Die Vision: bezahlbarer grüner Strom

Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Neue Energien Deutschland GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Winkler, in welchen Bereichen der erneuerbaren Energien setzen Sie Schwerpunkte?

Thomas Winkler: Wir sind in den Bereichen Wind- und Solarenergie tätig. Dabei spielt die Solarenergie aktuell eine eher untergeordnete Rolle. 2010 haben wir in Deutschland einen bislang beispiellosen Boom in der Photovoltaik erlebt. Mit dem Wegfall der Subventionen brach der Markt dann allerdings zusammen und verlagerte sich nach Asien. Wir engagieren uns in der Photovoltaik vor allem im Co-Locationing. Das bedeutet, dass wir an unsere Windparks Photovoltaikparks anschließen. Das macht Sinn – man nutzt einen gemeinsamen Anschluss und Wind und Sonne blockieren sich nicht gegenseitig. Frankreich ist schon stark im Co-Locationing. Für Deutschland haben wir für die kommenden Jahre einige größere Projekte auf der Agenda.

Wirtschaftsforum: Welche Bereiche der Wertschöpfungskette rund um ein Projekt decken Sie ab?

Thomas Winkler: Wir begleiten die Projekte von Anfang bis zum Ende. Wir sichern die Grundstücke, übernehmen die Produktentwicklung, den Einkauf, die Finanzierung und Bauüberwachung sowie die technische und kaufmännische Betriebsführung. In den einzelnen Märkten verhandeln wir auch die PPAs, also die direkten Stromlieferverträge.

Wirtschaftsforum: Bitte nennen Sie uns doch einige Beispielprojekte.

Thomas Winkler: Aktuell sind wir in ein großes Repowering-Projekt mit 17 Anlagen am Standort Elster/Listerfehrda involviert. Insgesamt werden 50 Altanlagen zurückgebaut. Vor gut 20 Jahren haben wir dort 50 kleine Anlagen mit 30 MW entwickelt und an einen Publikumsfonds veräußert, der die Windparks betrieben hat. Durch das Repowering wird sich die Leistung verfünffachen. Repowering ist wichtig im Umgang mit alternativen Energiequellen, denn gute Standorte darf man nicht durch alte Anlagen blockieren. Man muss das volle Potenzial nutzen. Ein weiteres Beispiel sind 22 Windenergieanlagen in Taczalin, Polen, mit 45,1 MW. Die haben wir 2014 gebaut. 2018 haben wir dafür ein PPA mit Mercedes-Benz abgeschlossen. Das Unternehmen hat dort ein Motorenwerk gebaut und suchte Stromlieferanten. Die Anlage liefert für das Werk den kompletten Strom, zu 100% Grünstrom. Dies ist der erste langfristig angelegte Stromliefervertrag, der in Europa zwischen der Wind- und Automobilindustrie geschlossen wurde.

Wirtschaftsforum: Sie sind einer der Pioniere im deutschen Markt für erneuerbare Energien. Was macht die VSB so erfolgreich?

Thomas Winkler: Unser größtes Asset sind unsere Mitarbeiter. Sie sind der Überzeugung, das Richtige zu tun. Das treibt sie voran. Deshalb engagieren sie sich. Das gilt für alle unsere Länder. Zudem haben wir das richtige Gespür für einen guten Standort. Wir haben uns in entscheidenden Bereichen konsequent professionalisiert. Zum Beispiel haben wir früh Projektmanagementsysteme eingeführt, ebenso wie ein Qualitätsmanagement. Zudem ist es uns gelungen, unsere Erfahrung und unser Know-how auch immer aus unserem Heimatmarkt Deutschland ins Ausland zu transferieren. Information Sharing ist hier das Schlüsselwort.

Wirtschaftsforum: Was macht die Projekte für Investoren so attraktiv?

Thomas Winkler: Die Projekte haben einen relativ stabilen Cashflow und sind damit für Versicherungen und Rückversicherer interessant. Wir bieten qualitativ hochwertige Lösungen. Wichtig ist hier auch immer das Thema Due Diligence. Wir sind groß, haben Power, ein qualifiziertes Managementsystem und dadurch einen reibungslosen Transaktionsprozess. Bei den PPAs ist es wichtig, die richtigen Projekte und interessante Angebote zu machen.

Wirtschaftsforum: Zurzeit sind die erneuerbaren Energien politisch weit oben auf der Agenda. Was erwarten Sie von der Politik für die nächste Zeit?

Thomas Winkler: Die Politik ist jetzt bestrebt, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen. Allerdings werden wir die Effekte nicht schon kurzfristig spüren. Die Planung von Projekten dauert zwischen drei und vier Jahren. Wir legen jetzt also den Grundstein für den Erfolg in einigen Jahren. Quick Wins gibt es hier nicht, aber es werden die richtigen Weichen gestellt. Gut ist, dass sich auch das Mindset der Bürger ändert, auch wenn der Anlass, der Ukrainekrieg, sehr unschön ist. Man sieht Wind- und Solarenergie jetzt nicht mehr nur unter Klimaschutzaspekten, sondern erkennt, dass sie wichtig für eine unabhängige Energieversorgung sind. Das gibt unseren Projekten einen guten Rückenwind.

Wirtschaftsforum: Welche Innovationsthemen haben Sie auf der Agenda?

Thomas Winkler: Neue Themen bei uns sind Wasserstoff und andere alternative Energieformen. In Brandenburg engagieren wir uns zurzeit in einem Wasserstoffprojekt. Hier werden Busse auf Wasserstoff umgestellt. Auch der Aufbau von Nahwärmenetzen vor Ort ist auf unserer Agenda. Hier werden im Winter Wohnungen und Häuser mit umgewandeltem Strom aus Windparks geheizt.

Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für die zweite Jahreshälfte 2022 vorgenommen?

Thomas Winkler: Wir warten noch auf verschiedene Genehmigungen für Projekte, mit denen wir dann starten werden. Sicherlich werden wir unsere Aktivitäten im Bereich Photovoltaik ausbauen. Darüber hinaus möchten wir unseren Mitarbeiterstamm vergrößern. Wir haben sehr viele Stellen ausgeschrieben. In Deutschland möchten wir um die 30 Mitarbeiter wachsen.

Wirtschaftsforum: Haben Sie eine Vision für VSB?

Thomas Winkler: Unsere Vision ist es, dass die europäische Stromversorgung zu 100% aus erneuerbaren Energien kommt. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, dass grüner Strom mittelfristig preislich attraktiver wird.

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