Eine Maschine, viele Prozesse

Interview mit Michael Supe, Geschäftsführer der Wilhelm Siefer GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Supe, wie lassen sich Siefer-Maschinen kurz und prägnant beschreiben?

Michael Supe: Bei unseren Maschinen geht es um das Prinzip der nassmechanischen Zerkleinerung und damit um das Zerkleinern und Vermischen von niedrig- bis hochviskosen Produkten in Form von Flüssigkeitsgemischen oder Feststoffen in Flüssigkeiten für unterschiedliche Branchen. Ein zentrales Charakteristikum ist, dass wir auf der Basis von Standardmaschinen kundenspezifische Lösungen realisieren.

Wirtschaftsforum: Wie sieht das genau aus?

Michael Supe: In unserem eigenen Labor werden Tests durchgeführt und die Maschinen adaptiert. Je nach Größe, Volumen und Masse gibt es unterschiedliche Modelltypen. Wir bieten heute verschiedene Rotor-Stator-Systeme an, vier Baugrößen, die sich in Leistung und Tonnage pro Stunde unterscheiden, und viele weitere Ausstattungsoptionen. Damit kommen unsere Maschinen in den unterschiedlichsten Branchen zum Einsatz: von der Chemie-, Pharma-, Agrar-, Papier-, Lebensmittel-, Bau-, Farben- und Lackindustrie über die Biotechnologie und Tiernahrung hin zum Modifizieren von Bitumen sowie zur Herstellung von Bitumen-Emulsionen.

Wirtschaftsforum: Wie ist es zu dieser Spezialisierung gekommen?

Michael Supe: Das Unternehmen ist mehr als 50 Jahre alt und eng mit dem Standort Velbert verbunden. Velbert ist bekannt für seine Gießereien sowie die Schloss- und Schlüsselfertigung, die hier eine lange Tradition hat. Anfänglich fertigte Wilhelm Siefer Schrauben und positionierte sich als Zulieferer für Hersteller von Schließsystemen und Scharnieren. Der Fokus wurde im Laufe der Zeit immer stärker auf den Maschinenbau gerichtet, sodass das Unternehmen schließlich eine Maschine zur Nasszerkleinerung entwickelte, unser heutiges Kernprodukt.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an den Trigonal-Maschinen, dass sie weltweit gefragt sind?

Michael Supe: Ein Vorteil der Nasszerkleinerung ist, dass mehrere Prozesse wie Mischung und Zerkleinerung in einem einzigen Arbeitsschritt abgedeckt werden können. Die Maschinen haben eine lange Lebensdauer, sind zuverlässig und Kundenbedürfnissen angepasst. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern gehen wir wirklich auf spezielle Kundenwünsche ein und setzen die Maschine individuell zusammen. Ihre Variabilität ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal; für beinahe jede Anwendung lässt sich das perfekte Setting aufsetzen. Damit sind unsere Werkzeuge ein großes Asset. Hinzu kommt, dass dank unserer Lagerlogistik Ersatzteile schnell verfügbar sind, was angesichts der momentanen Situation am Markt ein großer Vorteil ist. Wir haben im ersten Quartal dieses Jahres Rahmenverträge mit Lieferanten getroffen, um Planungssicherheit und Preisstabilität zu schaffen und die Verfügbarkeit der Produkte zu gewährleisten. Momentan haben wir einen überdurchschnittlich hohen Lagerbestand. Zum Teil haben wir bei Lieferanten Vorfinanzierungen getätigt, um die Jahresbestellung sicherzustellen, und neue Lieferanten gesucht, wenn andere die Preise extrem erhöht die Lieferzeiten verdreifacht haben. Dennoch mussten wir die Preise teilweise erhöhen, vor allem, was Reparaturen und Ersatzteile angeht.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Coronakrise auf die Entwicklung des Unternehmens ausgewirkt?

Michael Supe: China war in der Vergangenheit ein zentraler Markt für uns, gefolgt von Europa. Mit dem dortigen Lockdown ist dieser Markt, zumindest was die Baubranche betraf, fast ganz weggebrochen. Auf der anderen Seite konnten wir den Straßenbau dazugewinnen und unsere Position in Nordamerika stärken.

Wirtschaftsforum: Auf welche Vertriebskanäle setzt Siefer?

Michael Supe: In Europa arbeiten wir direkt mit den Kunden, andere Märkte werden über Handelspartner und Distributoren bedient.

Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie aktuell die Zukunftsaussichten für Siefer?

