Der Blick ist immer in die Zukunft gerichtet
Interview mit Christoph Bode, CEO von stoba

Wirtschaftsforum: Herr Bode, wie hat sich die Firma stoba in den 60 Jahren ihres Bestehens, in denen sich im Bereich der Antriebstechniken einiges getan hat, entwickelt?
Christoph Bode: Ein erster wichtiger Schritt war, Mitte der 1990er-Jahre in die Diesel-Common- Rail-Technik für Lkw und Pkw einzusteigen. In diesem Bereich haben wir viele Technologien entwickelt, die bis heute verwendet werden. Auf dieser Basis verzeichnete die Firma in den folgenden 15 Jahren ein Riesenwachstum, von 20 Millionen EUR auf 100 Millionen EUR – heute sind es 200 Millionen EUR. 2011 haben wir eine Firma in Großbritannien gegründet, die sich auf den Bereich Diesel-Lkw spezialisiert hat. Von 2013 bis 2017 wurden Standorte in China, den USA und Tschechien aufgebaut. Aufgrund der Diesel-Krise haben wir dort bereits stark in die Benzin-Direkteinspritzsystemtechnik investiert. Da seit ein paar Jahren auch die Verbrennungsmotoren auf dem Prüfstein stehen, haben wir 2018 die Firma stoba e-Systems gegründet, in der wir einen elektrischen Antrieb im 48-V-Segment entwickeln.
Wirtschaftsforum: Diese Geschichte spiegelt alle Trends im Bereich unterschiedlicher Antriebstechnologien wider. Wie beurteilen Sie die zukünftige Entwicklung?
Christoph Bode: Prognosen sind extrem schwierig. Es kommt darauf an, wie sich die Gesellschaft entwickelt. Ich finde es sehr schade, dass die sehr gute und heute ausgesprochen saubere Verbrennertechnologie so in Verruf gekommen ist und hoffe, dass der Verbrenner durch neue synthetische, grüne Bio-Fuels noch länger leben darf. In diesem Bereich wird leider bisher viel zu wenig diskutiert und entwickelt. Auf der anderen Seite haben wir den Markt der E-Mobilität. Die Frage ist, wie schnell welcher Markt stärker beziehungsweise schwächer wird. Wir wollen in beiden Märkten stark sein und dabei flexibel bleiben, soweit das bei solchen hochtechnischen Produkten möglich ist. Bei Schwerlast-Lkw und Pkw wird es unterschiedliche Entwicklungen geben. Strategisch werden wir uns auf der Lkw-Seite auf Diesel, Gas sowie Wasserstoff und auf der Pkw-Seite auf den GDI-Antrieb, also die hocheffizienten Benzin-Direkteinspritzsysteme, die in Hybridfahrzeugen verwendet werden, fokussieren. Die E-Mobilität wird in jedem Fall von Europa und China vorangetrieben, Amerika hinkt da hinterher.
Wirtschaftsforum: Welche Impulse konnten und können Sie dem Unternehmen geben?
Christoph Bode: Ich bin 2008 ins Unternehmen gekommen und seit 2012 Geschäftsführer und Mitgesellschafter. Ich hatte das Glück, mit dem Aufbau der Werke auch tolle Mannschaften aufbauen zu dürfen. Aus einem mittelständischen Zerspanungsbetrieb mit stoba e-Systems ein Start-up zu gründen, das E-Antriebe entwickelt, ist aus meiner Sicht einzigartig. Hier stehen wir sicherlich vor großen Herausforderungen.
Wirtschaftsforum: Worauf legen Sie bei Ihrer Arbeit besonderen Wert?
Christoph Bode: Ich arbeite gerne, aber die Arbeit muss für mich Sinn ergeben. Mein Wunsch ist, dass etwas Bleibendes entsteht. Das versuche ich meinen Mitarbeitern zu vermitteln, damit auch sie Spaß an der Arbeit haben. Ich bin ein positiver Mensch und mein Blick ist immer in die Zukunft gerichtet. Die Vergangenheit können wir nicht verändern, aber die Zukunft. Das ist meine Message an die Mitarbeiter. Diese positive Einstellung im Unternehmen zu vermitteln und aufrechtzuerhalten, kostet zugegebenermaßen viel Kraft. Leider haben wir in Deutschland eine pessimistische Einstellung. Wir sind viel besser, als wir selbst über uns reden. Zum Beispiel die Klagen, dass die deutsche Industrie viel zu spät in die E-Mobilität eingestiegen ist – das stimmt nicht. Die Zukunft wird zeigen, dass wir in diesem Bereich sehr stark sind.
Wirtschaftsforum: Welches sind Ihre wichtigsten Produkte?
Christoph Bode: In der Präzisionstechnik steht nach wie vor die Lkw-Dieseleinspritzung im Vordergrund. Hier haben wir weltweit 50% Marktanteil. Die großen Lkw-Hersteller fahren nur mit unseren Produkten. Auf Pkw-Seite stehen die Benzin-Direkteinspritzsysteme an erster Stelle. In diesem Bereich produzieren wir die komplexen Komponenten, die notwendig sind, um geringe Emissionswerte zu realisieren. Im Maschinenbau wollen wir neue Märkte, aktuell den der Luftfahrttechnik, erschließen. Besonders erwähnenswert ist hier unsere vor einigen Jahren entwickelte Laserbearbeitungsmaschine Focus One. Mit stoba e-Systems haben wir einen 48-Volt-Antrieb mit einer starken Leistung von 35 bis 50 kW entwickelt. Bei den E-Antrieben konzentrieren wir uns auf den Off-Highway-Markt, also zum Beispiel Landmaschinen, Rasenmäher oder Kehrmaschinen. Außerdem sind wir in den Consumermarkt eingestiegen. Für ein Beauty Care-Produkt stellen wir ein wichtiges Bauteil her. Wir bringen also Prozesse, die wir für die Automobilindustrie entwickelt haben, auch in andere Märkte.
Wirtschaftsforum: Was ist für Sie persönlich die besondere Motivation, die Sie täglich antreibt?
Christoph Bode: Ich bin ein ausdauernder Mensch. In meiner Jugend habe ich viel Leistungssport betrieben und auch am Ironman teilgenommen. Ich habe mir immer große Ziele gesteckt und darauf hingearbeitet. Meine wichtigste Erfahrung war, nie aufzugeben. So ist es auch hier. Ich möchte irgendwann zufrieden auf diese Zeit zurückblicken und etwas Bleibendes, sich selbst Erhaltendes geschaffen haben.