Der Mensch ist das Regulativ

Interview mit Martin Schimpf, Geschäftsführer der SUMMACOM GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Schimpf, SUMMACOM ist seit 25 Jahren am Markt. Was hat sich in dieser Zeit getan?

Martin Schimpf: Das Unternehmen wurde 1997 am Standort in St. Ingbert als interner Callcenter Dienstleister der Sparda-Bankengruppe gegründet. Noch heute sind wir nationales Kundenservice-Center der Sparda-Banken, haben uns gleichzeitig 2015 dem Markt geöffnet. Seitdem bieten wir mit SUMMACOM unsere Leistungen branchenübergreifend erfolgreich am freien Markt an und haben mittlerweile weit über 40 renommierte Kunden verschiedenster Branchen gewonnen. So arbeiten wir beispielsweise auch für die Hornbach Baumarkt, wie auch Ursapharm, um nur zwei weitere Branchen zu nennen. Mit SUMMACOM haben wir uns im Outsourcing-Markt kontinuierlich weiterentwickelt und sehen uns als verlängerte Werkbank des Kunden mit der Aufgabe, eine Entlastung in seinem Unternehmen herbeizuführen. Neben unserer Zentrale in St. Ingbert sind wir in Bad Hersfeld und seit 2021 auch in Völklingen vertreten.

Wirtschaftsforum: Wie kam es zu einer Neueröffnung mitten in der Coronapandemie?

Martin Schimpf: Sie erfolgte unabhängig von der Pandemie. Wir stellen generell fest, dass die arbeitende Bevölkerung immer bequemer wird. Die Menschen sind weniger bereit, längere Wege zu ihrem Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen. Deshalb wollten wir dorthin gehen, wo Menschen uns mit kurzen Wegen erreichen können. Die Pandemie war allerdings für uns der Schritt zur Homeoffice-Lösung. Sie hat sich bewährt und bleibt auch in Zukunft bestehen.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich SUMMACOM wirtschaftlich entwickelt, und welche Entwicklung erwarten Sie für die Zukunft?

Martin Schimpf: Das Unternehmen hat sich kontinuierlich entwickelt und generiert jetzt einen Jahresumsatz von rund 22 Millionen EUR. Ich würde gern daran anknüpfen mit weiterem gesunden Wachstum. Aber das Weltgeschehen macht es derzeit sehr schwierig. Ein Riesenproblem ist das Recruitment neuer Mitarbeiter. Der Mensch ist das Regulativ. Der Markt hält für uns interessante Projekte bereit. Aber wir können sie nur annehmen, wenn wir sie auch in unserer gewohnten Qualität bearbeiten können. Wir suchen händeringend nach Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen.

Wirtschaftsforum: Was können Sie bei der Suche nach Mitarbeitern in die Waagschale werfen?

Martin Schimpf: Wir bieten ein attraktives Grundgehalt, 30 Tage Urlaub und jede Menge Zusatzleistungen. Ein wichtiger Faktor ist aber auch unser Wertemodell. Der Mitarbeiter ist unser wichtigstes Gut, daher steht Wertschätzung an oberster Stelle. Wir verstehen uns als eine Familie, in der Eigenschaften wie Geschlecht, Herkunft oder Hautfarbe keine Rolle spielen. Mit den Werten Respekt, Vielfalt und Zusammenhalt werben wir nicht nur, sondern leben sie auch.

Wirtschaftsforum: Welche Konsequenzen hat die Personalproblematik auf längere Sicht?

Martin Schimpf: Als Geschäftsführer der SUMMACOM GmbH & Co. KG bin ich mir unser aller Verantwortung für den Wirtschaftsstandort Deutschland sehr bewusst – insbesondere in diesen aktuell sehr dynamischen und herausfordernden Zeiten. Gerade jetzt und auch zukünftig würde ich gerne weiterhin unsere kompletten Leistungen ausschließlich im Inland erbringen. Damit würden wir gerne der meines Erachtens richtigen und wichtigen politischen Aufforderung nachkommen, an den Wirtschaftsstandort Deutschland zu glauben, in diesen nachhaltig zu investieren und auch dauerhaft Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen. Dies wird allerdings zunehmend durch die verschärften Rahmenbedingungen erschwert, auch durch das EU-Vergaberecht. Wir möchten bei unseren Callcenter-Dienstleistungen nicht über Nearshoring nachdenken, sind aber regelrecht dazu gezwungen. Hier wünsche ich mir von unserer Politik Unterstützung, zum Beispiel durch eine adäquate Regulatorik, welche eine gewünschte und verantwortungsbewusste Investition in den Wirtschaftsstandort Deutschland begünstigt sowie proaktiv fördert, statt diese mittelbar abzustrafen oder gar zu verhindern.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die weitere Branchenentwicklung?

