Nachhaltig Druck machen

Interview mit Melissa Sesselmann, Kaufmännische Leiterin der Kipp+Poffo Office Consulting GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Sesselmann, Sie sind die Kaufmännische Leiterin von Kipp+Poffo, folgen damit den Fußstapfen Ihres Vaters. Gibt es einen roten Faden in der Geschichte? 

Melissa Sesselmann: Kipp+Poffo wurde 1957 gegründet und 1986 von meinem Vater Andreas Sesselmann übernommen, der eine Ausbildung im Unternehmen gemacht hatte. Mein Vater ist in der Branche als Visionär bekannt, der immer nach neuen Wegen suchte, um sich weiterzuentwickeln. Diese stetige Weiterentwicklung prägt Kipp+Poffo bis heute. 

Wirtschaftsforum: Können Sie Beispiele geben? 

Melissa Sesselmann: Das Unternehmen kommt klassisch aus dem Kopier- und Druckbereich, vertrieb Schreibmaschinen und Bürobedarf. Kurz vor der Wende erweiterte mein Vater das Sortiment um Büromöbel, Lichtpausmaschinen und Großflächenkopierer, später auch Faxgeräte. Für deren Vertrieb war damals eine Postzulassung notwendig, sodass bundesweit nur drei Unternehmen Fax-Systeme vertreiben durften. Im Laufe der Zeit vergrößerte sich Kipp+Poffo durch weitere Standorte vor allem in Ostdeutschland, sodass wir zu Spitzenzeiten Anfang der 1990er-Jahre rund 200 Mitarbeiter beschäftigten. Um die Kunden ganzheitlich betreuen zu können, gründete Kipp+Poffo 1997 die Leistungsgemeinschaft Centrum für‘s Büro, um ein komplettes Büro inklusive Kassensystemen und Mobilfunk im Haus abbilden zu können. 

Wirtschaftsforum: Hat sich diese positive Entwicklung in den 2000er-Jahren fortgesetzt? 

Melissa Sesselmann: Ja. Anfang der 2000er-Jahre war das Konzept des Office Consulting in der Branche noch unbekannt. Mein Vater hat damals gemeinsam mit Kollegen ein Analysetool entwickelt, mit dem auf Basis einer ersten Ist-Aufnahme ein Optimierungsvorschlag erarbeitet wurde. Das ist genau der Weg, den wir heute gehen: weg vom klassischen Geräteverkauf hin zur Analyse und ganzheitlichen Beratung. Ein besonderer Impuls für die weitere Entwicklung war die Gründung der WinWin eG im Jahr 2010, einem Zusammenschluss mittelständischer Unternehmen aus den Bereichen IT und Bürokommunikation mit dem Ziel, sich bundesweit im Service zu unterstützen. Seitdem hat sich WinWin vom Service- zum Einkaufsverbund entwickelt und wir sind stolz darauf, von Anfang an dabei zu sein. Heute halten über 50 Mitglieder die Aktien des Verbundes; es gibt eine eigene Leasingbank, über die alles finanziert wird. Ein weiterer Meilenstein war 2011, als Kipp+Poffo Epson-Partner wurde und wir unserem Portfolio neue Impulse geben konnten. Epson-Produkte basieren auf einer anderen Technologie, gedruckt wird mit Tinte. Durch den Vertrieb von feinstaubarmen und emissionsfreien Systemen können wir einen wichtigen Akzent in Sachen Nachhaltigkeit setzen. 

Wirtschaftsforum: Wie sieht das heutige Leistungsspektrum nach dieser dynamischen Entwicklung aus?

Melissa Sesselmann: Wir sind unserer Kernkompetenz, der Kopier- und Drucktechnik, treu geblieben, haben in neuen Bereichen wie dem Consulting Fuß gefasst. Gemeinsam mit unserem Team betreuen wir unsere Kunden ganzheitlich; im Mittelpunkt steht immer unser TOM (Total Output Management) Konzept. Die Kosten spielen für Kunden meist eine große Rolle; zudem fehlt oft die Zeit, um Projekte umzusetzen, da kein entsprechendes Personal zur Verfügung steht. Unser Ziel ist es, Kunden mit unserer Dienstleistung zu unterstützen. Im Bereich Dokumentenmanagement geht es um Tools für die digitale Dokumentenverarbeitung bis hin zu KI-basierten Systemen. Hier arbeiten wir mit der EVI-Solution, die komplette Prozesse in das System bringen kann. Investitionen in solche Softwarelösungen werden in Zukunft notwendig sein, um standardisierte, eintönige Arbeiten zu reduzieren.

Wirtschaftsforum: An wen wenden Sie sich mit diesen Serviceleistungen? 

Melissa Sesselmann: Unser Kundenspektrum ist breit gefächert und umfasst Autohäuser genauso wie Kliniken und mittelständische Unternehmen. Für sie sind wir vor allem in Nordbayern tätig, zudem betreuen wir einen Großkunden europaweit mit Servicepartnern vor Ort und arbeiten für eine Klinik im Schwarzwald. Da wir den Anspruch haben, Kunden schnell und zuverlässig zu unterstützen, liegt der Fokus klar auf Regionalität. 

Wirtschaftsforum: Der Onlinehandel boomt; viele Bürogeräte können per Klick im Internet bestellt werden. Wie reagieren Sie auf diesen Trend?

Melissa Sesselmann: Der Markt ist nicht nur durch den E-Commerce härter geworden. Allein in Kulmbach gibt es vier Unternehmen mit einem ähnlichen Portfolio. Unsere Stärke ist, dass wir uns mit dem nachhaltigen Druck vom Markt absetzen. Mit unseren Produkten wird der Energieverbrauch reduziert, es gibt keinen CO2-Ausstoß. Hinzu kommt, dass wir auf sehr langfristige und enge Kundenbeziehungen bauen können. Wir verstehen, was der Kunde möchte und tatsächlich braucht; darin waren wir immer sehr stark. Das gilt auch für unsere hohe Flexibilität; dank unserer eigenen Leasingbank können wir zum Beispiel Verträge während der Laufzeit ändern und anpassen. Kipp+Poffo tritt professionell auf, betrachtet den Kunden ganzheitlich und erstellt Analysen, die in dieser Form nur wenige anbieten. Nicht zuletzt spüren Kunden, dass wir einen hohen Serviceanspruch an uns selbst haben. All das hat uns zu einem der führenden Anbieter der Region gemacht.

Wirtschaftsforum: Wohin soll angesichts der steigenden Marktanforderungen der Weg in Zukunft gehen? 

Melissa Sesselmann: Die weitere wirtschaftliche Entwicklung hängt nicht zuletzt von der Politik ab. Unser Ziel ist es, unsere Drucktechnik weiter zu verbreiten; für feinstaubfreies Drucken gibt es noch viel Potenzial. Gleichzeitig werden wir unser Softwarethema weiter vorantreiben und KI in die Büros bringen. Für mich persönlich ist es wichtig, das Werk meines Vaters fortzuführen und dabei eigene Akzente zu setzen. 

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