Investitionen in die Zukunft – trotz Krisenzeiten
Interview mit Marc Heister, Geschäftsführer der SWW Stahlbau Westerwald GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Heister, wie haben Sie die vergangenen Jahre bei Stahlbau Westerwald erlebt?
Marc Heister: Vor vier Jahren bin ich als Geschäftsführer zu Stahlbau Westerwald gekommen, mit dem Ziel, das Unternehmen genauso erfolgreich weiterzuführen, wie es seit seiner Gründung in den 1960er-Jahren gewesen ist. Das war angesichts der verschiedenen Krisen eine extreme Herausforderung. Langfristige Pläne rückten in den Hintergrund, da wir uns immer wieder auf die aktuelle Situation einstellen mussten, zum Beispiel auf die extremen Preissteigerungen, die wir aufgrund laufender Verträge nicht an die Kunden weitergeben konnten. Unsere Aufgabe war es, mit den Bauherren einen gemeinsamen Nenner zu finden, sodass beide Seiten mit einem blauen Auge davonkommen. In weiten Teilen ist uns das gelungen. Wir haben den Ruf eines sehr transparenten Unternehmens und haben solche Probleme immer offengelegt.
Wirtschaftsforum: Haben Sie dennoch Ihre eigentlichen Pläne weiterverfolgen können?
Marc Heister: Ja, wir haben in den Bau einer neuen Halle und einen neuen Maschinenpark investiert, um gut für die Zukunft gerüstet zu sein. Das waren Entscheidungen, die dem Vorsichtsprinzip widersprechen, aber sie waren richtig. Im Hallenbau haben wir uns auch auf andere Wirtschaftszweige konzentriert und sind neben dem privaten Sektor, der immer mehr zurückgeht, auch in den Bereich Großindustrie gegangen.
Wirtschaftsforum: Wie steht das Unternehmen jetzt wirtschaftlich da?
Marc Heister: In diesem Jahr haben wir einen um 30 bis 40% höheren Auftragseingang als im vergangenen Jahr. Er lag 2021 bei neun Millionen EUR, dieses Jahr sind es schon zwölf Millionen EUR. Ob die Entwicklung so bleiben wird, hängt von der Entscheidung aus Berlin im Hinblick auf die Energiepreise ab. Unsere Kunden sind zum großen Teil energieintensive Betriebe, die bei stark steigenden Preisen nicht mehr ins Bauen investieren werden.
Wirtschaftsforum: Was macht den Erfolg Ihres Unternehmens aus?
Marc Heister: Der Erfolg des Unternehmens stützt sich auf die Leistung jedes einzelnen Mitarbeiters. Nur als Team ist die SWW Stahlbau Westerwald in der Lage die Menge an Projekten in dieser Qualität, wie sie unsere Kunden genießen, umzusetzen. Ich bin darauf sehr stolz, wie wir die Hürden der Pandemie und des Ukraine-konfliktes sowie der aktuellen wirtschaftlichen Lage meistern.

„Die Probleme sollten an der Wurzel gepackt werden, anstatt immer nur zu versuchen, die Situation mit Unterstützungspaketen abzufedern.“ Marc HeisterGeschäftsführer
Wirtschaftsforum: Was würden Sie sich aus Berlin wünschen?
Marc Heister: Die Probleme sollten an der Wurzel gepackt werden, anstatt immer nur zu versuchen, die Situation mit Unterstützungspaketen abzufedern. Man muss sich die Frage stellen, warum wir diese Energieprobleme haben und auch, warum wir die Lieferprobleme haben. Die Fertigung wurde zu großen Teilen nach China verlagert. Dieses globale System bricht jetzt auseinander. Die Politiker verstehen nicht, dass diese hausgemachten Probleme von Grund auf angegangen werden müssen. Unternehmen müssten zum Beispiel dabei unterstützt werden, wieder in Deutschland zu produzieren. Ich finde es fatal, dass in der Regierung fast kein Posten mit Menschen besetzt ist, die vom Fach sind.
Wirtschaftsforum: Gibt es bestimmte Trends bei Ihren Kunden?
Marc Heister: An unser Produkt werden vielfältige Anforderungen gestellt. Immer wichtiger wird die Optik einer Industriehalle und wie sie sich in das gewerbliche Umfeld einfügt. Hier werden zum Teil ähnlich hohe Ansprüche gestellt wie im Wohnbau. Besonders bei Prestigeobjekten ist es wichtig, vorab mit den Herstellern der Fassadenteile alle Einzelheiten, was die Optik betrifft, zu klären. Alles, was wir beziehen, wird in Deutschland produziert. Das hat unter anderem mit der Gewährleistung zu tun. Unsere Kunden wissen auch: Wenn dennoch einmal etwas mit der Qualität nicht stimmt, finden wir eine Lösung.
Wirtschaftsforum: Verraten Sie uns zum Schluss, was Ihr persönlicher Antrieb bei Ihrer Arbeit ist?
Marc Heister: Ich hatte von der Pike auf mit Stahl zu tun, und mein Herz schlägt für das Produkt. Von Haus aus bin ich Techniker, musste aber in meinem Berufsleben auch lernen, mit Personal umzugehen und kaufmännische Themen zu behandeln. Solche Herausforderungen habe ich immer gern angenommen – auch vor vier Jahren die, hier Geschäftsführer zu werden.