Wasser, Wind und Sonne für eine saubere Energiezukunft
Interview mit Thomas Bächle, Geschäftsführer der VERBUND Energy4Business Germany GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Bächle, welche Verbindung hat die VERBUND Energy4Business Germany GmbH zum Thema grüner Strom?
Thomas Bächle: VERBUND, unser Mutterkonzern und größter Stromversorger Österreichs, ist einer der Pioniere im Bereich des grünen Stroms. Wir haben eine lange Historie in diesem Segment und betreiben seit Jahrzehnten Wasserkraftwerke und Pumpspeicheranlagen. Unser Kerngeschäft haben wir über die Jahre aufgebaut und kennen uns im Bau und Betrieb der Anlagen aus. Wir sind ein Trendsetter in der Branche und haben zum Beispiel bereits 2002 die ersten Deals in Europa mit Herkunftsnachweisen für Grünstrom abgeschlossen und damit mit dem Grünstromhandel begonnen. Wir engagieren uns leidenschaftlich für erneuerbare Energien, denn der Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist dringlicher denn je.
Nach der Liberalisierung des Grünstrommarktes im Jahr 2000 haben wir eine Niederlassung von VERBUND in Deutschland gegründet, die sich seitdem mit dem Vertrieb von erneuerbarer Energie beschäftigt. Zunächst noch spezialisiert auf Weiterverteiler und Stadtwerke, erweiterten wir unser Angebot 2010 auch auf das Industriekundensegment sowie die Direktvermarktung erneuerbarer Energie.
Wirtschaftsforum: Wie bewerten Sie die Rolle der Energieversorger in Deutschland?
Thomas Bächle: Nach Fukushima 2011 verstärkte sich der gesellschaftliche Bewusstseinswandel hin zur Wertschätzung grüner, sauberer Energie. Umweltaktionen von Greenpeace und das Engagement von Greta Thunberg haben auch für eine hohe Nachfrage an Grünstrom bei Stadtwerken und Weiterverteilern sowie in der Industrie gesorgt. Vor allem bei Industriekunden steigt die Nachfrage nach Grünstrom immer weiter an. Die weltweite Dekarbonisierungsoffensive wurde durch die Energiekrise in Folge des Ukrainekrieges noch weiter intensiviert. VERBUND treibt die Energiewende aktiv voran, ist in Bayern vor allem als Betreiber der Wasserkraftwerke am bayerischen Inn und an den Grenzstrecken von Inn und Donau bekannt. In 21 großen Kraftwerken erzeugt das Unternehmen rund 5,8 Milliarden Kilowattstunden Strom, davon rund 4 Milliarden Kilowattstunden für Bayern.
Wirtschaftsforum: Was sind heute die wichtigsten Leistungen von VERBUND in Deutschland?
Thomas Bächle: Unser Schwerpunkt sind Dienstleistungen zur effizienteren Energienutzung von Industrie und Stadtwerken sowie Weiterverteilern. Unser Leistungsportfolio beinhaltet Herkunftsnachweise, Grünstrom, Energiedienstleistungen wie Batteriespeicher sowie die Direktvermarktung und die Flexvermarktung. VERBUND investiert und ist involviert in diverse zukunftsweisende Technologieprojekte, unter anderem im Bereich Wasserstoff (Borealis) und Photovoltaik. Wir produzieren nicht nur Grünstrom und sichern damit vor allem in Süddeutschland die Versorgung, sondern zeigen auch überdurchschnittliches Engagement bei den Themen Umwelt und Artenschutz: Allein bis 2028 investiert VERBUND 280 Millionen EUR in die Instandsetzung von Flora und Fauna rund um unsere Kraftwerke, unter anderem an Donau und Inn. Darüber hinaus engagiert sich VERBUND für den Umweltschutz und erbringt zahlreiche Maßnahmen, die den Lebensraum für Fische, Vögel und andere Tiere sowie für Menschen verbessern.
Wirtschaftsforum: Wie wollen Sie in den nächsten Jahren die Energiewende weiter vorantreiben?
Thomas Bächle: Unser Ziel ist es, unser Portfolio zu erweitern, zusätzlich zur Wasserkraft auch verstärkt hin zu Photovoltaik und Windkraft. VERBUND hat Investitionsprojekte, die in die Milliarden gehen. Außerdem werden wir uns noch weiter internationalisieren, zum Beispiel mit dem Projekt für Photovoltaik in Spanien. Darüber hinaus werden das Speicherangebot und Speicherlösungen als Betreiber von hochalpinen Speicheranlagen ausgebaut. Speicherangebote sind von großer Bedeutung, da die erneuerbaren Energien mehr Flexibilität erfordern. Wir gehören zu den größten Betreibern von Speicheranlagen in Deutschland. Darüber hinaus modernisieren wir ständig unsere Anlagen, wie zum Beispiel das Laufwasserkraftwerk in Töging, das im September 2022 neu eröffnet wurde. Durch den Umbau konnte die installierte Kraftwerksleistung um rund 40%, die Jahresstromerzeugung um rund 25% gesteigert werden. Mit Partnern wie Siemens Energy und voestalpine bauen wir das Angebot an grünem Wasserstoff aus. Der Ausbau flexibler Energielösungen zur Reduktion der Netzkosten und zur Effizienzsteigerung mit Eigenenergieanlagen steht ebenfalls auf der Agenda. Für das Trendthema Wasserstoff betreiben wir seit mehreren Jahren Pilotanlagen. Um all diese neuen Entwicklungen finanzieren zu können benötigen wir unsere Einnahmen. Die derzeit höheren Einnahmen ermöglichen es uns, noch mehr Geld zu investieren, um die Energiewende in Europa weiter voranzutreiben.