Im Notfall gut verbunden

Interview mit Thorsten Steinhauer, Geschäftsführer und Inhaber der LEINA-WERKE GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Steinhauer, welche Schritte waren in der Historie der LEINA-WERKE besonders wichtig?

Thorsten Steinhauer: Das Unternehmen wurde 1964 in Köln gegründet. Als die Kapazitäten dort nicht mehr ausreichten, wurde der Standort in den 1960er-Jahren nach Windeck verlegt. In den 1990er-Jahren sind wir noch einmal innerhalb von Windeck umgezogen, um uns weiter zu vergrößern. Heute betreiben wir hier im Ort drei Standorte sowie ein Verteilerzentrum in Pegnitz bei Nürnberg, von dem wir die südosteuropäischen Länder mit bedienen. In Deutschland beschäftigen wir heute rund 80 Mitarbeiter. Weitere 140 sind an den ausländischen Standorten der Gruppe in Polen und Tschechien tätig.

Wirtschaftsforum: Wie kommen Sie durch die Corona-Zeit?

Thorsten Steinhauer: Erstaunlich gut. Da wir als Medizinprodukthersteller als systemrelevant gelten und bisher glücklicherweise keine COVID-Fälle im Betrieb hatten, konnten wir durcharbeiten. Viele Kunden mussten im ersten Lockdown ihre Geschäfte herunterfahren. Aber dafür wurde im dritten und vierten Quartal nachbestellt. Insgesamt konnten wir das Jahr 2020 ganz gut abschließen. Der Jahresumsatz der Gruppe lag bei 37 bis 38 Millionen EUR, davon entfallen 25 Millionen EUR auf Deutschland. In diesem Jahr spüren wir allerdings eine deutliche Zurückhaltung, besonders beim Kfz-Fachhandel. Es gibt viele Unsicherheiten, daher ist nicht absehbar, wie dieses Jahr verlaufen wird.

Wirtschaftsforum: Welches sind Ihre wichtigsten Produkte?

Thorsten Steinhauer: Wir stellen hauptsächlich Kfz-Verbandkästen und -taschen her. Ein weiterer wichtiger Bereich sind die Betriebsausstattungen, denn jeder Betrieb muss bestimmte Normen erfüllen. Mit unseren Produkten beliefern wir auch Discounter und Supermärkte, ebenso Krankenhäuser und Apotheken. Unser Fokus liegt auf dem Handel. Wir beliefern aber auch Unternehmen direkt. Zu ihnen zählen Werke von VW und Daimler, die bei uns die benötigten Produkte über spezielle Plattformen abrufen.

Wirtschaftsforum: Die wievielte Generation vertreten Sie im Familienunternehmen und welche Impulse konnten Sie ihm bereits geben?

Thorsten Steinhauer: Meine Eltern haben die Firma 1991 übernommen; vorher war es noch nicht in Familienhand. Ich bin 2001 eingestiegen und führe die Geschäfte gemeinsam mit meinem Vater. Seit 2012 bin ich auch alleiniger Gesellschafter. Neben der Erweiterung unseres Produktsortiments haben wir unseren Reinraum modernisiert und sind, forciert durch Corona, in der Digitalisierung weitere Schritte gegangen. Die große aktuelle Herausforderung ist die neue Medizinprodukteverordnung MDR, die im Mai in Europa in Kraft tritt. Die Umsetzung nimmt viel Zeit und Know-how in Anspruch.

Wirtschaftsforum: Was zeichnet Ihre Produkte im Vergleich mit dem Wettbewerb aus?

Thorsten Steinhauer: Wir bieten viele Produkte aus unserem Haus, die manche Wettbewerber häufig in Asien zukaufen. Denn durch unseren eigenen Reinraum sind wir in der Lage, sterile Produkte selbst herzustellen.

Wirtschaftsforum: Sehen Sie in dieser Hinsicht bestimmte Trends in der Branche?

Thorsten Steinhauer: Ich sehe eine gefährliche Entwicklung in der Abhängigkeit von Asien, wo billige Ware in häufig zweifelhafter Qualität angeboten wird. Zurzeit ist es wegen Corona nicht mehr so einfach, Ware günstig nach Europa zu verschiffen. Aber grundsätzlich ist es ein großes Problem, dass in außereuropäischen Ländern Waren produziert werden, die mit unseren verglichen und dabei zu einem Drittel oder Viertel unserer Herstellungskosten gefertigt werden. Dieses Thema beschäftigt uns schon seit vielen Jahren. Bisher konnten wir dem Druck noch ganz gut standhalten.

Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Erfolgsfaktoren, durch die sich die LEINA-WERKE abheben?

Thorsten Steinhauer: Eine wichtige Rolle spielt unser Personal, das sorgfältig ausgesucht wurde und gut geschult wird. Da wir uns hier im ländlichen Raum befinden, ist das Akquirieren von Fachkräften etwas einfacher als in den Ballungsräumen. Wir können gute und sichere Jobs anbieten. Darüber hinaus sind wir in der Lage, Ware zu vernünftigen Preisen herzustellen und können uns auf unsere Vorlieferanten verlassen.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie für die nächsten drei bis fünf Jahre?

