„Fleisch wieder zu etwas Besonderem machen“

Interview mit Wolfgang Otto, Geschäftsführer der Gebrüder Otto Gourmet GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Otto, sie bezeichnen Ihr Angebot gerne als die ‘größte Fleischtheke Deutschlands’. Wie wollen Sie als großes, bundesweit aktives Unternehmen das Vertrauen des anspruchsvollen Endverbrauchers gewinnen, der doch gerne auf den bekannten ‘Metzger um die Ecke’ setzt?

Wolfgang Otto: Indem wir mit unserer Fleischqualität punkten und unsere Werte in den 16 Jahren seit unserer Gründung jeden Tag mit Leben füllen. Es stimmt: Werbeaussagen kann jeder machen. Aber dank unserer Transparenz und unserer hohen Ansprüche sind unsere Worte auch tatsächlich überprüfbar. So weisen wir unsere Züchter auf unserer Seite namentlich aus und gehen bei der Auswahl der Landwirtschaftsbetriebe, mit denen wir zusammenarbeiten, äußerst selektiv vor: Wir machen uns vor Ort ein detailliertes Bild von den Zuständen und Arbeitsmethoden und achten penibel darauf, dass auch unsere Partner in ihrem Geschäftsalltag dieselbe Philosophie verfolgen wie wir. Deshalb weisen wir auch neun von zehn Kooperationsangeboten zurück – damit am Ende wirklich nur die weltbesten Züchter und das weltbeste Fleisch übrigbleiben.

Wirtschaftsforum: Sie beziehen Ihr Fleisch mitunter auch aus dem Mittleren Westen der USA und von der iberischen Halbinsel. Sind diese langen Wertschöpfungsketten nicht eher ein Hindernis, um diese Qualitätsansprüche wirklich durchgehend garantieren zu können?

Wolfgang Otto: Natürlich überwachen wir nicht jede Schlachtung, aber wir sind mehrmals vor Ort und haben über die Jahre ein sehr feines Gespür für die richtigen Kooperationspartner entwickeln können. Letztendlich ist Vertrauen ein enorm wichtiger Wert in unserem Geschäft, und das Vertrauen, das wir von unseren Kunden erhalten, geben wir, nachdem wir uns von den hohen Ansprüchen vor Ort überzeugt haben, auch an unsere Partner weiter.

Wirtschaftsforum: Etliche Zeit vor der Gründung von Otto Gourmet haben Sie einige Jahre als Veganer gelebt. Hat diese Erfahrung paradoxerweise auch eine Rolle bei der Entscheidung gespielt, in der Fleischerzeugung unternehmerisch aktiv zu werden?

Wolfgang Otto: Ich hatte mich 1989, als meine Tochter geboren wurde, entschieden, gänzlich auf den Verzehr von Tierprodukten zu verzichten, weil ich einfach keine Möglichkeit fand, an Fleisch zu kommen, bei dem ich mir sicher sein konnte, dass der Aufzucht- und Schlachtbetrieb sich so weitreichend um das Tierwohl gesorgt hatte, wie es meinen Überzeugungen entsprach. Damals waren Reformhäuser und Naturkostläden ja nicht im Ansatz so gut bestückt wie heute, und man musste kilometerweit fahren, um an Tierprodukte zu kommen, auf deren Qualität Verlass war. Später, als diese Möglichkeiten zunahmen und ich wieder guten Gewissens Fleisch konsumierte, habe ich dann selbst gespürt, dass man ein ganz anderes Gefühl von Genuss empfindet, wenn man wirklich weiß, dass mit dem Tier gut umgegangen wurde. Diese Erfahrung hat sich sicherlich auch ein wenig auf unser Unternehmen und seine Philosophie übertragen – auch wenn der eigentliche Anstoß von meinen beiden Brüdern ausging.

Wirtschaftsforum: Ihre Produkte sind ausschließlich im sehr hochpreisigen Segment angesiedelt. Kann sich die durchschnittliche Konsumentin überhaupt ein Schweinefilet für 60,00 €/kg leisten?

Wolfgang Otto: Unsere Produkte sind unzweifelhaft teurer als im Supermarkt oder auch bei einem durchschnittlichen Metzger. Aber so gut wie jede Familie hat ein Budget für Fleisch – nur stellt sich dann eben die Frage, ob man es auf zwanzig oder auf vier Tage aufteilt.

Wirtschaftsforum: Also ist beim Fleischkonsum weniger mehr?

Wolfgang Otto: Uns wird oft die irrige Vorstellung vermittelt, wir müssten die Menschen mit mehr Fleisch versorgen. Dabei ist das nicht nur aus ernährungsphysiologischer Sicht vollkommener Unsinn, sondern gerade auch im ökologischen Sinne. Wenn wir Fleisch dagegen wieder zu etwas Besonderem machen, wie es das etwa in der Nachkriegszeit war, ist allen geholfen: den Fleischerzeugern, die sich ganz dem Tierwohl verschreiben können, der Umwelt, der Gesellschaft und letztlich auch dem Konsumenten, der sich auf gesunde und nachhaltige Produkte verlassen kann. Einer hohen Steuer, die eine solche Lenkungswirkung entfalten könnte, wäre ich nicht abgeneigt.

Wirtschaftsforum: Neben Ihrer deutschlandweiten Tätigkeit als Anlaufstelle für Fleischliebhaber betreiben Sie mit dem MännerMetzger auch ein Fleischbistro in Heinsberg. Wie wichtig ist dieser Teil Ihres Unternehmens für Ihr Gesamtgeschäft?

Wolfgang Otto: Dank des MännerMetzgers haben wir den Luxus, sehr schnell Feedback vom Endkunden zu erhalten, auf das wir sofort reagieren können. Zudem fungiert unser Fleischbistro auch als schlagkräftiges Proof of Concept, mit dem wir uns und allen Marktteilnehmern bewiesen haben, dass hochwertiges Fleisch auch wirtschaftlich ist und dieser Markt enormes Potenzial hat. Unser wichtigstes Standbein bleibt aber die Zusammenarbeit mit circa 1.000 Gastronomiebetrieben, von denen die meisten zur Spitzenklasse in Deutschland gehören, und den circa 100.000 Privatkunden, die mit unseren Produkten nachhaltigen Genuss erleben möchten.

Gebrüder Otto Gourmet GmbH
Boos-Fremery-Straße 62
Bizzpark Oberbruch
52525 Heinsberg
Deutschland
+49 2452 976260
+49 2452 9762612
info(at)otto-gourmet.de
www.otto-gourmet.de

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