Erfolgreich in der Marktnische

Interview

Das Unternehmen wurde 1988 im niedersächsischen Melle von Peter Wilhelmstroop und Richard Dingerdissen gegründet, zunächst als Glashandel und Austauschservice für Pkw-Glas.

1994/1995 spezialisierte sich das Unternehmen auf Reparatur und Austausch von Spezialglas für Busse, eine Nische. Heute ist Zentrale Autoglas Marktführer in Deutschland mit Peter Wilhelmstroop und Josef Närmann als Geschäftsführer.

Schnelles Wachstum

„Bis vor fünf Jahren hatten wir 50 Mitarbeiter, heute sind es 162“, sagt Josef Närmann, Geschäftsführer, seit 28 Jahren in der Branche. „In den letzten Monaten sind wir auf einen Schlag um 40 Mitarbeiter gewachsen, da die beiden großen Wettbewerber diesen Geschäftsbereich eingestellt haben. Entsprechend viele Fachkräfte wurden auf den Markt gespült. Da haben wir entschieden, mit diesen Fachkräften zu wachsen, bevor es andere tun.“

Als Großhändler für Busverglasung beliefert Zentrale Autoglas aber auch kleinere Mitbewerber, zu denen ein gutes, partnerschaftliches Verhältnis besteht.

Wir nehmen den Kunden ernst und haben motivierte Mitarbeiter, die nicht ständig auf die Uhr schauen. Josef Närmann Geschäftsführer

„Die Branche ist extrem klein. Man kennt sich seit Jahren und wir wissen, wer verlässlich ist“, erklärt Josef Närmann. „Auch wir haben gelegentlich einen Notfall, direkt vor der Haustür eines Wettbewerbers. In solchen Fällen überlassen wir diesem den Auftrag, statt unser Team sechs Stunden fahren zu lassen. Das verstehen wir unter partnerschaftlicher Kooperation. Und letztlich waren wir es ja, die dem Kunden geholfen haben, es hat nur jemand anders montiert.“

Das Segment Bus – Glasmontage und Großhandel mit Busglas – macht 95% des Umsatzes aus; die Kunden sind größtenteils selbständige Busunternehmer. Die restlichen 5% werden mit der Verglasung von Lkw, Pkw und neuerdings auch Wohnmobilen erwirtschaftet.

„Der Wohnmobilbereich wächst und erfordert wie bei den Bussen eine absolute Spezialisierung“, so der Geschäftsführer. „Denn meist geht es um Isolierverglasung.“

Diese wird oft nach einigen Jahren undicht und in der Folge dann blind. Die blinden Scheiben werden dann sofort getauscht gegen neue oder bereits aufbereitete, sodass das Fahrzeug schnell wieder einsatzbereit ist.

„Die unverzügliche Wiederherstellung der Einsatzfähigkeit ist extrem wichtig. Stillstand bedeutet finanzielle Verluste für den Busunternehmer. Bei Wohnmobilen sind die Besitzer sehr viel entspannter. Daher ergänzen sich die beiden Bereiche auch sehr gut“, meint Josef Närmann.

Im Wohnmobilbereich seien zudem die Versicherungen sehr an einer kostengünstigen Instandsetzung der Verglasung interessiert.

Kundennähe als Erfolgsrezept

Zentrale Autoglas hat inzwischen 20 Standorte in Deutschland und einen in Österreich. Kunden werden rund um die Uhr betreut. Der Großhandel liefert auch ins europäische Ausland.

Für die eigenen Montagen und den Vertrieb als Großhändler seien über 11.000 Busscheiben verschiedener Modellvarianten auf Lager, unterstreicht Josef Närmann. Notfallverglasung aus Plexiglas müsse nur noch sehr selten montiert werden. Und die hohen Einkaufszahlen merke man auch beim Preis.

Jetzt müssen wir das sprunghaft erfolgte Wachstum in
solide Unternehmensstrukturen gießen. Josef Närmann Geschäftsführer

Kundennähe ist ein Erfolgsrezept von Zentrale Autoglas. 99% der Montagen werden vor Ort vorgenommen. „Wir haben 105 Monteure. Unsere mobilen Montageteams bestehen meist aus zwei Mitarbeitern“, erklärt Josef Närmann. „Wir nehmen den Kunden ernst und haben motivierte Mitarbeiter, die nicht ständig auf die Uhr schauen. Letztlich bestimmt der Busunternehmer unsere Arbeitszeiten.“ Daher müsse die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden.

Spezialwissen und Idealismus

Marketing nutzt das Unternehmen kaum. „Wir wollten in unserer Nische im Verborgenen wachsen und haben nur eine neue Homepage. Unsere Kunden kennen uns vor allem über unsere Vertriebsmitarbeiter“, so Josef Närmann.

