Vom Bürobedarf zum Multi-Channel-Experten

Interview mit Christa Furter, Managing Director Viking Europe

Wirtschaftsforum: Frau Furter, welche Meilensteine waren für die Entwicklung von Viking wichtig?

Christa Furter: Viking wurde 1960 in den USA gegründet und begann 1990 mit der Expansion nach Europa, zunächst nach England und 1995 dann nach Deutschland. Ein großer Meilenstein war die Entwicklung zum Multi-Channel-Unternehmen. Wir waren einer der ersten Anbieter in Europa mit einer eigenen Website und einem Webshop, den wir bereits 1998 eingeführt haben. Das war damals eine echte Innovation und hat uns geholfen, uns im Markt klar zu positionieren.

Heute sind wir führender Anbieter im Bereich B2B. Seit 2021 sind wir Teil der RAJA-Gruppe. Diese Übernahme hat uns neue Möglichkeiten eröffnet, unsere Marktposition weiter auszubauen, auch durch die internationalen Großkunden, die wir mit unseren Schwesterfirmen der RAJA Office Gruppe auch in Italien, Frankreich und Spanien bedienen können.
 

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die deutsche Niederlassung im internationalen Kontext?

Christa Furter: Unsere deutsche Niederlassung in Großostheim ist ein zentraler Knotenpunkt für unsere Aktivitäten in Europa. Von hier aus steuern wir nicht nur den deutschen Markt, sondern auch die Logistik für die Beneluxstaaten und die gesamte DACH-Region.

Mit etwa 1.400 Mitarbeitern bedienen wir in Europa über eine Million Kunden und erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 500 Millionen EUR. Viking Deutschland spielt eine Schlüsselrolle in unserer Unternehmensstrategie. Wir gehören in Deutschland zu den Top 5 der Multi-Channel-Anbieter. Zudem bieten wir ein umfassendes Sortiment, das von Bürobedarf über Möbel und Technologie bis hin zu Reinigung und Hygiene sowie Food und Bewirtung reicht.
 

Wirtschaftsforum: Wie hat Viking auf die jüngsten globalen Herausforderungen reagiert?

Christa Furter: Die letzten Jahre waren durch globale Krisen und Lieferkettenunterbrechungen herausfordernd. Wir mussten sicherstellen, dass wir die Kundennachfrage weiterhin bedienen konnten, auch als einige unserer Einkaufsquellen, wie Papierlieferungen aus Russland, ausfielen. Die Stärke unserer Gruppe und unser internationaler Einkaufsprozess haben uns dabei geholfen, alternative Bezugsquellen zu erschließen und unsere Lieferfähigkeit sicherzustellen.

Zudem haben wir uns in der Ukraine-Krise engagiert. Unser Shared Service Center in Rumänien hat Mitarbeiter unterstützt, die Flüchtlinge aufgenommen haben. Auch die Stiftung RAJA - Danièle Marcovici – gegründet von unserer Eigentümerin, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt –, hat finanzielle Zuwendungen geleistet. Kürzlich wurden wir für unser gesamtes Engagement in der Ukrainekrise von der Ukrainischen Botschaft geehrt. Aktuell erleben wir Unsicherheit und Zurückhaltung auf dem Markt, doch wir unterstützen unsere Kunden in schwierigen Zeiten, damit sie wissen, dass wir für sie da sind.
 

Wirtschaftsforum: Welche Maßnahmen ergreift Viking, um den Anforderungen an Nachhaltigkeit und Digitalisierung gerecht zu werden?

Christa Furter: Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Seit 2020 verfolgen wir eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie und sind nach ISO 9001, 14001 und 45001 zertifiziert sowie mit der EcoVadis Gold Medal ausgezeichnet. Unsere Anstrengungen erstrecken sich über die gesamte Lieferkette, und wir legen großen Wert darauf, unsere Produkte lokal zu sourcen, insbesondere im Bereich Food and Bewirtung.

Zusätzlich bieten wir spezielle, nachhaltig gekennzeichnete Produkte in unserem Sortiment an. Wir haben den gesamten Bestellprozess digitalisiert und bieten unseren Kunden maßgeschneiderte E-Procurement-Lösungen an, die ihren spezifischen Bedürfnissen gerecht werden. Wir stellen uns kontinuierlich auf neue Trends wie Homeoffice oder Ergonomie ein und entwickeln Komplettlösungen.

Unser Ziel ist es, technologisch stets auf dem neuesten Stand zu bleiben und unseren Kunden den besten Service zu bieten. Unser Loyalty-Programm ‘Viking One’ richtet sich an Firmen mit Jahresbudgets ab 3.000 EUR oder mehr und unterstützt uns dabei, unsere Kunden durch exzellenten Kundenservice zu binden.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne hat Viking für die Zukunft?

