Verlässlich und flexibel für unsere Kunden

Interview mit Andreas Poltsch, Geschäftsführer der Kugel- und Rollenlagerwerk Leipzig GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Poltsch, bei einem Unternehmen wie KRW lohnt sich ein Blick auf die lange Historie. Welches waren die wichtigsten Meilensteine?

Andreas Poltsch: Gegründet wurde das Ursprungsunternehmen 1904 als Leipziger Kugellager GmbH. Im Zuge des Wachstums wurde 1934 ein zweites Werk errichtet. Bei der nun unter Deutsche Kugellagerfabrik GmbH firmierenden Firma waren 1.500 Angestellte beschäftigt. In den Jahren 1945 bis 1955 war das Unternehmen eine russische Aktiengesellschaft, bis es an die neu gegründete DDR abgegeben wurde. Es wurde Teil eines Kombinats mit fast schon klassischen Konzernstrukturen und einer eigenen Forschungsabteilung. Nach der Wiedervereinigung wurde der Betrieb von Wettbewerbern aus Westdeutschland, der FAG Kugelfischer, aufgekauft. Da jedoch die Märkte in Osteuropa weggebrochen waren, musste das Unternehmen nach wenigen Jahren Insolvenz anmelden.

Wirtschaftsforum: Wie verlief daraufhin der Neustart?

Andreas Poltsch: 1993 war die Geburtsstunde der Firma KRW. Der neue kleine mittelständische Betrieb mit zunächst sechs Angestellten entstand aus einem Management-Buyout. 2007 wurde er an eine Beteiligungsgesellschaft verkauft. Seit 2013 gehören wir zum Firmenverbund der Wafangdian Bearing Group Corporation, dem größten staatlichen Wälzlagerhersteller in China.

Wirtschaftsforum: Eine chinesische Investition also. Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?

Andreas Poltsch: Die chinesischen Firmen setzen stark auf Nachhaltigkeit. Sie handeln sehr bedacht und sind vor allem auf die Stärkung der Marktposition aus. Wir sind inzwischen einer der wenigen verbliebenen Hersteller von Wälzlagern, die fast ausschließlich in Deutschland produzieren. Am deutschen Standort werden wir auch in Zukunft festhalten. KRW hat heute 250 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von rund 40 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Wie lange begleiten Sie diesen Weg schon?

Andreas Poltsch: Seit 15 Jahren bin ich im Unternehmen, seit sechs Jahren als Geschäftsführer. Ich habe Werkstofftechnik studiert und war anschließend unter anderem in einem größeren Automobilkonzern tätig. Ich habe aber festgestellt, dass mir ein mittelständisches Unternehmen mehr liegt, weil man mehr in die Prozesse eingebunden und nicht nur eine Nummer ist. Für mich zählt immer der Mensch. Unseren Erfolg führe ich auch auf unser tiefes Verständnis für das, was wir tun, und was der Kunde erwartet, zurück.

Wirtschaftsforum: Wie setzt sich Ihr Produktportfolio zusammen?

Andreas Poltsch: Wir stellen für unsere rund 1.000 Kunden um die 1.000 Produkte her – Wälzlager aller Bauarten, Kugel- und Rollenlager, vor allem für schwere Maschinen. Sie werden eingesetzt in Eisenbahngetrieben, Windkraftanlagen, großen Generatoren und Großgetrieben, Walzwerken für die Stahlindustrie, der Zementindustrie und im Werkzeugmaschinenbau. Wir bieten auch einzelne Komponenten für Wälzlager. Durch unsere flachen Hierarchien können wir sehr flexibel reagieren.

Wirtschaftsforum: Gibt es in Ihrem klassischen Geschäft auch neue Entwicklungen?

Andreas Poltsch: Durchaus. Die Wälzlager müssen immer wieder an neue Anforderungen angepasst werden. Meist geht es um Downsizing: Die Produkte sollen leichter und günstiger werden. Die Leistungsdichte, die ein Wälzlager aufbringen muss, wird immer größer und die Anforderungen an die Lebensdauer steigen. Ein großes Thema ist die Recycelbarkeit der verwendeten Materialien. Auch in Bezug auf die Werkstoffe sind Innovationen gefragt, da sie auch widrigsten Umständen trotzen müssen. Und natürlich müssen die Prozesse ständig optimiert werden, um den wirtschaftlichen Erfolg sicherzustellen.

Wirtschaftsforum: Worauf gründet sich Ihr Erfolg vor allem?

