Spannender geht es nicht
Interview mit Thilo Weckert, Kaufmännischer Leiter der Wilhelm Blessing GmbH & Co. KG

„Unsere Produkte sind so spezifisch, dass es keine Vorfertigung von Einzelteilen gibt“, erklärt Thilo Weckert, Kaufmännischer Leiter bei Blessing. „Fast alles ist maßgeschneidert.“
Es gibt zwei Arten von Kunden: solche, die Bauteile mit komplexer Geometrie, Dünnblechteile, filigrane Teile oder Teile mit großer Varianz mit geringsten Rüstzeiten universell spannen wollen, und Maschinenhersteller, die beim Spannmittel-Spezialisten eine Lösung für einen besonderen Einsatzzweck anfragen oder auch gemeinsam eine neue Technologie ausarbeiten wollen.
„Wir reagieren schnell und flexibel auf Anfragen“, so Thilo Weckert. „Von der Konstruktion bis zur Lieferung dauert es je nach Umfang zwischen zwei und fünf Monaten. Bei der Inbetriebnahme unterstützen wir unsere Kunden ebenfalls und helfen schnell und unkompliziert, wenn es mal einen Crash geben sollte.“
Fachkräfte am Werk
Um ein solch komplexes Produkt zu liefern, braucht es natürlich die richtigen Mitarbeiter. Alle 60 Fachkräfte bei Blessing sind fest angestellt: Projektleiter, Konstrukteure, technische Zeichner und Facharbeiter, die oft im Haus selbst ausgebildet wurden. „Aktuell haben wir sechs Azubis“, verrät der Kaufmännische Leiter. „Hauptsächlich für den Beruf Industriemechaniker Fachrichtung Feingerätebau.“
Viele der Mitarbeiter bleiben über 25 Jahre im Unternehmen, in dem ein sehr familiäres Arbeitsverhältnis herrscht. „Auch die Beziehung zu den Kunden ist sehr unkompliziert. Viele Kunden möchten nicht nur ein Produkt einkaufen, sondern uns als Lieferanten und Know-how-Träger mit in Prozessausarbeitungen und -optimierungen einbeziehen. Sie können sich bei Fragen direkt an den Projektleiter wenden und müssen sich nicht über diverse Abteilungen beim Lieferanten zum Konstrukteur durchfragen“, erläutert Thilo Weckert. „Es gibt viele kleine Anbieter. Aber wir sind sehr bekannt in der Branche.“
Unter anderem auch für die Standfestigkeit der Produkte. „Wir sind vorerst nicht die Günstigsten, was sich aber nach einer TCO-Betrachtung über den kompletten Produktlebenszyklus relativiert“, gibt er zu. „Einige unserer Spannmittel sind seit über 25 Jahren beim Kunden im Drei-Schicht-Betrieb im Einsatz, was die Qualität der Produkte bestätigt. ‘Gibt’s nicht mehr’, gibt‘s bei Blessing nicht. Wir finden für alles eine Lösung.“ So repariert und modifiziert Blessing auch nicht bei Blessing hergestellte Spannmittel.
„Der Kunde fragt an, wir konstruieren.“ Thilo WeckertKaufmännischer Leiter

Immer komplexer
Gegründet 1939 ist die Firma nach wie vor inhabergeführt, mittlerweile in der dritten Generation. Über die Jahre ist sie für zahlreiche namhafte Endkunden aus der Automobilindustrie, Medizintechnik und Armaturenherstellung sowie deren Zulieferern und Lohnfertigern tätig, was dazu geführt hat, dass sie inzwischen einen Umsatz im einstelligen Millionenbereich erreicht, von dem über die Hälfte aus dem Export kommt. Ein Erfolg, der fast ausschließlich auf Empfehlungsmarketing beruht.
„Ganz ohne Werbung geht es aber nicht mehr“, meint Thilo Weckert. Deshalb ist er in dem Bereich verstärkt aktiv geworden. „Wir lassen gerade eine neue Website erstellen und wir entwickeln ein eigenes Standardspannmittel, das wir 2020 bewerben wollen.“
Ziel des Unternehmens ist, sich als Spannmittelhersteller in den Bereichen Medizintechnik und Elektrobeziehungsweise Hybridfahrzeuge weiterzuentwickeln. „Bauteile zu spannen, wird immer komplexer“, stellt Thilo Weckert fest. „Aber Blessing spannt es trotzdem.“