Zukunft beginnt im Bestand

Interview mit Franziska Tagscherer, Geschäftsführerin der Wohnungsbau Aalen GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Tagscherer, Sie sind mit 31 Jahren relativ jung für die Position der Geschäftsführerin. Wie sind Sie zur Wohnungsbau Aalen gekommen?

Franziska Tagscherer: Ich bin seit neun Jahren im Unternehmen. Nach meinem Studium der Immobilienwirtschaft begann ich in der Vermietung und Verwaltung, wechselte dann zur Geschäftsführungsassistenz und später zur technischen Leitung für Neubauprojekte. 2022 bekam ich die Prokura und seit Mai bin ich Geschäftsführerin.

Wirtschaftsforum: Was prägt das Unternehmen heute?

Franziska Tagscherer: 1935 war die Gründung ein mutiger Schritt – man brauchte Wohnraum, auch für Flüchtlinge. Aus dieser Not entstanden erste Siedlungen, die zum Teil bis heute bestehen. Inzwischen haben wir die Wohnungsbau nachhaltig weiterentwickelt. Wir sind als Bauträger aktiv, stellen sozialen und bezahlbaren Wohnraum bereit und sind zugleich als Dienstleister etabliert. Heute decken wir alle Bereiche der Immobilienwirtschaft ab.

Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen strukturiert?

Franziska Tagscherer: Wir sind in zwei Hauptbereiche unterteilt: Das Immobilienmanagement umfasst unseren Bestand von etwa 1.500 Wohnungen im Eigenbestand, die Mietwohnverwaltung, ein Quartiersmanagement, das Facility Management und unsere WEG-Verwaltung mit etwa 1.200 fremden Einheiten. Der zweite Bereich ist der Bauträgerbereich mit Projektmanagement, Baumanagement und Vertrieb. Wir bewirtschaften also einerseits den Bestand, sorgen aber gleichzeitig für neuen Wohnraum.

Wirtschaftsforum: Welche Projekte stehen aktuell an?

Franziska Tagscherer: Wir haben Projekte in Wasseralfingen und Unterkochen in der Fertigstellung. Neu ist der Bau einer sechsgruppigen Kindertagesstätte in Ebnat. Besonders spannend ist unser Pilotprojekt einer seriellen Sanierung mit vorgefertigten Fassadenelementen – dort schaffen wir durch Aufstockung mehr Wohnraum ohne neue Flächenversiegelung.

Wirtschaftsforum: Die Stadt Aalen ist mit über 98% Ihr Hauptgesellschafter. Welche Vorteile bringt das?

Franziska Tagscherer: Das ist eindeutig ein Vorteil, denn es ermöglicht uns, sozial zu denken. Das ist das Alleinstellungsmerkmal kommunaler Wohnungsbauunternehmen. Bei rein privatwirtschaftlichen Unternehmen steht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, die Miete wird so hoch geschraubt wie möglich. Das ist nicht unser Auftrag. Unser Auftrag ist bezahlbarer Wohnraum. Natürlich müssen auch wir Mieten anpassen und wirtschaftlich handeln, aber Gewinnmaximierung steht nicht ganz oben an.

Wirtschaftsforum: Was zeichnet die Wohnungsbau Aalen als Unternehmen aus? Und wohin steuert es zukünftig?

Franziska Tagscherer: Das soziale Denken steht bei uns ganz vorn. Gleichzeitig decken wir alle Bereiche der Immobilienwirtschaft ab – wir sind nicht nur der klassische Makler oder nur der Bauträger, der alles abverkauft. Wir behalten auch Bereiche im Bestand und denken ganzheitlich. Unser Quartiersmanagement führt tolle Aktionen für unsere Mieter durch. Wir versuchen, alles so lebenswert wie möglich zu gestalten. Und lebenswerter Wohnraum entsteht durch Vielfalt und Nachhaltigkeit. Wir achten auf eine gute Durchmischung: In unseren Gebäuden finden sich Zwei- bis Vierzimmerwohnungen. Ein Teil wird verkauft, ein Teil vermietet. Quartiersplätze fördern den Austausch, Kindergärten bringen tagsüber Leben ins Viertel. Wir bauen mindestens im KfW-40-Standard, nutzen nachhaltige Materialien und setzen auf Begrünung. Gleichzeitig wollen wir künftig stärker in unseren Bestand investieren. Viele Gebäude sind älter; hier liegt großes Potenzial für bezahlbaren Wohnraum. Wir entwickeln daher eine Sanierungsstrategie, um sozial und nachhaltig zu modernisieren, unsere Verantwortung gegenüber den Mietern wahrzunehmen und Klimaziele zu erreichen.