Andreas Poltsch: ‘Precision made in Germany’ ist unsere Qualitätsgarantie. Werte wie Integrität, Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit spielen für uns eine große Rolle. Wir sind immer auf kurzen Wegen für unsere Kunden ansprechbar. Mit diesen Voraussetzungen wollen wir weiterhin unsere Kunden mit neuen Produkten und Innovationen aus Leipzig bedienen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Von der grauen Masse zur ästhetischen Vielfalt: Beton neu gedacht

Interview mit Alexander Bauer, Geschäftsführer der Kirchdorfer Kies und Beton GmbH

Von der grauen Masse zur ästhetischen Vielfalt: Beton neu gedacht

Mit fünf Transportbetonwerken, drei Kieswerken und einer Lkw-Flotte produziert und liefert die Kirchdorfer Kies und Beton GmbH aus dem Großraum Linz Transportbeton und Zuschlagstoffe für verschiedenste Bauprojekte im ober­österreichischen Zentralraum.…

Polymer-modifizierte Bitumen (PMB) für besondere Fälle

Interview mit Nick Brouwer, Direktor der Ooms Producten B.V.

Polymer-modifizierte Bitumen (PMB) für besondere Fälle

Bitumen ist ein vielseitiges Material, das in vielen Bereichen unverzichtbar ist. Je nach Anwendung werden unterschiedliche Anforderungen an das Produkt gestellt. Um optimale Produkteigenschaften für die jeweilige Anwendung zu gewährleisten,…

Lokale Stärke, globale Vision

Interview mit Maria Wünsch-Guaraldi, CEO und Alfred Wagner, Finance Director der Sanden International (Europe) GmbH

Lokale Stärke, globale Vision

Der japanische Klimaanlagen-Spezialist Sanden navigiert in Europa mit 1.650 Mitarbeitern und 450 bis 500 Millionen EUR Umsatz durch turbulente Zeiten. Während die Automobilindustrie zwischen Elektromobilität, regulatorischen Unsicherheiten und chinesischer Konkurrenz…

Spannendes aus der Region Leipzig

„Die Migration in die Cloud ist meist einfacher als gedacht!“

Interview mit Berkan Denkci, VP of Sales Central Europe der Enghouse AG

„Die Migration in die Cloud ist meist einfacher als gedacht!“

„Unsere zentrale Vision besteht darin, in unserem Segment stets die aktuellsten Lösungen anzubieten, die dem Marktstandard entsprechen“, fasst Berkan Denkci, VP of Sales Central Europe der Enghouse AG, die Mission…

„Nicht jeder Erdbeerjoghurt kann aus Erdbeeren sein“

Interview mit Holger Wetzler, Geschäftsführer der Bell Flavors & Fragrances GmbH

„Nicht jeder Erdbeerjoghurt kann aus Erdbeeren sein“

Um den richtigen Geschmack und Duft zu treffen, sind individuelle Lösungen gefragt: Die Bell Flavors & Fragrances GmbH mit Sitz in Leipzig entwickelt für mittelständische Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen…

„Der Name erzählt unsere Geschichte“

Interview mit Patrik Albus, Geschäftsführer der AVI.DAT Software & Technology GmbH

„Der Name erzählt unsere Geschichte“

Ihre Anfänge liegen im Rundfunkbereich und dafür schlägt das Herz der AVI.DAT Software & Technology GmbH auch immer noch – wenn auch anders als früher. Das Leipziger Unternehmen hat mit…

Das könnte Sie auch interessieren

Antrieb für den Mittelstand

Interview mit Florian Hochstadt, Geschäftsführer der I.M.A. - H.-D. Gröschler GmbH

Antrieb für den Mittelstand

Die I.M.A. - H.-D. Gröschler GmbH aus Leopoldshöhe ist ein führender Anbieter von maßgeschneiderten Antriebssystemen, die speziell auf die Bedürfnisse kleinerer und mittlerer Maschinenhersteller zugeschnitten sind. Mit über 35 Jahren…

Im Labor der Möglichkeiten

Interview mit Johannes Steinel, Geschäftsführer der Schirm GmbH

Im Labor der Möglichkeiten

Die chemische Industrie ist eine tragende Säule der globalen Wirtschaft. Die Schirm GmbH aus Schönebeck (Elbe) zählt zu den führenden mittelständischen Spezialisten in der Auftragsfertigung für chemische Stoffe – von…

Die Formel für nachhaltiges Wachstum

Interview mit Marcus Acker, Geschäftsführer der Imhoff & Stahl GmbH

Die Formel für nachhaltiges Wachstum

Die Chemiedistribution ist das verbindende Glied zwischen Herstellern und Industrie. Sie sorgt dafür, dass chemische Rohstoffe sicher, flexibel und termingerecht dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden – in nahezu allen…

TOP