G7 wollen Import von russischem Gold stoppen – Folgen für die Branche?

Russlands Goldexport ist gering

Um eine korrekte Einordnung der getroffenen Maßnahmen vornehmen zu können, ist es zunächst einmal wichtig, zu wissen, welchen Stellenwert der russische Goldmarkt einnimmt. Nach Angaben des World Gold Council lag Russland im Jahre 2021 mit etwa 10 Prozent Anteil auf Platz 2 der globalen Goldproduzenten hinter der Volksrepublik China. Allerdings verbleibt ein sehr großer Teil des geförderten Goldes im Land, sodass der Export von Gold nur einen geringen Umfang hat. Hier nimmt Russland lediglich den 7. Platz ein. Ronny Wagner, Finanz- und Geldexperte sowie Gründer der Noble Metal Factory und der „Schule des Geldes“ sieht den Stellenwert Russlands ähnlich: „Im Vergleich zu den russischen Exportschlagern Öl und Gas spielt Gold als Exportgut eine eher untergeordnete Bedeutung.“

Wie der Goldmarkt auf die Sanktionen reagiert

Obwohl viele Experten erwartet hatten, dass der Goldpreis nach diesen Maßnahmen in die Höhe schießt, ist genau das Gegenteil geschehen. Der Goldpreis sackte um 5 Prozent ab. Sämtliche Sanktionen hinsichtlich russischem Gold werden sich nach Auffassung von Fachleuten maximal kurzfristig negativ auswirken. Ursache dafür ist die schlichte Tatsache, dass sich die Märkte extrem schnell an Veränderungen jeder Art anpassen können. Es gibt zwar beim Goldpreis Ausschläge nach unten, kurz danach bewegt sich der Preis aber wieder auf einem nahezu normalen Niveau.

Finanzbuchautor Wagner nennt für dieses Phänomen ein anderes Beispiel, an dem man ablesen kann, wie Märkte funktionieren und Sanktionen in ihrer Wirkung bremsen oder im schlimmsten Fall wirkungslos machen können: „Die Rohstoffpreise sind auf breiter Front nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine stark angestiegen. Viele dieser Rohstoffe haben wieder nach unten gedreht und ihre Gewinne abgegeben. Die Wahrheit ist doch, dass es sehr schwierig ist, sinnvolle Sanktionen durchzusetzen. Vor allem dann, wenn bedeutende Länder kein Interesse daran haben, sich dem Sanktionsregime anzuschließen. Gerade die BRICS-Staaten machen keinerlei Anstalten, die Beschränkungen in die Praxis umzusetzen. Für mich ist es also fraglich ob der Boykott der Goldimporte aus Russland dem Land finanziellen Schaden zufügen wird.“

Anleger sehen Gold als Krisenwährung

Mit Blick auf die Entwicklung des Goldpreises zeigt auch der Krieg in der Ukraine, dass Investoren das wertvolle Edelmetall als Krisenwährung verstehen und verstärkt in Gold investieren. Im Gegensatz zu Aktien verliert Gold in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht im selben Maße an Wert, und weil es sich um einen physischen Wert handelt, kann ihm auch die galoppierende Inflation nur wenig bis gar nichts anhaben.

Wagner sieht folgendes Szenario für die nahe Zukunft: „Andere geopolitische Risiken, wie die russische Invasion in der Ukraine, könnten ihren Beitrag dafür leisten, dass der Risikoappetit der Investoren sinkt. Die Wachstumszahlen der einzelnen Volkswirtschaften verlangsamen sich. Da scheint sich ein perfekter Sturm zu bilden, der den Goldpreis in den nächsten Monaten stark antreiben und das Bewertungsniveau des Aktienmarktes sinken lassen könnte.“

Auch auf das sogenannte Fiatgeldsystem blickt Ronny Wagner mit Sorge. Für ihn ist der Umgang der weltweit politisch Verantwortlichen hinsichtlich der Verwaltung der eigenen Währung nahezu ein Skandal. Als einzige Maßnahme geben sie mehr Geld aus. Dies aber birgt nach Wagner das Risiko, dass das gesamte Fiatgeldsystem kollabiert. Weil Gold sozusagen die Antithese zum vorhandenen System ist, dürfe es nicht im Interesse der Zentralbanken und Regierungen liegen, dass der Goldpreis quasi proportional zur Inflation steigt.

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