„Alles muss einfacher werden“

Interview mit Christoph Wiedner, CEO der DEWETRON GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Wiedner, gemessen wird bei Ihnen schon seit vielen Jahren. Wann genau ging es damit los?

Christoph Wiedner: Gegründet wurde DEWETRON 1989. Die beiden Gründer hatten die Idee, messtechnische Lösungen vor allem für den Automotive-Bereich zu entwickeln. So entstanden die ersten PC-basierten Messsysteme. Solche Systeme haben wir heute noch, aber mit Windows oder Linux. 2000 kam die Signalkonditionierung hinzu, also Messverstärker mit guter Isolierung. Darin liegt unsere Stärke. Bis zu 1.000 Kanäle werden mit unserem System synchron erfasst. Daran scheitern heute noch viele. Seit 2014 haben wir auch eine eigene Software.

Wirtschaftsforum: Wie geht es dem Unternehmen heute?

Christoph Wiedner: Wir sind sehr zufrieden mit unserer Geschäftsentwicklung und wachsen kontinuierlich in verschiedenen Märkten. Unser Fokus liegt darauf, langfristige Partnerschaften aufzubauen und nachhaltige Erfolge zu erzielen. Wir beschäftigen 145 Mitarbeiter, davon 100 in Grambach. Wir sind heute ein globales Unternehmen, das nachhaltig agiert. Dazu waren einige interne Veränderungen notwendig. Da wir breit aufgestellt sind, können wir Bereiche, die etwa unter der Energiekrise leiden, auffangen. In Deutschland ist der Bereich Automotive gerade schwierig. Aber unsere Stärke liegt in der Forschung und Entwicklung. Die Fertigung berührt uns weniger. Die Krise führt zur Zurückhaltung deutscher OEMs und Tier 1. Darin liegt aber auch eine Chance. Denn Deutschland muss investieren, in Batterien, Technologien und Antriebskonzepte.

Wirtschaftsforum: Was entwickeln Sie genau?

Christoph Wiedner: Wir haben drei Segmente: Automotive, Luft- und Raumfahrt sowie Industrie und Renewables. Unsere wichtigsten Produkte sind die Leistungsmesssysteme, da sich alles in Richtung Elektrifizierung entwickelt. Das wichtigste Teil eines Messsystems ist der Messverstärker zur Signalkonditionierung. 2018 haben wir angefangen, uns mit dem Thema Power Analyzer zu beschäftigen, das wir, auch mit dem Feedback unserer Kunden, seitdem stetig weiterentwickeln. Unser Portfolio ist modular, und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Messverstärker geben uns eine hohe Flexibilität.

Wirtschaftsforum: Welche Themen beschäftigen Sie aktuell, und wo sehen Sie besonders großes Potenzial?

Christoph Wiedner: Das Potenzial für die Zukunft liegt trotz aller Herausforderungen wie beispielsweise der Ladeinfrastruktur im Bereich Erneuerbare Energie, also Wind- und Solarenergie, und in der Elektrifizierung. Ein weiterer Bereich ist die Luft- und Raumfahrt. Indien und China investieren hier viel, was die Automotive-Schwäche etwas abfedert. Inhouse beschäftigt uns die Smarte Software. Messsysteme bestehen immer aus Hard- und Software, wobei die Software immer wichtiger wird. Es wird immer mehr gemessen, gleichzeitig steht dafür weniger Zeit zur Verfügung. Dazu kommt, dass der Background der Anwender oft nicht mehr so fundiert ist. Das hängt auch mit dem Personalmangel zusammen. Deshalb muss alles einfacher werden. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Genauigkeit. Die Systeme werden immer effizienter und die Anforderungen steigen durch immer mehr Normungen und Standards. Ein System soll möglichst viele unterschiedliche Anforderungen abdecken.

Wirtschaftsforum: Inwieweit spielt Nachhaltigkeit für Ihre Arbeit eine Rolle?

Christoph Wiedner: Bei den Power Analyzern ist das für viele unserer Kunden ein Thema. Uns ist es extrem wichtig, das Thema voranzutreiben. DEWETRON gehört zur niederländischen TKH Group. Sie ist eine AG. Deshalb spielen die ESG-Kriterien für uns eine wichtige Rolle – also die gesamte Supply Chain sowie soziale Nachhaltigkeit. Wir bereiten das ganzheitlich auf.

