(K)ein windiges Geschäft

Interview mit Hermann Wallenborn zur Anleiheemission der Wallenborn Adria Wind GmbH

Wirtschaftsforum: "Welche Expertise macht die Wallenborn Adria Wind GmbH zu einem verlässlichen Emittenten?"

Hermann Wallenborn: "Die Wallenborn Adria Wind GmbH als Emittentin konzentriert sich vollständig auf das Halten und den Betrieb des Windparks „Senj I“. Wir haben somit keine Bau- oder Projektierungsrisiken in unserer Anleihe. Dennoch können wir auf langjährige Erfahrung zurückgreifen: Die Wallenborn Gruppe hat bisher Windenergie-Anlagen in Deutschland, Polen, Ungarn, Kroatien und anderen Balkan-Gebieten mit insgesamt mehr als 220 Megawatt entwickelt und zum Teil errichtet. Wir sind seit 1998 in diesem Markt aktiv und haben 1999 im brandenburgischen Klettwitz den damals größten Windpark mit entwickelt und gebaut. Somit kombinieren wir langjähriges Know-how mit den beschränkten Risiken eines Betreibermodells und sehen unsere Anleihe damit optimal aufgestellt."

Wirtschaftsforum: "In welchen Ländern soll die Anleihe platziert werden und warum haben Sie sich gerade für diese Länder entschieden?"

Hermann Wallenborn: "Bei der Platzierung der Anleihe haben wir uns bewusst für Deutschland und Österreich entschieden. Als deutscher Projektierer legen wir klar unseren Fokus auf den Heimatmarkt. Aber auch den österreichischen Anlegern wollen wir, aufgrund der geografischen Nähe zu Kroatien, das Investment in unsere Anleihe ermöglichen."

Wirtschaftsforum: "Wofür soll das durch die Anleihenemission eingesammelte Kapital verwendet werden?"

Hermann Wallenborn: "Wir wollen rund 68,5 Mio. EUR zur Refinanzierung verwenden, um damit bestehende Verbindlichkeiten abzulösen. 2,8 Mio. EUR werden zudem auf ein Zinsreservekonto eingezahlt, das von einem unabhängigen Treuhänder gehalten wird. Für weitere 3,5 Mio. EUR wollen wir Rechte an dem Nachfolgeprojekt „Senj II“ erwerben, um in der Zukunft einen möglichen Ausbau des Windparks im Rahmen des Projekts „Senj II“ durch 8 weitere Windenergieanlagen (24 MW) vornehmen zu können. Die restlichen Mittel entfallen auf die Transaktionskosten."

Wirtschaftsforum: "Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Windparks Senj und wie sehen Ihre Planungen bezüglich der Refinanzierung der Anleihe aus?"

Hermann Wallenborn: "Wir können mit unseren aktuellen Erträgen die Kuponzahlungen komfortabel leisten und darüber hinaus auch schon während der Anleihelaufzeit Teiltilgungen vornehmen. Durch weitere Optimierungen an der Technik des Parks streben wir an, unsere jährlichen Erträge mittelfristig auch noch weiter zu steigern. Freie Liquidität würde entsprechend der Tilgung zugutekommen. Bei den Rückzahlungsmodalitäten während der Anleihelaufzeit haben wir uns für eine sehr anlegerfreundliche Form entschieden. Die Tilgungen erfolgen zum 10-tägigen durchschnittlichen Handelspreis der Anleihe im Marktsegment m:access an der Börse München, mindestens aber zum Nennwert, also 100%. Beim Rückkaufvolumen haben wir uns zudem eine Grenze von 10% des ursprünglich emittierten Volumens gesetzt, demnach EUR 8 Mio. pro Jahr, damit die Liquidität der Anleihe im Markt nicht bereits nach kurzer Zeit zum Erliegen kommt. Vorgesehen ist, dass die Tilgungsrückstellungen über das Jahr angespart werden und bei günstiger Marktlage durch die Gesellschaft genutzt werden kann. Damit erhalten Anleger ein reduziertes Kurs- und Überschuldungsrisiko, da sich die Zinslast jährlich anteilig um den getilgten Betrag reduzieren kann. Durch die jährlich mögliche Teiltilgung zu einem Kurs von mindestens 100% gehen wir auch in schwierigen Marktphasen von einer Bodenbildung bei der Kursbewegung mit Ankündigung der Teiltilgung aus. Aktuell planen wir, am Ende der Laufzeit ca. 80 % des ausstehenden Betrages zu refinanzieren."

