Wie ändere ich meine Mannschaft, auch in den Köpfen?
Interview vom Oktober 2018 mit Andreas Senger, Geschäftsführender Gesellschafter der Senger Gruppe - verstorben am 10. April 2020

Das Interview führte: Manfred Brinkmann
Wirtschaftsforum: Welches Thema in der Automobilbranche treibt Sie besonders um?
Andreas Senger: Das Wichtigste ist für mich, den Wandel unseres Geschäftsmodells hin zur Digitalisierung zu bewältigen. Alle weiteren Entwicklungen hängen davon ab. Das gilt auch für E-Mobilität und Autonomes Fahren. Es geht im Prinzip um die Frage: Wie ändere ich meine Mannschaft, auch in den Köpfen? Der Kunde hat sich total verändert. Früher konnten wir davon ausgehen, dass der Kunde zu uns kommt. Heute lässt der Kunde bitten und sagt gleichzeitig wann, wo und wie. Das müssen im Autohaus alle verstehen, und es wird unser Geschäftsmodell fast völlig auf den Kopf stellen. Für meinen Job ist das in der Zukunft die größte Herausforderung. Wir haben immer gesagt, dass wir uns der Digitalisierung stellen und darin Vorreiter sein müssen. Das gilt für unser gesamtes Business Development.

„Heute lässt der Kunde bitten und sagt gleichzeitig wann, wo und wie. Das müssen im Autohaus alle verstehen, und es wird unser Geschäftsmodell fast völlig auf den Kopf stellen.“ Andreas SengerGeschäftsführender Gesellschafter der Senger Gruppe
Wirtschaftsforum: Hat dabei ein Themenfeld Priorität?
Andreas Senger: Der Kernpunkt ist tatsächlich nicht die Technik. Der wichtigste Punkt ist das Kundenmanagement. Wenn man bei Amazon morgen etwas kauft, wusste Amazon schon gestern, was man kaufen will. Davon sind wir in unserer Branche noch weit entfernt, aber da müssen wir Autohändler hin. Im Vertrieb wird der Anteil von Dienstleistungsprodukten weiter steigen. Dafür müssen wir aber wissen, wann wir den Kunden am richtigen Punkt abholen können.
Wirtschaftsforum: Wie soll es in Zukunft weitergehen?
Andreas Senger: Unser Ziel ist es, eine strategische Größe zu erreichen, mit der wir die Herausforderungen der Zukunft meistern können. Dabei ist es egal, ob man Nummer drei oder sechs in einem Ranking ist. Unsere aktuelle Größe ist noch nicht ausreichend, gerade weil die Konzentration in der Branche weiter zunehmen wird.
Wirtschaftsforum: Die Senger Gruppe ist auch vielfältig gesellschaftlich engagiert. Ist das ein persönliches Anliegen von Ihnen oder geschäftliche Notwendigkeit?
Andreas Senger: Das ist ein persönliches Anliegen, denn es geht darum, etwas in dem Maße zurückzugeben, in dem man es selbst auch bekommen hat. Gerade wenn es um soziales Engagement geht. Wir legen den Fokus immer darauf, dort tätig zu werden, wo wir selbst vor Ort sind. Wir möchten in den Regionen einen Beitrag leisten und präsent sein. Das konkrete Engagement fällt dann durchaus regional unterschiedlich aus.
Wirtschaftsforum: Fokussieren Sie dabei auch auf Themen wie Familien und Kinder?
Andreas Senger: Wir haben hier natürlich Familienveranstaltungen im Blick. Für uns ist es wichtig, ein attraktiver Geschäftspartner zu sein, gerade im Hinblick auf neue Mobilitätskonzepte. Da haben wir auch schon mal ein Strandfest in Timmendorf organisiert. Die normale Kirmes im Autohaus spricht heute kaum jemanden mehr an. Man muss etwas Attraktives und Originelles bieten.

„Ich möchte als Unternehmer nicht nur auf meinem Stimmzettel ein Kreuz machen, sondern sagen, welche Themen in Zukunft aus meiner Sicht wichtig sind.“ Andreas SengerGeschäftsführender Gesellschafter der Senger Gruppe
Wirtschaftsforum: Sie haben zuletzt auch politische Veranstaltungen angeboten.
Andreas Senger: Ja, das stimmt. Dabei geht es mir in diesem Fall gar nicht darum, was für mein Geschäft das Wichtigste ist, sondern was das Wichtigste für die Region ist. Was muss passieren, um die Wirtschaft zu stärken? Wo stört die Politik, wo könnte sie mehr tun? Das sind einige Fragen, die dabei diskutiert werden. Wenn wir auf der Veranstaltung die Regulierungswut ansprechen oder die mangelnde Infrastruktur, dann sind das generelle Probleme, unabhängig von einer Partei. Ich möchte als Unternehmer nicht nur auf meinem Stimmzettel ein Kreuz machen, sondern sagen, welche Themen in Zukunft aus meiner Sicht wichtig sind.
Wirtschaftsforum: Sie haben ein Faible für Oldtimer. Ist das eher Hobby oder Geschäft?
Andreas Senger: Für mich ist das ein Hobby. Ich habe privat ein paar Oldtimer und die nutze ich auch gern. Wobei ein Oldtimer gegenwärtig zu den wertvollsten Geldanlagen gehört. Schließlich gibt es kaum noch Möglichkeiten einer profitablen Geldanlage, aber unglaublich viel Kapital. Hat man den richtigen Oldtimer zum richtigen Zeitpunkt gekauft, dann ist der Preis nach oben gegangen. Das wird so lange weitergehen, wie die Zinsen niedrig sind. Aber ich habe mich im Geschäft auf die modernen Fahrzeuge konzentriert.
Lesen Sie Teil 1 unseres Interviews mit Andreas Senger:
Von der kleinen Vertragswerkstatt zu einem der größten Autohändler in Deutschland