Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Interview mit Olaf Thode, Geschäftsführer der Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Thode, Ihr Sanitätshaus steht für Gesundheit, Pflege und Mobilität. In welchen Aspekten unterstützen Sie die Patienten dabei genau – und wie hat sich Ihr Leistungsspektrum im Laufe der Jahre verändert?

Olaf Thode: In meiner Eigenschaft als geschäftsführender Gesellschafter bin ich inzwischen in zweiter Generation für das Unternehmen verantwortlich: Mein Vater hatte es ursprünglich 1987 gegründet, um in Mitteldeutschland exklusiv Aktivrollstühle zu vertreiben, mit denen sich die Patientinnen im Gegensatz zu Standardrollstühlen, wie sie etwa in der geriatrischen Versorgung üblich sind, aktiv fortbewegen können. Damals waren unsere direkten Kunden noch die Leistungserbringer – heute füllen wir diese Funktion selbst aus und treten nicht mehr als Hersteller auf. 1992 haben wir schließlich unseren heutigen Hauptsitz in Wetzlar bezogen und 1994 eine weitere Filiale in Neu-Isenburg eröffnet, die ebenfalls bis heute besteht. Der Schwerpunkt unserer Sanitätshäuser liegt dabei auf den Themenfeldern der technischen Rehabilitation sowie der Mobilitätshilfe für die Krankenpflege: Das Produktspektrum reicht somit von Rollstühlen über Pflegebetten bis hin zu Toilettenstühlen, Badeliftern und Duschhockern. Die Abrechnung unserer Leistungen erfolgt in diesem Zuge entweder auf Basis der Hilfsmittelverordnung direkt mit den Krankenkassen oder im Falle der Inanspruchnahme von Privatleistungen mit dem Patienten selbst.

Wirtschaftsforum: Mit dem Produkt ERGOFITair vertreiben Sie dabei auch ein Schlafsystem, das besonders für Patienten mit Rückenschmerzen konzipiert wurde.

Olaf Thode: Dieses Produkt haben wir in unserem mittelhessischen Einzugsgebiet sogar exklusiv im Sortiment und richten uns dabei an Menschen mit vielfältigen Beschwerdebildern von Skoliose bis hin zu Bandscheibenvorfällen. Der Schlüssel des Systems liegt primär im perfekten Zusammenspiel seiner verschiedenen Komponenten: Auf eine von zwei Luftzellen, die jeweils von vorne bis hinten durchgängig sind, wird der Lattenrost gelegt und gut befestigt, bevor darüber noch einmal eine 10 cm dicke Auflage aus Biofoam angebracht wird. Beim Kauf des Schlafsystems muss sich der Kunde noch nicht für einen bestimmten Härtegrad oder eine Aufteilung in unterschiedlich weiche oder härtere Schlafzonen entscheiden – dies passt das System im Anschluss entweder selbstständig oder mithilfe einer integrierten Luftpumpe an, über die sich beim Probeliegen und darüber hinaus feingliedrige Einstellungen vornehmen lassen, die dem Anwender im Anschluss einen größtmöglichen Schlafkomfort sichern sollen. Idealerweise erwirbt der Kunde damit ein Produkt, das ihn für den Rest seines Lebens begleitet – dafür soll natürlich auch eine entsprechend hochwertige Verarbeitung sorgen. Viele Patienten geben an, damit eine substanzielle Erleichterung ihrer Rückenbeschwerden zu erreichen.

Wirtschaftsforum: Die Coronapandemie ist für die gesamte Gesundheitsbranche ein tiefer Einschnitt mit langanhaltenden Folgen gewesen – wie hat Santec diese Zeit erlebt?

Olaf Thode: Als systemrelevantes Unternehmen mussten wir natürlich weiterhin unsere Kunden mit unabdingbaren Hilfsmitteln versorgen und konnten dementsprechend unsere Geschäftstätigkeit fortsetzen. Um in dieser schweren Zeit mit unserer gewachsenen Expertise in der Heilmittelversorgung zielgerichtet unterstützen zu können, haben wir zudem unser Produktportfolio um Schutzmasken und Desinfektionsmittel erweitert. Diese wurden damals dringend gebraucht, sind jedoch gleichzeitig aufgrund des Zusammenbruchs der Lieferketten allgemein Mangelware gewesen – ein Problem, dem wir auch bei unserem übrigen Sortiment unablässig begegneten, etwa bei Rollstühlen und Gehhilfen, die hauptsächlich im ostasiatischen Raum hergestellt werden. Damals haben sich die Containerpreise vervielfacht, und auch die späteren Verwerfungen im Suez-Kanal sowie die deutlich gestiegenen Energiepreise führten zu weiteren, punktuellen Verwerfungen. Eine andauernde Herausforderung besteht zudem im allgemeinen Fachkräftemangel, der sich auf unsere Branche besonders stark auswirkt.

Wirtschaftsforum: Auf welche Kompetenzen sind Sie dabei besonders angewiesen?

