Verpackungstechnologie: Innovation nach Maß

Interview mit Holger Merz, CEO der MERZ Verpackungsmaschinen GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Merz, die MERZ Verpackungsmaschinen GmbH ist bekannt für ihre individuellen Verpackungslösungen. Können Sie uns Ihr aktuelles Maschinenprogramm vorstellen?

Holger Merz: Sehr gerne. Unser Portfolio umfasst ein- bis fünfbahnige Stickpackmaschinen sowie ein- bis sechsbahnige Siegelrandbeutelmaschinen für drei oder vier Seiten. Darüber hinaus sind wir Marktführer bei SNUS-Verpackungsmaschinen und liefern Komplettlinien mit halb- und vollautomatischer Sekundärverpackung. Unsere Dosiertechnik deckt Pulver, Granulate, Mikrotabletten, Stückgüter und Flüssigkeiten ab. Wir produzieren Verpackungslösungen für die Pharma-, Kosmetik-, Chemie-, Tabak- und Lebensmittelindustrie. Unsere Maschinen stehen für höchste Flexibilität und Langlebigkeit.

Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen wächst rasant. Welche Veränderungen bringt das mit sich?

Holger Merz: In den letzten zwei Jahren sind wir von 60 auf über 100 Mitarbeiter gewachsen. Unser neuer Standort, in den wir 12 Millionen EUR investiert haben, reicht bereits nicht mehr aus, sodass wir unser Altgebäude wieder in Betrieb nehmen mussten. Zudem erleben wir einen Wandel hin zu einer kleinen Serienfertigung. Während wir früher ausschließlich individuelle Sondermaschinen gefertigt haben, ist die Nachfrage unserer Kunden so stark gestiegen, dass wir einige Produkte standardisieren müssen, um die Mengen bewältigen zu können. Wir bieten weiterhin maßgeschneiderte Lösungen, aber wer eine schnelle Lieferung benötigt, muss auch mal auf Standardprodukte zurückgreifen.

Wirtschaftsforum: Was sind derzeit die größten Herausforderungen?

Holger Merz: Bürokratische Anforderungen in Deutschland stellen eine Herausforderung dar, da sie zusätzlichen administrativen Aufwand mit sich bringen. Zwei unserer Mitarbeiter sind ausschließlich mit administrativen Aufgaben beschäftigt, die aus unserer Sicht keinen direkten Mehrwert schaffen. Das beeinflusst natürlich auch die Kostenstruktur. Trotz dieser Rahmenbedingungen sind wir im Gegensatz zu vielen anderen Maschinenbauern weiterhin erfolgreich. Unser Wachstum wird maßgeblich von der hohen Nachfrage unserer Kunden getragen. Für uns steht nicht das Wachstum als Selbstzweck im Vordergrund, sondern der Anspruch, die Wünsche unserer Kunden bestmöglich zu erfüllen.

Wirtschaftsforum: Sie sind stark auf dem US-Markt vertreten. Wie wirkt sich die politische Lage dort auf Ihr Geschäft aus?

Holger Merz: Wir haben unsere Marktposition in den USA in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. Letztendlich stellen die dort geplanten oder eingeführten Zölle eine erhebliche Belastung für amerikanische Unternehmen dar, da sie die zusätzlichen Kosten an ihre Kunden weitergeben müssen. In den USA gibt es nur wenige Maschinenbauer für die Pharmaindustrie – rund 90% der benötigten Maschinen stammen aus Europa oder Japan. Amerikanische Firmen bleiben daher weiterhin auf Importe angewiesen. Angesichts unseres starken Wachstums in Deutschland, das bereits große Herausforderungen mit sich bringt, sehen wir derzeit von weiteren Investitionen in den US-Markt ab und konzen-trieren uns darauf, die bestehende Nachfrage bestmöglich zu bedienen. 

Wirtschaftsforum: Sie haben kürzlich ein Patent für ein neues Produkt erhalten. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Holger Merz: Ja, wir haben das Patent für die sogenannten Activ Stickpacks erhalten. Diese Verpackungslösung enthält einen Trockenmittelstreifen, der jegliche Feuchtigkeit aus dem Produkt aufnimmt und bindet. Das ist besonders für feuchtigkeitsempfindliche Produkte wie Medikamente, Zahnklebstoffe oder pulverförmige Substanzen wichtig. Durch die zuverlässige Absorption von Feuchtigkeit wird die Haltbarkeit dieser Produkte deutlich verlängert, was den Herstellern eine bessere Planungssicherheit ermöglicht und Lagerbestände optimiert. Die Technologie kann mit unseren Maschinen verbunden und in den Produktionsprozess integriert werden. Diese Entwicklung unterstreicht einmal mehr unsere Innovationskraft und zeigt, dass wir uns bewusst auch an anspruchsvolle technologische Herausforderungen wagen, die andere Unternehmen meiden.

Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich an?

Holger Merz: Geld ist nicht mein Antrieb. Mir geht es darum, zu zeigen, was wir können. Wir sind Erfinder – das ist unsere DNA. Wir brauchen kein großes Marketing, denn unsere Kunden empfehlen uns weiter. Unser Ziel ist es, die Erwartungen unserer Kunden nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen.

Wirtschaftsforum: Abschließend: Wohin geht die Reise für MERZ Verpackungsmaschinen?

Holger Merz: Wir wollen unsere Kunden weiterhin schnell und zuverlässig beliefern. Unsere Lieferzeiten zu verbessern ist eine unserer größten Herausforderungen. Gleichzeitig halten wir an unserem Kernprinzip fest: Wir bieten individuelle Lösungen, aber mit einer durchdachten Standardisierung. Unser Wachstum ergibt sich vollständig aus der Marktnachfrage – und solange diese besteht, werden wir uns weiterentwickeln. 

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