Martin Schimpf: Ich bin da recht pessimistisch. Mit 470 Mitarbeitern sind wir auf dem Markt ein kleiner Anbieter. Die großen befinden sich zum großen Teil im Ausland und machen mit ihrem Preisdumping die Grundidee unserer Branche kaputt. Wenn wir uns der Verantwortung für einen gesunden Wirtschaftsstandort Deutschland alle bewusst sind, müssen wir alle auch bereit sein, in diesen zu investieren. Das bedeutet dann auch die Bereitschaft Preise zu zahlen für Leistungen, die ausschließlich im Inland erbracht werden.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Zukunft aus Holz bauen

Interview mit Georg Nef, Geschäftsführer der Vögeli Holzbau AG

Zukunft aus Holz bauen

Holz ist einer der ältesten Baustoffe – und aktueller denn je. Als nachwachsender Rohstoff verbindet er Nachhaltigkeit mit moderner Technik und präziser Vorfertigung. Ob historische Sanierung oder mehrgeschossiger Wohnungsbau: Holzbau…

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Interview mit Michael Kösters, Geschäftsführer über Möbel Ewald Kösters GmbH

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Michael Kösters ist in einem Möbelhaus groß geworden – wortwörtlich. Heute führt er die Möbel Ewald Kösters GmbH in dritter Generation. Im Gespräch erzählt er, warum er trotz starker Konkurrenz…

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Interview mit Stephan Pernkopf, Head of Sales & Marketing der ADOMO Group

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Als breit aufgestellter Immobiliendienstleister begleitet die ADOMO Group den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden – von der Reinigung über Hausverwaltung und Maklertätigkeit bis hin zu Energiemanagement, ESG-Bewertung und Sicherheitstechnik. Im Gespräch…

Spannendes aus der Region Saarpfalz-Kreis

Wie Fördermittel die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen

Interview mit Dr. Benjamin Hötzer, Geschäftsführer der Ignite GmbH

Wie Fördermittel die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen

In Zeiten rasanten technologischen Wandels und zunehmender globaler Konkurrenz sind Innovationskraft und nachhaltige Entwicklung entscheidende Faktoren für den Erfolg von Unternehmen. Fördermittel spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie finanzielle…

Brücken bauen –  Welten verbinden

Interview mit Dipl.-Ing. Carsten Schade, Geschäftsführer der aventas.bau GmbH & Co. KG

Brücken bauen – Welten verbinden

Die Infrastruktur in Deutschland muss in vielen Bereichen grundlegend überholt, beziehungsweise erneuert werden. Dazu hat die Bundesregierung ein umfassendes Programm aufgelegt. Die aventas.bau GmbH & Co. KG aus Illingen ist…

Für gutes Klima in 3. Generation

Interview mit Christian Stark, Geschäftsführer der Klima Becker Full Service GmbH und Sophie Becker, Business Development Manager der Klima Becker Anlagenbau GmbH

Für gutes Klima in 3. Generation

Aus einem Handwerksbetrieb ist eine Unternehmensgruppe mit breitem Leistungsspektrum geworden: Klima Becker vereint rund 500 Mitarbeiter an elf Standorten in Südwestdeutschland, Frankreich und Luxemburg. Die Firma setzt auf qualifizierten Nachwuchs,…

Das könnte Sie auch interessieren

Maschinen ein zweites Leben schenken

Interview mit Christian Munzinger, Geschäftsführer und André Elz, Geschäftsführer der GSN Maschinen-Anlagen-Service GmbH

Maschinen ein zweites Leben schenken

Neu bedeutet nicht zwangsläufig besser – insbesondere, wenn man die Kosten berücksichtigt. Als führender, herstellerunabhängiger Anbieter von innovativen Engineering-Lösungen im Bereich der Sondermaschinen und Automatisierungstechnik hat sich die GSN Maschinen-Anlagen-Service…

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Interview mit Stephan Pernkopf, Head of Sales & Marketing der ADOMO Group

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Als breit aufgestellter Immobiliendienstleister begleitet die ADOMO Group den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden – von der Reinigung über Hausverwaltung und Maklertätigkeit bis hin zu Energiemanagement, ESG-Bewertung und Sicherheitstechnik. Im Gespräch…

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Interview mit André Schulze Forsthövel, geschäftsführender Gesellschafter der Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Brandschutz ist mehr als nur Technik - er ist Sicherheit, Verantwortung und Vertrauen. Genau dafür steht die Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH, die seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner in der Region…

TOP