Thorsten Steinhauer: Zunächst einmal ist es wichtig, dass wir diese Pandemie weitestgehend unbeschadet überstehen. Unser Ziel ist, unsere Position im Markt zu behaupten und zu stärken.

Wirtschaftsforum: Verraten Sie uns zum Schluss noch, was Sie persönlich motiviert?

Thorsten Steinhauer: Für mich ist es schon eine Motivation, einen typisch mittelständischen Familienbetrieb zu leiten. Ich war auch in Konzernen beschäftigt und habe festgestellt, dass ich lieber in einem Betrieb mit überschaubaren Abläufen und einem guten und persönlichen Arbeitsklima arbeite. Durch meinen Vater habe ich natürlich auch einen besonders engen Bezug zum Unternehmen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Gesundheit, Medizin & Pharma

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Interview mit Agnieszka Mierzejewska, COO der aap Implantate AG

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Trotz der Multikrise aus hohen Energiepreisen und Rohstoffknappheit konnte der Berliner Medizinproduktehersteller aap Implantate bei seinem zentralen Entwicklungsprojekt wichtige Fortschritte erzielen: Seine innovativen, antibakteriell oberflächenbehandelten Implantate sollen das Infektionsrisiko deutlich…

Mit Microneedling zu neuer Lebensqualität

Interview mit Michael Tomerius, CEO der Dermaroller GmbH

Mit Microneedling zu neuer Lebensqualität

Schönheitspflege ist längst mehr als ein flüchtiger Trend. Immer mehr Menschen setzen auf effektive und zugleich schonende Verfahren, um Hautbild und Ausstrahlung zu verbessern. Neben klassischen Kosmetikbehandlungen hat sich insbesondere…

Spitzenmedizin aus Wien – weltweit gefragt & geschätzt

Interview mit Thomas-Peter Ebm, Geschäftsführer der Wiener Privatklinik Betriebs-Ges.m.b.H. & Co. KG

Spitzenmedizin aus Wien – weltweit gefragt & geschätzt

Repräsentativer Standort im Herzen Wiens: Die traditionsreiche Wiener Privatklinik verbindet eindrucksvolle Architektur aus der Kaiserzeit mit moderner Infrastruktur für Spitzenmedizin auf internationalem Niveau…

Spannendes aus der Region Rhein-Sieg-Kreis

„Die Lebensmittelindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel!“

Interview mit Thomas Wünsche, Industry Director Food & Beverage bei ANDRITZ Separation

„Die Lebensmittelindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel!“

Die Weltbevölkerung wird in den nächsten 20 Jahren um cirka zwei Milliarden Menschen zunehmen, womit enorme Herausforderungen bei der globalen Nahrungsmittelversorgung einhergehen. Noch dazu stellen gerade junge Verbraucher deutlich strengere…

„Vertrauen ist das A und O“

Interview mit Swen Niedecker, Geschäftsführer der Kfz.-Sachverständigenbüro Dipl. Ing. Winfried Lütz GmbH

„Vertrauen ist das A und O“

Der alle zwei Jahre fälligen TÜV-Prüfung sehen vor allem Fahrer älterer Fahrzeuge oft mit gemischten Gefühlen entgegen, denn für die mit der Prüfung beauftragten Organisationen ist sie aus gutem Grund…

Raum für neues Arbeiten

Interview mit Alexander Große-Gung, Geschäftsführer der neueRäume. GmbH

Raum für neues Arbeiten

Veränderte Arbeitswelten, digitale Prozesse und der Wunsch nach Stabilität – die Büro- und Objekteinrichtungsbranche steht vor komplexen Herausforderungen. Zwischen Homeoffice, Fachkräftemangel und neuen Anforderungen an Arbeitsumgebungen braucht es verlässliche Partner…

Das könnte Sie auch interessieren

Lokale Stärke, globale Vision

Interview mit Maria Wünsch-Guaraldi, CEO und Alfred Wagner, Finance Director der Sanden International (Europe) GmbH

Lokale Stärke, globale Vision

Der japanische Klimaanlagen-Spezialist Sanden navigiert in Europa mit 1.650 Mitarbeitern und 450 bis 500 Millionen EUR Umsatz durch turbulente Zeiten. Während die Automobilindustrie zwischen Elektromobilität, regulatorischen Unsicherheiten und chinesischer Konkurrenz…

Wo Technik unter Spannung steht

Interview mit Markus Garlich, Geschäftsführer der cam GmbH

Wo Technik unter Spannung steht

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau steht unter Druck: Globale Unsicherheiten, steigende Energiekosten und Fachkräftemangel fordern Unternehmen heraus. Gefragt sind flexible Partner, die individuelle Lösungen bieten und zugleich höchste Qualitätsstandards erfüllen.…

„Wir wollen der Industriestandard für die Wasseraufbereitung werden!“

Interview mit Dr. Christian Göbbert, Managing Director der Nanostone Water GmbH

„Wir wollen der Industriestandard für die Wasseraufbereitung werden!“

Mit einem Keramikfiltrationssystem hat Nanostone Water ein Produkt entwickelt, das Mikroorganismen aus Wasserkreisläufen verlässlich herausfiltert: zur Trinkwasserversorgung, aber auch für vielfältige Industrieanwendungen und die Abwasseraufbereitung. Wie die Technologie genau funktioniert…

TOP