Wirtschaftsforum: "Welche Laufzeit hat die Anleihe und warum haben Sie sich für diese Laufzeit entschieden?"

Hermann Wallenborn: "Die Anleihe der Wallenborn Adria Wind hat eine Laufzeit von 5 Jahren. Wir haben diesen Zeitraum gewählt, da wir der Meinung sind, dass dieser gut auf unsere Transaktionsstruktur passt. Darüber hinaus scheint diese Dauer auch am Markt aktuell die größte Akzeptanz zu besitzen, sodass wir hier gerne dem Wunsch unserer Berater gefolgt sind."

Wirtschaftsforum: "Wie wird die Anleihe verzinst, in welchen Intervallen werden die Zinsen ausgezahlt, und wann erhält der Anleger die erste Zinszahlung?"

Hermann Wallenborn: "Der Kupon der Anleihe beträgt 7%. Die Zinsen werden den Gläubigern jährlich nachträglich ausgezahlt, somit wird die erste Zinszahlung am 19. Juni 2014 erfolgen. Dieser Zinssatz erscheint uns attraktiv angesichts der doppelten Besicherung der Anleihe. Zum einen gibt es die rechtliche Absicherung durch den Treuhänder, der neben den dinglichen Sicherheiten auch das Zins- und ein Tilgungsreserve-Konto verwalten wird. Zum anderen gibt es eine technische Absicherung dadurch, dass die Anlage bereits steht und eine Verfügbarkeit von 97 % vom Hersteller Vestas garantiert wird. Vestas hat somit ein großes Interesse daran, dass die Windenergieanlagen laufen. Durch eine Maschinenunterbrechungsversicherung der Gothaer werden zudem auch Schäden durch äußere Einflüsse kompensiert, sodass wir hier Risiken minimieren."

Wirtschaftsforum: "Welche Sicherheiten bieten Sie Ihren Anlegern?"

Hermann Wallenborn: "Neben den genannten Aspekten, wie der Verpfändung des Zinsreservekontos sowie der technischen Sicherheiten, treten wir auch die Erträge aus der staatlich festgelegten Einspeisevergütung an den Treuhänder zugunsten der Anleihezeichner ab. Zusätzlich werden auch die Sicherungsrechte an wesentlichen Vermögenswerten des Windparks, insbesondere die Windräder, als Sicherheiten für die Anleger hinterlegt. Wir planen zudem die Geschäftsanteile der Wallenborn Adria Wind GmbH zu verpfänden. Alles wird von der erfahrenen Rödl Treuhand Hamburg GmbH Steuerberatungsgesellschaft verwaltet, wodurch wir unserer Meinung nach für die Anleger ein umfangreiches Sicherheitenpaket geschnürt haben."

Wirtschaftsforum: "Wo sehen Sie die Wallenborn Adria Wind GmbH in fünf Jahren?"

Hermann Wallenborn: "Da der Standort Senj über konstante Starkwindbedingungen verfügt, sehen wir einer vielversprechenden Zukunft mit planbaren Erträgen entgegen. Wir versuchen durch kontinuierliche Verbesserungen der Technik die Auslastung des Parks möglichst nahe an die 100%-Marke heranzuführen und somit auch unsere Erträge sukzessive zu steigern. Dies ist unser ehrgeiziges Ziel für die kommenden Jahre, das wir im Sinne der Anleihezeichner verfolgen."

Wirtschaftsforum: "Herr Wallenborn vielen Dank für das Gespräch."

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