Christa Furter: Im Jahr 2025 feiern wir unser 30-jähriges Jubiläum in Deutschland, was ein wichtiger Meilenstein für uns ist. Parallel dazu arbeiten wir an mehreren Wachstumsprojekten und planen die Einführung neuer Produkte und Lösungen in unserem Webshop. Intern konzentrieren wir uns auf ein großes IT-Transformationsprojekt, bei dem wir ein neues ERP-System einführen werden, um unsere Prozesse weiter zu optimieren.

Zudem setzen wir verstärkt auf Marketingaktivitäten wie unsere Back-to-School- und Back-to-Work-Kampagnen sowie spezielle Angebote für Büromöbel. Unser Ziel ist es, weiterhin führend im Markt zu sein und unsere Position zu festigen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Interview mit Dr. Matthias Henyk, Geschäftsführer der Opelka GmbH

„Zufrieden, wenn der Kunde Geld verdient“

Die Opelka GmbH mit Sitz in Remseck am Neckar ist Spezialist für Maschinen zur Herstellung von Siedegebäck wie Berliner oder Donuts. Seit Anfang 2024 wird das Unternehmen von Dr. Matthias…

Stark in steilem Gelände

Interview mit Ing. Johannes Loschek, Consultant der MM Forsttechnik GmbH

Stark in steilem Gelände

Die MM Forsttechnik GmbH mit Sitz im steirischen Frohn­leiten entwickelt hoch spezialisierte Seilgerätetechnik für die Holzbringung in anspruchsvollem Gelände. Entstanden aus dem heute größten privaten Forstbetrieb Österreichs, verbindet das Unternehmen…

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Interview mit Michael Kösters, Geschäftsführer über Möbel Ewald Kösters GmbH

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Michael Kösters ist in einem Möbelhaus groß geworden – wortwörtlich. Heute führt er die Möbel Ewald Kösters GmbH in dritter Generation. Im Gespräch erzählt er, warum er trotz starker Konkurrenz…

Spannendes aus der Region Landkreis Aschaffenburg

„Wir wollen ein bisschen raus aus der Nischen-Rolle!“

Interview mit Christof Gedig und Serhan Berikol, Geschäftsführer und Sales Director der Cristie Data GmbH

„Wir wollen ein bisschen raus aus der Nischen-Rolle!“

Daten sind in jeder Branche zur unabdingbaren Grund­lage für den Unternehmenserfolg geworden. Umso mehr haben auch die Themen Datensicherheit und -wiederherstellbarkeit an Bedeutung gewonnen. Genau hier liegt die Kern­expertise der…

Für reibungslose Abläufe im OP-Saal

Interview mit Hariet Dörling, Geschäftsführerin der M.E.D. Medical Products GmbH

Für reibungslose Abläufe im OP-Saal

Chirurgische Routineeingriffe wie Katarakt- oder Gelenkersatzoperationen ähneln zunehmend industriellen Abläufen, bei denen Effizienz und Konsistenz entscheidend sind. Die M.E.D. Medical Products GmbH hat sich darauf spezialisiert, Kliniken dabei zu unterstützen,…

Lebensqualität und gute Sicht

Interview mit Domenic von Planta, CEO der SCHWIND eye-tech-solutions GmbH

Lebensqualität und gute Sicht

„Better Quality of life for patients“ lautet die Vision der SCHWIND eye-tech-solutions GmbH in Kleinostheim. Mit seinen Lasersystemen für die refraktive Augenchirurgie setzt das Unternehmen seit über 30 Jahren immer…

Das könnte Sie auch interessieren

Die Zukunft muss nachhaltig sein

Interview mit Nico Rosberg, ehemaliger Formel 1-Weltmeister und jetziger Unternehmer

Die Zukunft muss nachhaltig sein

Nach all dem, was er in der Formel 1 erreicht hat, könnte sich Nico Rosberg eigentlich entspannt zurücklehnen. Doch das ist nicht sein Fall. Im Gegenteil: Der Weltmeister von 2016…

Gewinne sind die Kosten des Überlebens

Interview mit Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Simon

Gewinne sind die Kosten des Überlebens

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie trifft Unternehmen aller Branchen hart. Prof. Dr. Dr. h .C. mult. Hermann Simon, Unternehmensberater, Gründer von Simon-Kucher Partners und emeritierter Wirtschaftsprofessor, der gerade zum Ausbruch der…

Die Transformation des 21. Jahrhunderts – Kompliziertheit sollten wir abbauen, Komplexität müssen wir nutzen

5-teilige Serie mit dem österreichischen Wirtschaftswissenschaftler und europäischen Management-Vordenker Prof. Dr. Fredmund Malik

Die Transformation des 21. Jahrhunderts – Kompliziertheit sollten wir abbauen, Komplexität müssen wir nutzen

Schon vor der COVID19-Krise standen Unternehmer, Manager und Führungskräfte vor großen Herausforderungen. Megatrends wie die Digitalisierung, Globalisierung und Nachhaltigkeit disruptieren seit Jahren althergebrachte Geschäftsmodelle, Prozesse und Strukturen. Flexibles Denken ist…

TOP