HR neu gedacht

Interview mit Mark Pollok, CEO der Trenkwalder Group AG

Wirtschaftsforum: Herr Pollok, Trenkwalder wurde 1985 in Österreich gegründet und ist heute in 16 Ländern präsent. Wie verlief die Entwicklung des Unternehmens?

Mark Pollok: Das Backbone von Trenkwalder liegt in der Zeitarbeit. Das Unternehmen wurde vom Gründer Richard Trenkwalder auf dem Kernmarkt Österreich aufgebaut und über eine Buy-and-build-Strategie expandiert. Der Fokus lag sehr lange auf Zeitarbeit und der Bereitstellung von Personal in der Direktvermittlung. 2018, als ich ins Unternehmen eingetreten bin, haben wir uns zusammengesetzt und darüber nachgedacht, was eigentlich die Bedarfe von Kunden sind, insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Denn in der Zeitarbeit besteht das Problem, dass sich ein potenzieller Mitarbeiter verständlicherweise nur in seinem privaten Radius von 20 bis 30 km bewegen möchte und weiter entfernt liegende Stellen nicht besetzt werden können. Deshalb haben wir uns an die Aufgabe gemacht, Konzepte zu finden, um dem zu begegnen. Wir sind sehr schnell darauf gekommen, dass wir die Produktpalette erweitern müssen.

Auf Basis der Gespräche, die wir mit unseren Kunden geführt haben, entstand unser Konzept, einzelne Prozessschritte für unsere Kunden zu übernehmen, etwa durch Outsourcing und in Form von Werkverträgen, sodass die Kunden sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

Wirtschaftsforum: Es geht also nicht mehr nur um den Personalbedarf des Kunden, sondern vielmehr darum, wie Sie ihn bei seinen Herausforderungen unterstützen können?

Mark Pollok: Genau, und damit hat sich auch unser Geschäftsmodell verändert: Wir sind von einem reinen Recruiter zu einem Glied in der Prozesskette unserer Kunden geworden. Deshalb möchten wir auch vom Kunden nicht als Dienstleister, sondern als Partner auf Augenhöhe wahrgenommen werden: Wir decken den Personalbedarf in der gesamten Wertschöpfungskette des Kunden ab und unterstützen ihn auch in technologischer Hinsicht durch Optimierung seiner Prozesskosten. Es ist also ein Dreiklang von klassischem HR-Service, Outsourcing und Technologie.

Wirtschaftsforum: Kam die starke Expansion von Trenkwalder mit diesem neuen Geschäftsmodell?

Mark Pollok: Ja, wir sind jetzt fünf, sechs Jahre in dieser Form am Markt aktiv. In Zahlen gesprochen heißt das: Wir haben 20.000 Mitarbeiter, von denen knapp 2.000 im Outsourcing-Bereich beschäftigt sind. Wir sind in 16 Ländern tätig, haben vorletztes Jahr im Kosovo einen weiteren Standort für den deutschen Markt eröffnet und sind jetzt gerade dabei, in diesem Jahr noch ein weiteres Land für uns zu erschließen, um unsere Services im DACH-Raum sowie im englischen und französischen Markt an England anbieten zu können.

Wirtschaftsforum: Wohin möchten Sie Trenkwalder führen, wo sehen Sie das Unternehmen in der Zukunft?

Mark Pollok: In den nächsten fünf Jahren ist weiteres Wachstum in allen Geschäftsbereichen geplant. Vor allem sehen wir noch Aufholbedarf im Bereich Outsourcing, weil die aktuellen Trends darauf hinweisen: Kostendruck der Unternehmen, Mitarbeiterverfügbarkeit, Flexibilisierung, Skalierbarkeit – alles Dinge, die es Unternehmen nahelegen, sich über Outsourcing Gedanken zu machen. Ebenfalls wollen wir teilhaben am Thema Migration: Wenn das vor allem in der DACH-Region richtig gehandhabt werden soll, muss die Zeitarbeit dort helfen. Aktuell schließt die Politik Zeitarbeit und Mitarbeiter aus Drittstaaten aus. Daran muss die Politik etwas ändern und das wird auch kommen.

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