Olaf Thode: Da wir grundsätzlich erklärungsbedürftige Produkte vertreiben und den Patienten und ihren Pflegepersonen auch eine entsprechend kompetente Einweisung erteilen müssen, ist die Expertise von Orthopädietechnikern und Krankenpflegerinnen für unser Unternehmen unabdingbar. Da die vielfältigen Verordnungen und gesetzlichen Regelungen im Gesundheitswesen für Außenstehende bisweilen sehr undurchsichtig sind, unterstützen wir unsere Kundinnen auch bisweilen in der Kommunikation mit den Kostenträgern – im Kundenkontakt benötigen wir neben einer umfassenden Fachkenntnis natürlich auch viel Empathie. Eine wichtige Entwicklung stellt zudem die fortschreitende Digitalisierung dar. Denn das E-Rezept wird in absehbarer Zeit auch das Medizinproduktespektrum erfassen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Gesundheit, Medizin & Pharma

Patientenversorgung aus einer Hand

Interview mit Andreas Schlüter, Erster Hauptgeschäftsführer (CEO) der Knappschaft Kliniken GmbH

Patientenversorgung aus einer Hand

„Wir glauben, dass die beste Patientenversorgung aus einer Hand kommt.“ Mit diesen Worten beschreibt An­dreas Schlüter, der Erste Hauptgeschäftsführer (CEO) der Knappschaft Kliniken GmbH mit Sitz in Recklinghausen, die Philosophie…

„Neu heißt nicht gleich gut.“

Interview mit Dr. med. Sonja Sattler, Geschäftsführerin der Rosenparkklinik GmbH

„Neu heißt nicht gleich gut.“

Die Rosenparkklinik GmbH in Darmstadt ist eine Fachklinik für ästhetisch-operative Dermatologie und eine der ersten Adressen für minimalinvasive Gesichtsverjüngung, Fettabsaugung und Plastische Chirurgie in Deutschland. Geschäftsführerin Dr. med. Sonja Sattler…

Spitzenmedizin mit Verantwortung: Klinik der Zukunft

Interview mit Matthias Müller, Geschäftsführer der Kerckhoff-Klinik GmbH

Spitzenmedizin mit Verantwortung: Klinik der Zukunft

Die Kerckhoff-Klinik GmbH in Bad Nauheim wurde 1963 gegründet. Seitdem zählt sie zu den führenden deutschen Fachkliniken für Herz-, Lungen-, Gefäß- und Rheumaerkrankungen und verbindet Spitzenmedizin mit Forschung und Lehre.…

Spannendes aus der Region Lahn-Dill-Kreis

Verpackungstechnologie: Innovation nach Maß

Interview mit Holger Merz, CEO der MERZ Verpackungsmaschinen GmbH

Verpackungstechnologie: Innovation nach Maß

Seit der Gründung durch Eckhard Merz im Jahr 1971 steht die MERZ Verpackungsmaschinen GmbH in Lich für technische Präzision und maßgeschneiderte Verpackungslösungen. CEO Holger Merz führt das Familienunternehmen heute in…

„Offen sein für  Energie-Alternativen“

Interview mit Lucas Smajek, Geschäftsführer der Adolf ROTH GmbH & Co. KG

„Offen sein für Energie-Alternativen“

Heizöl, Gas, Elektro – auf der Suche nach der optimalen Lösung befindet sich die Energiepolitik auf Schlingerkurs. Die Adolf ROTH GmbH & Co. KG mit Sitz in Gießen ist seit…

Die Gebäudetechnik der Zukunft

Interview mit Michael Übel, Geschäftsführer der KLE Gruppe

Die Gebäudetechnik der Zukunft

Seit ihrer Gründung im Jahr 1979 hat sich die Kretz + Wahl Gebäudetechnik GmbH & Co. KG von einem traditionellen Handwerksbetrieb zu einem innovativen Marktführer in der Gebäudetechnik…

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Feuerwerk der Möglichkeiten

Interview mit Thomas Schreiber, Geschäftsführer der WECO Pyrotechnische Fabrik GmbH

Ein Feuerwerk der Möglichkeiten

In einem Markt, der von ständigen Veränderungen und Herausforderungen geprägt ist, hebt sich die WECO Pyrotechnische Fabrik GmbH als einziger Raketenproduzent in Europa hervor. Mit einer langen Tradition und einem…

Supply-Chain-as-a-Service für Spezialarzneien

Interview mit Christoph Staub, Geschäftsführer der Allpack Group AG

Supply-Chain-as-a-Service für Spezialarzneien

Während Massenarzneimittel wie frei verkäufliche Schmerzpräparate millionenfach produziert und vertrieben werden, gestaltet sich das Geschäft mit Orphan Drugs für seltene Krankheiten deutlich komplexer: Das gilt auch für die Verpackung, Etikettierung…

Brücken bauen mit Molekülen

Interview mit Dr. Oliver Seidelmann, Geschäftsführer der ChiroBlock GmbH

Brücken bauen mit Molekülen

Innovative Chemie ist der Schlüssel für viele Zukunftsfragen – von nachhaltigen Produktionsmethoden bis hin zu medizinischen Lösungen. Mitten im Chemiepark Wolfen hat sich die ChiroBlock GmbH seit 1999 zu einem…

TOP