Spezialfahrzeuge für spezielle Aufgaben
Interview mit Timm Schwenn, Teamleiter Vertriebsinnendienst der Terberg Spezialfahrzeuge GmbH


Wirtschaftsforum: Herr Schwenn, die Terberg Spezialfahrzeuge GmbH gehört zur niederländischen Royal Terberg Group – einem Familienunternehmen, dessen Wurzeln über 150 Jahre zurückreichen. Was waren in dieser langen Firmengeschichte wichtige Meilensteine?
Timm Schwenn: In der neueren Firmengeschichte ab 1949 war ein Wendepunkt der Übergang von der reinen Fahrzeugreparatur und Ersatzteillieferung hin zum Fahrzeugbau – ab da entwickelte und baute Terberg Fahrzeuge komplett in Eigenregie. 1973 wurde die erste Terminal Zugmaschine präsentiert – ein enorm wichtiger Schritt, weil diese Fahrzeuge überall dort eine hohe Effizienzsteigerung bedeuteten, wo Güter umgeschlagen werden und die Anhänger, die diese Güter enthalten, sehr schnell rangiert werden müssen. Die Terberg Spezialfahrzeuge GmbH selbst wurde 2007 gegründet. Als 100%ige Tochter der Royal Terberg Group übernimmt sie in der gesamten D-A-CH Region den Vertrieb sowie die Vermietung, Wartung und Reparatur der vom Mutterunternehmen in den Niederlanden produzierten Spezialfahrzeuge. Ein aktueller Meilenstein ist ein Joint Venture der Royal Terberg Group mit der US-amerikanischen Taylor Group, das im vergangenen Jahr zustande kam. In Lowndes County, Mississippi wird derzeit ein Produktionsstandort für den Terminal-Traktor gebaut. 2024 sollen dort die ersten Terminal Zugmaschinen vom Band rollen. Damit einher geht der Aufbau entsprechender Strukturen für Sales & Marketing, Aftersales Services und Vermietung der produzierten Fahrzeuge. Von diesem Schritt in den amerikanischen Markt versprechen wir uns weiteres Wachstum.
Wirtschaftsforum: Spezialfahrzeuge erbringen Leistungen, die mit normalen Fahrzeugen nicht möglich sind. In welchen Branchen und Bereichen kommen Ihre Fahrzeuge zum Einsatz und was ist das ‘Spezielle’ an ihnen?
Timm Schwenn: Bei Rangierarbeiten und dem Transportieren von Trailern und Containern, etwa an Häfen und Flughäfen, sind unsere Zugmaschinen der YT-Produktreihe nicht wegzudenken. Sie sind ‘Urgesteine’ in unserem Portfolio und zeichnen sich durch eine hohe Wendigkeit und ein schnelles Umsetzen aus. Unsere BC-Wechselbrückenumsetzer wurden dagegen für das Umsetzen und den Transport im innerbetrieblichen Bereich entwickelt, während Fahrzeuge unserer RT-Reihe für Schwerlasttransporte in der Industrie, etwa dem Stahlbau, konzipiert wurden – sie können bis zu 300 t bewegen. Für den Recycling-Bereich bieten wir darüber hinaus Fahrzeuge mit einem speziellen Hakenliftsystem auf Basis der YT-Reihe an. Alle unsere Fahrzeuge zeichnen sich durch Robustheit, sehr gute Verarbeitung und Sparsamkeit im Verbrauch aus. Fahrzeuge der YT- und BC-Reihe liefern wir darüber hinaus auch als vollelektrische Varianten. Bereits vor zehn Jahren waren wir mit einer vollelektrischen Zugmaschine Vorreiter in diesem Bereich. Auf lange Sicht wollen wir alle Fahrzeuge auch als Elektrovarianten anbieten.
Wirtschaftsforum: Damit tragen Sie der aktuellen Entwicklung im Markt Rechnung, indem Sie dem Bedarf der Kunden folgen, CO2 einzusparen und eine Alternative zu fossilen Brennstoffen bieten. Setzen Sie weitere Technologien ein, die in Zukunft wichtig werden können?
Timm Schwenn: Auch in unserem Bereich sind digitale Systeme auf dem Vormarsch, ein Trend, den wir mitgestalten wollen. Mit dem Telematiksystem Terberg Connect bieten wir ein Fahrzeugmanagementsystem an, das einen Überblick über sämtliche Daten der gesamten Fahrzeugflotte eines Unternehmens gibt: Es meldet etwa den nächsten Wartungstermin und sendet direkt eine Erinnerung an den Aftersalesservice, es zeigt Betriebsstunden und zurückgelegte Strecken sowie den Standort jedes Fahrzeugs an – kurz, es bietet einen kompletten Überblick und lässt sich auch mittels App bedienen. Angesichts des zunehmenden Fahrermangels arbeiten wir außerdem an Drive-by-wire-Lösungen und der weiteren Automatisierung des Fahrens. In Zukunft sollen Fahrer ihr Fahrzeug aus dem angenehmen Umfeld eines Büros steuern können, ohne sich selbst ins Führerhaus setzen zu müssen. Einen ersten Ansatz dazu gibt es bereits in der Intralogistik.
Wirtschaftsforum: Mit Sicherheit ist dieser Innovationsgeist ein Faktor für den Erfolg Ihres Unternehmens. Was, meinen Sie, sind weitere?
Timm Schwenn: Zum einen sprechen unsere Produkte durch ihre Leistung und Effizienz für sich: Es sind besondere Fahrzeuge, die die an sie gestellten Anforderungen ausgezeichnet meistern. Zum anderen sind wir absolut kundenorientiert: Wir haben etliche Standorte und damit ein umfangreiches Servicenetz. Mit unserem bundesweiten Field Service sind wir direkt und schnell vor Ort beim Kunden. Wo immer es ein Problem gibt, können wir es sofort lösen.
Wirtschaftsforum: Was gefällt Ihnen persönlich an Ihrer Arbeit?
Timm Schwenn: Wir haben sehr spannende Produkte! Mich motiviert es zu sehen, wie ihre technische Entwicklung weiter voranschreitet, vor allem auch bei den Elektromodellen. Ziele in die Realität umzusetzen – das treibt mich an.