Die Batterie ist das Herz des Geräts

Interview mit Ralf Sauer, Sales and Marketing Manager Europe der Tadiran Batteries GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Sauer, die Tadiran Batteries GmbH bezeichnet die Batterie gerne als ‘the heart of your device’. Ist das Herzstück aber nicht vielmehr das eigentliche Endgerät?

Ralf Sauer: Natürlich ist das Gerät der eigentliche Körper und die Elektronik sozusagen das Gehirn, wenn wir in diesem Bild bleiben wollen. Aber diese Komponenten können nur funktionieren, wenn die Batterie, sprich: das Herz, all die nötigen Mechanismen antreibt, und zwar lebenslang.

Wirtschaftsforum: Ihre Batterien müssen also nie ausgetauscht werden?

Ralf Sauer: Der Großteil unserer Batterien wird in den Endgeräten fest verbaut, und mit einer Laufzeit von 20 bis 30 Jahren überschreiten sie meist auch die Lebensdauer des eigentlichen Produkts. Da unsere Batterien meist nicht ausgetauscht werden, ist der Name unseres Unternehmens vorwiegend Insidern bekannt, obwohl wir schon sehr lange am Markt sind.

Wirtschaftsforum: War die Langlebigkeit Ihrer Produkte schon immer Bestandteil des Kerngeschäfts von Tadiran Batteries?

Ralf Sauer: Schon als unser Unternehmen in den frühen 1980er-Jahren den Markt erobert hat, glänzten unsere Batterien durch ihre lange Lebensdauer in den jeweiligen Applikationen, da sie über sehr lange Zeiträume kleine Ströme liefern konnten. Diese technisch bedingte Beschränkung auf kleine Ströme hat die möglichen Anwendungsgebiete unserer Technologie aber natürlich empfindlich eingeschränkt. In den frühen Jahren des neuen Jahrtausends änderte sich das durch unsere PulsesPlus-Batterien, deren Technologie wir auch patentieren ließen.

Wirtschaftsforum: Welche neuen Anwendungsgebiete konnten Sie sich mit dieser Innovation erschließen?

Ralf Sauer: Durch die Zusammenschaltung der Primärbatterie mit unserem Hybridschichtkondensator zu sogenannten PulsesPlus-Batterien können unsere Produkte auch in Umgebungen verbaut werden, in denen durch häufiges Senden und Empfangen von Daten höhere Ströme benötigt werden. Deshalb eigenen sie sich ideal zur Verwendung im Metering, das mit einem Umsatzanteil von über 50% zu unserem Hauptgeschäftsbereich geworden ist. Dabei kommen unsere Batterien hauptsächlich in smarten Gas- und Wasserzählern zum Einsatz, die von ihnen erfassten Daten heute sowohl in Richtung des Anbieters als auch in Richtung des Endkonsumenten kommunizieren: Mit diesen Geräten kann der Verbraucher meist auch entsprechende Tarife einstellen und erhält noch viele weitere Steuerungsmöglichkeiten. Das war mit den alten analogen Messuhren nicht vorstellbar.

Wirtschaftsforum: In welchen Marktsegmenten erwarten Sie Wachstumschancen?

Ralf Sauer: Breite Anwendungsmöglichkeiten für unsere Produkte sehen wir vor allem im Tracking-Bereich, den man gewissermaßen als Unterkategorie des Internet of Things auffassen könnte: Dabei handelt es sich im Grunde ja um nichts anderes als eine automatisierte Ende-zu-Ende-Kommunikation, bei der mithilfe eines Sensors Daten abgefragt werden, die dann an eine zentrale Stelle zur Auswertung übermittelt werden. Den spezifischen Anwendungsmöglichkeiten sind da kaum Grenzen gesetzt: Man kann sich etwa einen Parksensor vorstellen, der an ein zentrales System meldet, ob ein Parkplatz noch frei ist, oder an einen Sensor in einer Brücke, der stärkere Vibrationen feststellt und dadurch frühere Wartungsmaßnahmen anstößt.

Wirtschaftsforum: Beobachten Sie aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung von immer mehr Wirtschaftsbereichen auch ein allgemeines Wachstum des Batteriemarktes?

Ralf Sauer: Das ist tatsächlich so. Auch der Datenfluss und die Datenmengen werden immer größer. Zudem können viele Geräte schlicht nicht netzgebunden betrieben werden – fast alles, was sich bewegt, muss seinen Strom von einer Batterie beziehen. Und die Fragestellungen in der Industrie sind endlos: Wo sind meine Container auf hoher See? Liegt ein Betriebszustand vor, der frühere Wartungsarbeiten erforderlich macht? Werden Produkte, die für die pharmazeutische oder Lebensmittelindustrie kritisch sind, ausreichend gekühlt? Um all diese Fragen zu beantworten, werden Sensoren benötigt – und mit ihnen langlebige Batterien. Denken Sie außerdem an die Medizintechnik und hierbei speziell an Werkzeuge, die nicht kabelgebunden sein dürfen, damit der Operateur mit größtmöglicher Freiheit arbeiten kann, und die deswegen auch sehr leicht sein müssen. Ebenso können wir von der eCall-Vorschrift der Europäischen Union profitieren, die vorsieht, dass jedes Fahrzeug im Falle eines schweren Unfalls auch bei abgetrennter Hauptbatterie imstande sein muss, mit einer Rettungszentrale zu kommunizieren, wofür ein Backup-Batteriesystem benötigt wird, in dem unsere Produkte eingesetzt werden können.

Wirtschaftsforum: Wie stark sind Sie von den derzeit grassierenden Lieferengpässe bei elektronischen Komponenten betroffen?

Ralf Sauer: Wir waren im Jahr 2017 schon einmal in einer Situation, in der wir aufgrund einer rasant steigenden Nachfrage und Produktionsausfällen bei einem unserer Wettbewerber mit Knappheiten konfrontiert waren, die nicht leicht zu bewältigen gewesen sind – vor allem, wenn man bedenkt, dass die Herstellung unserer speziellen Anlagen ab der Bestellung über zwei Jahre in Anspruch nimmt, bevor sie produktionsfertig bei uns im Werk stehen. Die derzeitigen Lieferprobleme stellen unsere damaligen Herausforderungen aber noch einmal klar in den Schatten. Viele unserer Kunden haben regelrechte War Rooms eingerichtet, um sich aus der ganzen Welt dringend benötigte Komponenten zu sichern. Auch wir versuchen, diesem Problem mit langfristigen Lieferverträgen zu begegnen.

Wirtschaftsforum: Batterien gelten als nicht besonders nachhaltig. Wie begegnen Sie dieser Problematik?

Ralf Sauer: Unsere Batterien sind darauf ausgelegt, die Lebensdauer des eigentlichen Geräts zu übertreffen; es findet also nicht irgendwann ein Austausch durch ein anderes Wegwerfgut statt. Der Entsorgungsproblematik entgehen wir derweil dadurch, dass wir auf den Einsatz von Schwermetallen oder anderen giftigen Substanzen konsequent verzichten.

Tadiran Batteries GmbH
Industriestraße 22
63654 Büdingen
Deutschland
+49 6042 9540
+49 6042 954190
info(at)tadiranbatteries.de
www.tadiranbatteries.de

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