Und wie sieht er die Zukunft? „Den Verdrängungswettbewerb haben wir hinter uns“, sagt Josef Närmann. „Unser absolutes Spezialwissen und unser Idealismus haben uns gerettet.“

Vor ein paar Jahren seien Großkonzerne mit Dumpingpreisen in die Busverglasung eingestiegen. Zentrale Autoglas hielt dagegen – auch dank der Treue seiner Kunden –, bis die Konkurrenz sich Ende 2014 wieder zurückzog.

„Jetzt müssen wir das sprunghaft erfolgte Wachstum in solide Unternehmensstrukturen gießen. Die Entwicklung ist aber insgesamt sehr positiv.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Interview mit Pascal Stephan, Verkaufsleiter der Mechatronik GmbH

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Bei den Fahrzeugen, die die Mechatronik GmbH wartet, umbaut und vertreibt, geht es schnell um Millionenbeträge, bisweilen sogar im zweistelligen Bereich. Das setzt nicht nur technischen Sachverstand, sondern auch ein…

Starke Technik für schwere Aufgaben

Interview mit Alexander Kraus, Geschäftsführer der J.A. Becker & Söhne GmbH & Co.KG

Starke Technik für schwere Aufgaben

Wenn tonnenschwere Straßenbahnen oder komplexe Industrieanlagen in Bewegung gesetzt werden müssen, sind Präzision, Zuverlässigkeit und Ingenieurskunst gefragt. Genau hier setzt J.A. Becker & Söhne aus Erlenbach an. Seit über 125…

Starke Innovationen

Interview mit Stephan Zwiehoff, Geschäftsführer der G. Zwiehoff GmbH

Starke Innovationen

Zweiwegefahrzeuge heißen so, weil sie sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene fahren können. Die G. Zwiehoff GmbH in Rosenheim, die dieses Jahr ihr 30-jähriges Firmenjubiläum feiert, entwickelt…

Spannendes aus der Region Landkreis Osnabrück

Nach der Krise ist vor dem Erfolg

Interview mit Tobias Rolf, Geschäftsführer der Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG

Nach der Krise ist vor dem Erfolg

Familienunternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, oft aufgebaut auf Risikobereitschaft, harter Arbeit und einem unerschütterlichen Glauben an den Erfolg. Die Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG ist ein herausragendes…

USG-Blexen:  Energiespeicher im Wandel

Interview mit Thorben Meyer, Geschäftsführer der USG-Blexen GmbH

USG-Blexen: Energiespeicher im Wandel

Die Untergrund-Speicher-Gesellschaft (USG) in Blexen steht vor einer großen Transformation. Das Unternehmen, das bisher strategische Erdölreserven sicherte, richtet seinen Blick nun auf die Zukunft der Energiespeicherung: Wasserstoff. Im Interview erklärt…

Das Beste aus zwei Welten

Interview mit Jörg Brezl, Geschäftsführer der SLA Software Logistik Artland GmbH

Das Beste aus zwei Welten

Mit IT-Lösungen Unternehmen aus der Foodbranche digital in die Zukunft zu begleiten und damit am Puls der Zeit zu agieren, ist das Markenzeichen der SLA Software Logistik Artland GmbH aus…

Das könnte Sie auch interessieren

Glas: Zeitlos schönes Spiel von Licht und Farbe

Interview mit Lutz Stache, Geschäftsführer der Cristalica GmbH

Glas: Zeitlos schönes Spiel von Licht und Farbe

Es nimmt jede Form an und leuchtet intensiv in allen Farben: Glas ist ein Material von faszinierender Schönheit und zieht Menschen seit Jahrtausenden in seinen Bann. Diese Faszination spürt man…

Das Glas ist halb voll

Interview mit Jan Rettberg, Geschäftsführer Gebr. Rettberg GmbH

Das Glas ist halb voll

Erlenmeyerkolben, Reagenzgläser, Messzylinder – klassische Laborglasgeräte, die den meisten aus dem Chemieunterricht bekannt sein dürften. Die Gebr. Rettberg GmbH aus Göttingen stellt diese bewährten Klassiker und viele andere Glasgeräte, die…

Glas mit ganz eigener Note

Interview mit Prof. Dr. Andreas Buske, Inhaber und Geschäftsführer der Zwiesel Kristallglas AG

Glas mit ganz eigener Note

Das leise Klingen dünnwandiger, langstieliger Gläser ist für viele sicher das Schönste am Anstoßen. Einen besonderen Klang bringen die Kristallgläser der Zwiesel Kristallglas AG hervor – nicht umsonst ziert das…

TOP