Regeneratfolien: Mit Knowhow für Nachhaltigkeit

Interview mit Stefan Sax, Geschäftsführer der TERDEX GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Sax, Folien, die zum Schutz der Umwelt beitragen – das klingt erstmal nach einem Gegensatz. Wie funktioniert das bei TERDEX?

Stefan Sax: Das lässt sich ganz gut anhand der Unternehmensgeschichte nachvollziehen: Die Gründer und Inhaber der TERDEX GmbH, Gerd und Lothar Heikaus, waren bereits, bevor das Unternehmen 2003 gegründet wurde, mit einem Vorgängerunternehmen im Bereich der Herstellung von Folie aktiv und auch damals schon sehr innovativ. Nachdem das Vorgängerunternehmen verkauft worden war, wurden die beiden Firmen TERDEX in Deutschland und TRIDEX in Bulgarien gegründet.

Die in der Vergangenheit geborene Idee, gebrauchte Folien unentgeltlich vom Folienverarbeiter zurückzunehmen – daraus entstand bei der Firma Heikaus Verpackungssysteme schon in den 1980er-Jahren ein eigener Verarbeitungszweig – wollte TERDEX weiter nutzen. In der Vergangenheit waren Folien noch keine Wertstoffe, sondern mussten teuer entsorgt werden. Die Idee, gutes Folienmaterial wiederzuverwenden und daraus wieder neues herzustellen – als wichtiger Beitrag zum Umweltschutz und damit zur Nachhaltigkeit – wurde weiterverfolgt. In Bulgarien gab es damals wie heute eine weit entwickelte Industrie für das Recyceln von Kunststoffen – und ein entsprechendes Know-how. Deshalb wurde 2006 dort ein Werk aufgebaut und mit der Produktion von Recyclingfolien begonnen.

2014 wurde auch in Deutschland die Produktion aufgenommen. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Produktion lebensmittelechter PE-Verpackungsfolien und der Weiterentwicklung unserer Spezialfolien Ecothene® und Linothene®.

Wirtschaftsforum: Folie ist ja nicht gleich Folie: Welche Produktarten umfasst Ihr Portfolio genau und welche Produkte sind für Sie besonders wichtig?

Stefan Sax: Unsere Produkte lassen sich grundsätzlich in zwei Bereiche einteilen: einerseits solche für die Lebensmittelindustrie und andererseits Verpackungs- und Transportfolien mit einem möglichst hohen Regeneratanteil. Eine deutliche Nachfrage bemerken wir seit einigen Jahren bei Folien für technische Anwendungen, also solche, die bei der Herstellung von Produkten zur Anwendung kommen, sie verbessern oder ihnen bestimmte Eigenschaften verleihen. Hier suchen wir stetig nach Möglichkeiten, diese Folien immer noch nachhaltiger zu machen. In den letzten Jahren sind in diesem Bereich einige Produkte zur Marktreife gelangt, wie beispielsweise Folien für Versandtaschen, die zu einem großen Anteil aus recyceltem Material bestehen. Ein weiteres Beispiel sind Verpackungs- und Transportfolien, etwa Schrumpffolien für Paletten. Diese können wir heute bereits mit einem Regeneratanteil von 50% anbieten.

An einer weiteren Anhebung des Regeneratanteils arbeiten wir mit Hochdruck. Seit vielen Jahren sind wir mit etlichen unserer Folien beim Blauen Engel als dem ältesten und bekanntesten Umweltzeichen in Deutschland gelistet, wofür sehr hohe Anforderungen erfüllt sein müssen. Wir streben dieses Prädikat grundsätzlich für unsere technischen Folien an. Seit Juni diesen Jahres sind wir der erste europäische Hersteller, der zertifizierte Recycling-Dampfbremsfolien anbietet – selbstverständlich mit CE-Kennzeichnung

Das Gleiche gilt auch für Palettenabdeckblätter, hier sind wir seit 2019 als einziger Anbieter mit einem entsprechenden Produkt auf dem Markt, das den Blauen Engel trägt. Für unsere Kunden bedeutet dies, deutlich umweltfreundlichere Alternativen zu oftmals günstigeren Bezugspreisen einsetzen zu können.

Wirtschaftsforum: Folien und Kunststoffe im Allgemeinen sind ja nicht unbedingt das Erste, an was man denkt, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Hier gibt es sicher viel Klärungsbedarf. Was sollte sich Ihrer Meinung nach in der öffentlichen Diskussion zu diesem Thema ändern?

Stefan Sax: Ehrlich gesagt würde ich mir wünschen, dass das Thema Folie zumindest einmal neutral diskutiert würde. In unserer Branche empfinden wir es eher so, dass Kunststoff auch seitens der Politik grundsätzlich schlechtgemacht wird. In einer echten Diskussion sollten beide Seiten – Befürworter und Gegner – gleichermaßen gehört werden, sodass man durch Abwägen zu Kompromissen finden kann. Eine so geführte Diskussion findet aber nicht statt. Eine stärkere Einbindung der Fachgremien und Mitgliederverbände aus unserer Branche wäre ebenfalls schön.

Wirtschaftsforum: Sie selbst sind 2013 sozusagen als ‘Quereinsteiger’ zum Unternehmen gekommen. Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf und was möchten Sie für das und mit dem Unternehmen erreichen?

Stefan Sax: Ursprünglich komme ich aus dem Bereich der Arbeitnehmerüberlassung. Mir wurde dann aber klar, dass ich das nicht mein Leben lang machen möchte. Ich habe nach einem Unternehmen in einer anderen Branche gesucht, bei dem ich mich wohlfühle und meine Stärken bestmöglich einbringen kann. Bei TERDEX bin ich als Vertriebsleiter eingestiegen, die Chemie stimmte sofort. Florian Heikaus und ich sind in der Geschäftsführung ein gutes Team, so wie wir alle im Unternehmen als Team erfolgreich sind. Wir teilen eine gemeinsame Vision und arbeiten jeden Tag daran, Folie besser zu machen – nachhaltiger, effektiver, umweltfreundlicher.

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