Wärme nach Maß

Interview mit Vera Schmitt, Geschäftsführerin der Mickenhagen GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Frau Schmitt, Sie haben Anfang 2024 die Geschäftsführung übernommen. Wie ist die Übergabe verlaufen?

Vera Schmitt: Das war ein fließender Prozess. Ich bin bereits 2021 als Junior-Geschäftsführerin eingestiegen. Meine Vorgängerin Nicole Mickenhagen ist zum 31.12.2023 ausgeschieden, nachdem sie das Unternehmen 25 Jahre lang gemeinsam mit meinem Vater geführt hatte. Sie hatten das Unternehmen partnerschaftlich zu gleichen Teilen weiterentwickelt. Jetzt führe ich es zusammen mit meinem Vater, der zum Jahresende ebenfalls den Rückzug plant.

Wirtschaftsforum: Wie würden Sie Ihr Geschäftsmodell beschreiben?

Vera Schmitt: Wir fertigen hier in Lüdenscheid Heizelemente und haben uns auf Kundensonderlösungen spezialisiert. Unsere Heizelemente können überall dort zum Einsatz kommen, wo in einem Industrieprozess Wärme benötigt wird. Das bezieht sich nicht nur auf die klassische Kunststoffindustrie, sondern ist sehr vielfältig: Automobilbereich, erneuerbare Energien, Recycling, Abfallwirtschaft. Wir entwickeln mit unseren Kunden individuelle Lösungen. Neben den Heizelementen liefern wir auch Temperatur-Messtechnik, Regelung und die passende Isolierung. Alles aus einer Hand. Die Isoliermanschetten werden maßgefertigt und haben Klettverschlüsse, damit man sie bei Wartungsarbeiten einfach abnehmen kann.

Wirtschaftsforum: 500 aktive Kunden pro Jahr – das ist eine bewusste Strategie?

Vera Schmitt: Absolut. Wir fokussieren uns ganz gezielt nicht auf zwei, drei Großkunden, sondern versuchen uns möglichst breit aufzustellen. Das hält uns unabhängig und schafft Stabilität durch Diversifikation. Wenn es in der Kunststoffindustrie mal nicht so gut läuft, haben wir immer noch Kunden in anderen Bereichen. Durch unsere breite Aufstellung sind wir auch gut durch die Krisen der letzten Jahre gekommen. Während der Lieferengpässe konnten wir aus unserem Vorrat schöpfen und hatten weiterhin kurze Lieferzeiten von zwei bis drei Wochen. Gerade bemerken wir aber auch Veränderungen auf dem Markt. Unternehmen sind sehr vorsichtig bei Investitionen und lassen eher ihre bestehenden Maschinen instand setzen. Das macht sich bei uns direkt bemerkbar, weil wir durch unsere kleinen Losgrößen auch viele Ersatzteile zur Instandsetzung von Maschinen liefern.

Wirtschaftsforum: Welche außergewöhnlichen Projekte hatten Sie schon?

Vera Schmitt: Das reicht von Tragflächenbeheizung für Flugzeuge über eine Anfrage aus Sibirien für eine Eisenbahn mit Frostschutz bis hin zu Energiespeicheranlagen neben Windkraftanlagen. Oft sind es auch Kon-
struktionsbüros oder Universitäten. Da heißt es dann: „Wir entwickeln hier gerade eine Maschine und brauchen eine Heizlösung.“ Hier treten wir gern früh in den Dialog.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren?

Vera Schmitt: Wir setzen stark auf Zukunftstechnologien wie erneuerbare Energien und Recycling. Dort wollen wir uns weiter etablieren und neue Kunden gewinnen. Unser Fokus liegt auf spannenden Projekten und Kunden, die an individuellen Sonderlösungen interessiert sind. Das Schöne an unserem Geschäft ist: Jedes Produkt wird zusammen mit dem Kunden entwickelt.

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