Michael Supe: Potenzial sehen wir künftig vor allem in Nord- und Südamerika; China dagegen wird sich meiner Einschätzung nach erst Mitte 2023 wieder erholen. Generell gehe ich davon aus, dass es eine Verschiebung Richtung Osten geben wird. Wichtige Zukunftsthemen werden für uns der Fachkräftemangel sowie Nachhaltigkeit sein. Hier wünschten wir uns für den Mittelstand stärkere Unterstützung vonseiten der Politik, zum Beispiel bei Investitionen in umweltfreundliche Energien.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Vom Einmannbetrieb zur ­Serienfertigung

Interview mit Günter Peters, Geschäftsführer der Peters Maschinenbau GmbH & Co. KG

Vom Einmannbetrieb zur ­Serienfertigung

Fachkräftemangel, steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit und der Trend zur Automatisierung stellen die industrielle Fertigung vor neue Aufgaben. Die Peters Maschinenbau GmbH & Co. KG reagiert darauf mit hoher Fertigungstiefe, digitalen…

Swiss Engineering für globale Märkte

Interview mit Pascal Moritz, Geschäftsführer der Glatt Maschinen- und Apparatebau AG

Swiss Engineering für globale Märkte

Sie ist essenziell und doch oft unsichtbar – die Beschichtung von Tabletten. In der pharmazeutischen Industrie kommt es dabei auf höchste Gleichmäßigkeit und Effizienz an. Mit über 40 Jahren Erfahrung…

Technik braucht Haltung

Interview mit Axel Schulze, Geschäftsführer der HUGO PETERSEN GmbH

Technik braucht Haltung

Während viele Anlagenbauer auf großes Neugeschäft setzen, fokussiert sich die HUGO PETERSEN GmbH aus Wiesbaden seit den 1990er-Jahren bewusst auf die Optimierung bestehender Anlagen. Eine strategische Entscheidung, die das Unternehmen…

Spannendes aus der Region Kreis Mettmann

„Camping muss komfortabel sein!“

Interview mit Michael Krämer, Geschäftsführer der CAMPWERK GmbH

„Camping muss komfortabel sein!“

Camping war schon immer eine große Leidenschaft von Michael Krämer, aber die Produkte, die es auf dem Markt gab, haben ihm nie gefallen. Das wollte der ausgebildete Informatiker mit seinem…

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Interview mit Hinrich Hampe, Head of Governmental Affairs der Teijin Carbon Europe GmbH

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Carbonfasern haben viele Vorteile. Einer ist ihr geringes Gewicht. In der Entwicklung dieses Hightechmaterials steckt viel Know-how. Dieses ist in Deutschland nur bei der Teijin Carbon Europe GmbH mit Sitz…

„Wir denken mit und liefern Lösungen“

Interview mit Christian Hofmann, Vertriebsleiter der Alfred Kron GmbH

„Wir denken mit und liefern Lösungen“

Die Metallverarbeitungsbranche steht unter Druck: Digitalisierung, Fachkräftemangel und globale Lieferketten stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Wer heute erfolgreich sein will, muss flexibel agieren und Prozesse durchdenken. Ein Beispiel für diese…

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir schützen, was unseren Kunden wichtig ist.“

Interview mit Tarik Yilmaz, Geschäftsführer der EITNER SECURITY GmbH

„Wir schützen, was unseren Kunden wichtig ist.“

In der sich rasch verändernden Sicherheitsbranche ist die EITNER SECURITY GmbH ein innovativer Vorreiter, der sich den Herausforderungen des Personalmangels mit technologischen Lösungen stellt. Geschäftsführer Tarik Yilmaz erläutert im Interview,…

Wenn jeder Hundertstel­millimeter zählt

Interview mit Luc De Sutter, Geschäftsführer der Soenen Technology nv.

Wenn jeder Hundertstel­millimeter zählt

In jeder Küche verbergen sich kleine Wunder der Präzisionstechnik: perforierte Bleche in Mikrowellen, Siebe in Spülmaschinen oder Filter in Dunstabzugshauben. Was auf den ersten Blick selbstverständlich erscheint, erfordert eine Genauigkeit…

Handeln – nicht erst, wenn‘s brennt!

Interview mit Christian Kühn (li.), Geschäftsführer und Marius Schanz, Prokurist der Schlentzek & Kühn GmbH

Handeln – nicht erst, wenn‘s brennt!

Ihr Angebot reicht von Entrauchungslösungen über Brandmeldeanlagen bis zur Betreuung von Bestandsgebäuden: Die Schlentzek & Kühn GmbH aus Berlin ist seit fast drei Jahrzehnten ein spezialisierter Anbieter im vorbeugenden Brandschutz.…

TOP