„Wir sind die Nummer 1 im historischen Fensterbau in der Schweiz“
Interview mit Thomas Künzli, Geschäftsführer der Vogel Fensterbauer AG
Wirtschaftsforum: Herr Künzli, die Vogel Fensterbauer AG blickt auf eine lange Tradition in der Restaurierung, beziehungsweise im stilgerechten Nachbau historischer Fenster zurück. Was genau macht ein altes Fenster erhaltenswert?
Thomas Künzli: Die Grenzen zwischen der Entscheidung für den Erhalt der alten Bausubstanz, beziehungsweise zumindest ihren dezidierten historischen Stil oder eine Sanierung, bei der die originäre Ausgestaltung nicht erhalten bleiben soll, sind sicherlich fließend. Nicht selten kommen dabei die jeweiligen Bauträger, entsprechende Sachverständige und schließlich auch das Denkmalschutzamt zu unterschiedlichen Ergebnissen, die es dann im Sinne eines attraktiven Ortsbildes wie einer sinnvollen ästhetischen und wirtschaftlichen Lösung abzuwägen gilt. Bisweilen sind hier auch innerhalb der Schweiz regionale Unterschiede und individuelle Gegebenheiten zu berücksichtigen. Natürlich gibt dabei jedoch das Bauwerk selbst zumeist das wichtigste Indiz dafür, inwiefern die historische Bausubstanz des gesamten Gebäudes erhaltenswert ist.
Wirtschaftsforum: Welchen technischen Herausforderungen begegnen Sie bei der Sanierung, beziehungsweise beim Nachbau historischer Fenster?
Thomas Künzli: Die Restaurierung ist natürlich ein sehr anspruchsvoller Vorgang, der je nach Zustand und handwerklicher Qualität des Fensters mit verschiedensten Problemstellungen einhergeht. Dabei lautet unsere Devise stets: Nur so viel ersetzen wie nötig und so viel erhalten wie möglich. Auch hier können die Details wieder sehr unterschiedlich interpretiert werden: Sind von einem Holzwurm verursachte Löcher an der Innenseite eines 100 Jahre alten Fensters erhaltenswert? – Da werden unterschiedliche Bauherren sicherlich verschiedene Auffassungen vertreten. In unserem Werk können wir aber so ziemlich alle Wünsche erfüllen.
Wirtschaftsforum: Wie genau laufen die Sanierungs- und Nachbauarbeiten ab?
Thomas Künzli: Im Zentrum unserer Tätigkeit stehen meist die technische Ertüchtigung sowie die energetische Sanierung, damit auch ein mehrere Jahrhunderte altes Fenster heutigen energetischen Anforderungen gerecht werden kann. Dafür gibt es gibt spezielle Lösungen mit Vakuumglas oder Lösungen mit Isolierglas mit einer sogenannten Aufdoppelung, während mithilfe von Gummidichtungen eine weitere Abdichtungsebene geschaffen wird. Nicht selten müssen beim Ausbau des alten Glases besondere Sicherheitsvorkehrungen zum Arbeitsschutz getroffen werden, da alter Fensterkitt bisweilen Asbestrückstände enthalten kann. Mithilfe unserer Kunstglaserin können wir auch sehr spezielle Sonderwünsche wie Bleiverglasungen herstellen und wieder in das historische Fenstergefüge integrieren. Neben den Glasarbeiten werden zudem die alten Beschläge abgelaugt und neu lackiert oder geölt. Steht statt einer Sanierung ein Nachbau des historischen Originals an, ist es uns oft möglich, die alten Beschläge in das neue Fenster einzubauen, um zumindest diese geschichtsträchtige Komponente erhalten zu können. In all diesen Disziplinen hat sich die Vogel Fensterbauer AG über viele Jahrzehnte hinweg ein besonderes Know-how erarbeitet, durch das wir beim historischen Fensterbau klar zur Nummer 1 in der Schweiz avanciert sind.
Wirtschaftsforum: Mittlerweile gehört die Vogel Fensterbauer AG zur Künzli-Gruppe, mit deren Firmennetzwerk Sie sich auch im allgemeinen Fenster-, Fassaden- und Holzbau engagieren. Welche Synergieeffekte kommen dabei zum Tragen?
Thomas Künzli: Wir haben uns in unserer Firmengruppe in den letzten Jahren stark entwickelt, zum Beispiel mit Firmenzukäufen wie der Fassadentechnik AG oder mit unserer Expansion nach Deutschland mit dem neuen Werk in Rammingen und dem Büro-Standort in München. Als Teil dieser stark wachsenden Firmengruppe können wir auf sehr viel Know-how zurückgreifen und wir rollen ‘Best-Practices’ aktiv innerhalb unserer Firmengruppe aus. Da die Vogel Fensterbauer AG in der Gruppe als Lean Champion gilt (wir haben im letzten Jahr beim Swiss Lean Award den 3. Platz erreicht), läuft aktuell gerade ein Projekt zum Lean-Know-how-Transfer in die anderen Geschäftsbereiche. Und durch die Expansion des Holzbaus nach Süddeutschland prüfen auch wir bei Vogel den Eintritt in den deutschen Markt. Diese ganze Entwicklung funktioniert natürlich nur mit einem Top-Team, wobei ich von unserer Mannschaft und deren Leistung echt begeistert bin.