Von der Straßengüterspedition zum 360-Grad-Logistikanbieter
Interview mit Stephan Platzer, Geschäftsführer der Wenzel Logistics GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Platzer, 2023 hatte Wenzel Logistics das Glück, sein 25-jähriges Firmenjubiläum feiern zu dürfen – inmitten einer für die Logistikbranche besonders turbulenten Zeit!
Stephan Platzer: Gerade in den Hochphasen der Coronakrise hatte natürlich auch unser Unternehmen starke Auftragsspitzen zu bewältigen, bevor das Volumen 2023 wieder rückläufig wurde – umso wichtiger war für uns neben dem Anspruch unseren Kernkompetenzen treu zu bleiben eine umfassende Diversifizierung. Darin sehen wir einen wichtigen Grundpfeiler, auf dem wir unsere Zukunft aufbauen wollen. Schließlich hatte Wenzel Logistics in den ersten 25 Jahren seines Bestehens ein rasantes Wachstum von einer eher konventionellen Straßengüterspedition zu einem 360-Grad-Logistikanbieter durchlaufen. Als Gesellschafter des Stückgutnetzwerks Systempo können wir heute Stückgutsendungen innerhalb von 24 Stunden in ganz Österreich zustellen und verfolgen neben unserem Kerngeschäft, dem Straßengüterverkehr in ganz Europa sowie Seefracht- und Sondertransportabteilungen, auch eine starke Ausrichtung auf den Intermodalverkehr.
Wirtschaftsforum: Die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene soll im Zuge einer besseren Nachhaltigkeitsbilanz auch von politischer Seite gefördert werden – wie offen sind Ihre Kunden dafür?
Stephan Platzer: Gerade in den vergangenen zwei Jahren bemerken wir ein steigendes Interesse an unseren Intermodalverbindungen, da auch das Kundenbewusstsein gegenüber diesem Thema stetig zunimmt. Wir sehen es als unsere Pflicht an, unsere Kunden dafür zu sensibilisieren. Neben dem positiven Umweltaspekt durch die CO2-Einsparung ergeben sich auch aus operativer Sicht einige Vorteile durch die Kombination von Straße und Schiene. In der First- und Last Mile kann die Nutzlast auf bis zu 29 t erhöht werden, verlässliche An- und Ankunftszeiten werden gewährleistet und Staus werden zu Stoßzeiten vermieden.Was uns als mittelständisches Unternehmen einzigartig macht, ist die Kombination aus Spedition und eigenem EVU (Eisenbahnverkehrsunternehmen). Dadurch ergibt sich für uns uns nahezu 100% direkter Einfluss auf die Route. Und diesen Vorteil schätzen auch unsere Kunden, da er ihnen zur Dekarbonisierung ihrer Supply Chain verhilft.
Wirtschaftsforum: Auf welche Vorteile kann Wenzel Logistics dabei genau verweisen?
Stephan Platzer: Auf unserer bestehenden Zugverbindung von Werndorf über St. Michael nach Wels konnten wir durch beständige Optimierungen die Laufzeiten deutlich verkürzen. Derzeit können dort jede Woche acht Züge verkehren, wobei mit einem einzigen Zug bereits 40 Lkw-Sendungen transportiert werden. Diese bereits bestehende Achse werden wir perspektivisch um zwei weitere Verbindungen ergänzen, sodass wir alle wesentlichen europäischen Wirtschaftsregionen auf diesem Wege mit der Steiermark verbinden können.
Wirtschaftsforum: Welche Lehren zieht Wenzel Logistics aus seinen über 25 Jahren Betriebsgeschichte – und welche Werte werden Ihr Handeln in der Zukunft bestimmen?
Stephan Platzer: Es ist der tägliche Einsatz unserer Teams notwendig, die für unsere Kunden die Extrameile gehen. Durch Best Practice Sharing können wir so abteilungsübergreifend von unseren Kunden lernen und gemeinsam mit ihnen ihre Prozesse optimieren. Daher stehen auch in Zukunft das Engagement für unsere Kunden und die Loyalität unseren Mitarbeitern gegenüber im Fokus unseres Handelns.