange in Europa aktiv.
Wirtschaftsforum: Sie sind inzwischen in Europa eine feste Größe.
Holger Oelmann: Ja, wir haben 10 europäische Niederlassungen, weltweit 14.500 Mitarbeiter, davon 300 für KYB Europe, und einen Umsatz von 3,8 Milliarden USD weltweit.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren entwickelt?
Holger Oelmann: Der Independent Aftermarket wurde durch Corona kaum eingeschränkt, da die Großhändler als systemrelevant eingestuft wurden und der Absatzmarkt da war. Das eigentliche Problem war der Transport von den Werken zum Händler. In einer Woche bauen wir eine Million Stoßdämpfer in Japan, aber die drei Werke in Europa haben in dieser Zeit vieles vom japanischen Werk übernommen, um den Bedarf hier in Europa abzudecken. Auch die aktuelle Situation in der Ukraine belastet die Geschäfte.
Wirtschaftsforum: Wo steht KYB am Markt?
Holger Oelmann: In europäischen Ländern stehen wir an erster oder zweiter Stelle. In der DACH-Region liegen wir auf den Plätzen 4 und 5. Das liegt daran, dass gerade in dem sehr starken Markt Deutschland Käufer vor allem deutsche Marken einbauen und auch die Werkstätten vor allem deutsche Marken nehmen. Aber die DACH-Region wächst inzwischen und hier sehen wir unser größtes Potenzial, das wir ausschöpfen wollen. In Großbritannien, Spanien, Frankreich und in Osteuropa sind wir sehr stark.
Wirtschaftsforum: Sie bauen mehr als nur Stoßdämpfer? Wie sieht das Portfolio aus?
Holger Oelmann: Stoßdämpfer sind unser Kerngeschäft. Dazu kommen Federn und Zubehör wie Domlager und Protection Kits. Wir sind einer der größten Ausrüster für Stoßdämpfer am Markt. Da jedes fünfte Auto von uns ausgerüstet ist, bildet das eine gute Basis, die im IAM nachgefragt ist. Passend dazu haben wir Federn nur für den IAM gemacht, das ergänzt sich gut. Zu den Stoßdämpfern muss man vielleicht noch ergänzen, dass es Unterschiede bei Modellen für Öl- und Gasdruck gibt. Doch wir haben nicht nur Lösungen für die Autoindustrie, sondern bieten auch Technik zur Schwingungskontrolle von Häusern bei Erdbeben, Stadiondachtechnik, Komponenten für Baumaschinen und vieles mehr.
Wirtschaftsforum: Welche Trends sehen Sie?
Holger Oelmann: Die batteriebetriebenen Fahrzeuge werden schwerer, was einen erhöhten Verschleiß der Feder bedeutet. Zudem werden Fahrwerke immer kompakter und in der Premiumklasse findet sich immer häufiger eine Luftfederung.
Wirtschaftsforum: Sind Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung wichtig für Sie?
Holger Oelmann: Wir setzen auf eine sehr energieeffiziente Herstellung und produzieren beispielsweise unseren eigenen Strom. Das Produkt selbst ist schwierig nachhaltig zu bauen, aber es ist robust und durch die hochqualitative Produktion ist es sehr langlebig, und das ist nachhaltig. Unsere Aktivitäten sind digitalisiert, aber Stoßdämpfer sind ein mechanisches Produkt. Allerdings kann man ein Fahrwerk mit Sensoren einstellen. Es ist ein sicherheitsrelevantes Teil und sollte daher nach 80.000 km ausgewechselt werden. Daher sind Daten wünschenswert, wann man ihn wechseln muss.
Wirtschaftsforum: Warum wählen die Kunden, sowohl OEM als auch der Aftermarket, Produkte von KYB?
Holger Oelmann: Bei uns stimmen Qualität und Lieferfähigkeit. Japan steht schon immer für eine sehr hohe Qualität und einen guten Service. So bieten wir marktorientierte Lösungen wie eine Verpackung mit QR-Code. Wenn der Mechaniker in der Werkstatt diesen scannt, bekommt er die Einbauanleitung zu sehen. Am allerwichtigsten für den Kunden ist, dass die richtige Ware zum richtigen Preis zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Wirtschaftsforum: Wie geht es im nächsten Jahr weiter?
Holger Oelmann: Für 2023 sagen wir ein unruhiges Jahr voraus. Noch geht es dem Großhandel sehr gut, aber auch dort merkt man jetzt eine gewisse erste Zurückhaltung, zum Beispiel bei Reparaturen. Wir müssen zusätzliche Kunden und Umsätze generieren. Das steht bei uns auf der Hauptagenda.
Wirtschaftsforum: Wir nehmen Wirtschaft persönlich, deshalb noch eine persönliche Frage an Sie: Was reizt Sie an Ihrer Position als Senior Sales Manager DACH?
Holger Oelmann: Ich bin seit etwa anderthalb Jahren bei KYB Europe. Besonders reizvoll ist die internationale Atmosphäre. In Europa arbeiten wir eng zusammen – das ‚bunte Umfeld‘ ist spannend. Zudem bietet das Unternehmen viele Möglichkeiten, zu wachsen, und das auch international.
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