Flexibilität am laufenden Band

Interview mit Christian Goldmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Kewesta GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Goldmann, der Name Kewesta ist ein Referenzunternehmen im internationalen Anlagenbau. Wofür genau steht Kewesta?

Christian Goldmann: Das lässt sich leicht beantworten. Der Name setzt sich aus den Begriffen Ketten, Werkzeug, Stanztechnik zusammen, womit bereits klar wird, worum es bei uns geht. Unser Gründer und Inhaber R.A. Roth begann mit der Herstellung von Förderketten für Förderanlagen. In den letzten 40 Jahren haben wir dann unsere eigene Fördertechnik gebaut – intelligente Technik am Boden und an der Decke. Das Portfolio wurde somit konsequent vom Zubehör hin zum eigenen Anlagenbau weiterentwickelt.

Wirtschaftsforum: Wie sieht das Produktportfolio genau aus und gibt es besondere Charakteristika, die Kewesta-Anlagen vom Markt unterscheiden?

Christian Goldmann: Unser Angebot umfasst Kreisförderer, Bodenkreisförderer und Power & Free-Systeme. Mit einer Fertigungstiefe von über 90% setzen wir Maßstäbe; das gibt es in Europa nicht oft. Ganz wichtig ist, dass jede Anlage ein Unikat ist, das perfekt auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten ist. Simulationen spielen deshalb eine große Rolle. Wir fragen ganz genau nach, was der Kunde tatsächlich braucht, um welches Werkstück es geht. Die gesammelten Daten werden in ein Computerprogramm gegeben, um dann die Anlage in 3-D zu simulieren. Unser Ziel ist immer ein optimales Ergebnis für unsere Kunden. Kunden zuzuhören, ist deshalb essenziell. Sie kommen zu uns und wollen eine Förderanlage; eigentlich kommen sie aber mit einem logistischen Problem. Ein Bauteil muss irgendwo aufgehängt werden, am Ende der Halle entgegengenommen werden, dazwischen wird gereinigt, lackiert, getrocknet. Das heißt, die Anlagen müssen robust sein und zum Beispiel extrem hohe Temperaturen aushalten können. Wir bieten deshalb als einer der wenigen weltweit auch Anlagen aus besonders widerstandsfähigem Edelstahl für hochkorrosive Materialien an.

Wirtschaftsforum: Mit 50 Mitarbeitern ist Kewesta ein typischer Mittelständler. Worin liegt für Sie die Stärke des Unternehmens?

Christian Goldmann: Unsere Größe und die damit verbundene Flexibilität sehe ich als Riesenvorteil. Ideen von Kunden werden sehr schnell aufgenommen. Wir können schneller als andere reagieren und genau das bieten, was der Markt braucht. Hier am Standort Erlensee haben wir Projektion, Engineering, Produktion – die Fertigungstiefe liegt bei über 90%. Wir sind breit aufgestellt und bedienen die allgemeine Industrie vom Fahrradhersteller bis zur Lebensmittelindustrie, was momentan ein großer Vorteil ist. Bei 70% geht es um Fördertechnik für Lackieranlagen, 30% machen Montageanlagen, allgemeine Transportanlagen aus. Nicht zuletzt bringen wir regelmäßig Innovationen mit Mehrwert auf den Markt, die Akzente setzen. Beispielhaft ist unser neuer, auf Kreuzgelenkketten basierender Paternoster, eine doppelspurige Förderanlage, die in der Mitte Gondeln hat. Im Prinzip ähnlich wie ein Riesenrad. Sie wurde bereits erfolgreich eingesetzt und überzeugt, weil es kaum Wärmeverluste gibt und sie problemlos auf engstem Raum realisiert werden kann.

Wirtschaftsforum: Im nächsten Jahr feiert Kewesta das 50-jährige Firmenjubiläum. Gibt es eine Strategie für die nächsten 50 Jahre?

Christian Goldmann: In den nächsten fünf Jahren wird auf jeden Fall ein Generationswechsel anstehen. Insgesamt streben wir eine Verjüngung des Teams an, mit dem wir weiter gesund und solide wachsen können. Qualität wird immer ein entscheidendes Merkmal sein – es gibt Maschinen, die seit Jahrzehnten laufen. Das zeigt, wie gewissenhaft und professionell hier seit jeher gearbeitet wird. Das soll sich auch künftig nicht ändern.

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