Mehr zum Thema Immobilien

Innovatives Projektmanagement im Dreiländereck

Interview mit Alexander Stuchly, Geschäftsführer der zwei-a projektmanagement gmbh

Innovatives Projektmanagement im Dreiländereck

Effizientes Projektmanagement ist in der Baubranche unerlässlich, um komplexe Bauvorhaben erfolgreich umzusetzen. Die zwei-a projektmanagement gmbh hat sich auf die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Bauprojekte spezialisiert. Mit innovativen Lösungen, regionaler…

Gebäude der Zukunft

Interview mit Werner Ottilinger, Geschäftsführer der Sauter-Cumulus GmbH

Gebäude der Zukunft

Die Anfängevon SAUTER Deutschland reichen fast 100 Jahre zurück. Gegründet im Jahr 1925, hat sich das Unternehmen von einem kleinen Betrieb zu einem der führenden Spezialisten von Gebäude- und Raumautomation…

„Jedes Denkmal  erzählt eine  Geschichte!“

Interview mit Christian Baierl, Geschäftsführer der renaissance Immobilien und Beteiligungen Aktiengesellschaft

„Jedes Denkmal erzählt eine Geschichte!“

Historische Gebäude zu bewahren und in die Zukunft zu führen, ist das Leitmotiv der Renaissance Immobilien und Beteiligungen AG. Unter Führung von Christian Baierl hat sich das Unternehmen auf die…

Spannendes aus der Region Ostalbkreis

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Interview mit Christian Assfalg, Geschäftsführer der Assfalg GmbH

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Schwere Lasten so einfach anheben und transportieren wie das Betätigen eines Lichtschalters, ganz ohne mechanische Fixierung: Das können nur Magnete. Die familiengeführte Assfalg GmbH aus Schwäbisch Gmünd ist ein weltweit…

Olivenöl mit Herzblut

Interview mit Andreas Knauß, Geschäftsführer der LAKUDIA GmbH

Olivenöl mit Herzblut

Was mit einem Urlaub in Griechenland begann, entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Unternehmergeschichte: Die LAKUDIA GmbH vereint schwäbischen Unternehmergeist mit der Leidenschaft für Olivenöl allerhöchster Qualität, das schon lange im…

Umwelteinflüsse auf dem Prüfstand

Interview mit Sascha Riek, Geschäftsführer der TELUS-Testlabor für Umweltsimulationen GmbH

Umwelteinflüsse auf dem Prüfstand

In der heutigen Zeit sieht sich die Automobilzulieferindustrie mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert, darunter steigende Kosten und ein sich veränderndes Marktumfeld. Die TELUS GmbH reagiert auf diese Herausforderungen mit einem klaren…

Das könnte Sie auch interessieren

„Die Nachfrage nach Mezzanine-Kapital ist so hoch wie nie zuvor!“

Interview mit Martin Führlein, Geschäftsführer der Pegasus Capital Partners GmbH

„Die Nachfrage nach Mezzanine-Kapital ist so hoch wie nie zuvor!“

Seit einem Jahrzehnt stellt Pegasus Capital Partners Mezzanine-Kapital bereit und hat sich in diesem Zeitraum bereits an der Finanzierung von über 70 Projekten beteiligt. Geschäftsführer Martin Führlein verriet im Interview,…

Durchblick mit Weitblick

Interview mit Thomas Rustige, kaufmännischer Prokurist und Manuel Nicolai, Vertriebsleiter der Gebr. Otto und Heinrich Müller Holzbearbeitung GmbH

Durchblick mit Weitblick

Im Fensterbau geht es heute um weit mehr als nur den Durchblick: Höchste Präzision, nachhaltige Materialien und smarte Technologien bestimmen das Bild. Die Gebr. Otto und Heinrich Müller Holzbearbeitung GmbH…

Smarte Gebäudetechnik

Interview mit Dr.-Ing. Johannes Fütterer, CEO der aedifion GmbH

Smarte Gebäudetechnik

Die aedifion GmbH ist ein innovatives Technologieunternehmen, das sich auf die Digitalisierung und Optimierung von Gebäuden spezialisiert hat. Im Gespräch verrät Johannes Fütterer, CEO und Mitgründer, aus welcher Vision das…

TOP