Auch rund um unser Gebäude und den Fuhrpark investieren wir in Nachhaltigkeit. 80% unserer Fahrzeuge sind bereits hybrid und wir haben eine eigene Ladestruktur. Darüber hinaus tragen wir zur Lösung umweltrelevanter Fragestellungen bei: Die TU Graz haben wir mit Messtechnik im Wert von über 400.000 EUR ausgestattet, damit die Studenten mit unseren Technologien forschen können.

Wirtschaftsforum: Was macht DEWETRON für Ihre Kunden so attraktiv?

Christoph Wiedner: Wir kümmern uns aktiv um unsere Kunden, auch wenn es um die Inbetriebnahme, Schulungen, Messungen oder Applikationen im Feld geht, ebenso bei Ausfällen. Außerdem haben wir Experten mit Nähe zum Markt und zu den Kunden. Das richtige Produkt zur richtigen Zeit für den richtigen Kunden zu haben, das ist entscheidend.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Technik

Reis Robotics: Software trifft Robotik

Interview mit Volker Buchbauer, Geschäftsführer der Reis Robotics GmbH & Co. KG

Reis Robotics: Software trifft Robotik

Vom Erfinder der Entgratungspresse in den 1950er-Jahren zum Entwickler eigener sechsachsiger Roboter in den 1980ern – Reis Robotics blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Nach der Ausgliederung aus der KUKA-Gruppe…

Der Schlüssel zur Zukunft

Interview mit Thomas Polonyi, Geschäftsführer der BKS GmbH

Der Schlüssel zur Zukunft

Von der mechanischen Schließanlage bis zur Smartphone-Steuerung – die BKS GmbH aus Velbert gestaltet seit 120 Jahren die Zukunft der Sicherheitstechnik. Im Interview erklärt Geschäftsführer Thomas Polonyi, wie das Traditionsunternehmen…

Innovationstreiber der Gastronomie

Interview mit Salvatore Russo, Geschäftsführer der UNOX Deutschland GmbH

Innovationstreiber der Gastronomie

Technologische Innovationen prägen die Gastronomie wie nie zuvor. Von intelligenten Kochsystemen bis hin zu nachhaltigen Lösungen – die Branche entwickelt sich rasant weiter. Die UNOX S.P.A. mit Sitz in Padua…

Spannendes aus der Region Grambach

„Wir möchten unseren Kunden einen Mehrwert beim Service bieten“

Interview mit Markus Haid, Geschäftsleiter der STC Distribution GmbH

„Wir möchten unseren Kunden einen Mehrwert beim Service bieten“

Die STC Distribution GmbH verantwortet den Vertrieb für die Sport- und Freizeitartikel-Marken Sidas und Therm-ic im DACH-Raum. Welche Rolle der Einzelhandel für die langfristige Strategie des Unternehmens spielt, welche neuen…

Gebündelte Kompetenzen nach erfolgreicher Fusion

Interview mit DI Franz-Christian Kraschl, Geschäftsführer der IKK Group GmbH

Gebündelte Kompetenzen nach erfolgreicher Fusion

Ein Planungsbüro, das die unterschiedlichsten Leistungen aus einer Hand anbietet? Das neben der Planung auch Beratung und Baumanagement anbietet? Und das im Hoch- wie auch im Tiefbau gleichermaßen kompetent ist?…

„Wir wollen nicht auf eine Bauaufgabe fokussiert sein!“

Interview mit Arch. DI Christian Story, Geschäftsführender Gesellschafter der Riegler Riewe Architekten ZT Ges.m.b.H

„Wir wollen nicht auf eine Bauaufgabe fokussiert sein!“

Es ist ein breites Spektrum, das die Riegler Riewe Architekten mit ihren Projekten abdeckt. Da finden sich Wohnbauten ebenso wie Laborgebäude, Museen und Brücken. Immer liegt der Fokus des Büros…

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Blick hinter die Fassade

Interview mit Matthias Schur, Geschäftsführer der Siegfried Schur Baubetrieb GmbH

Ein Blick hinter die Fassade

Wie in vielen Teilen Deutschlands steht auch die Baubranche in Sachsen vor erheblichen Herausforderungen. Lange war sie Motor der Konjunktur, jetzt wird sie durch hohe Zinsen, steigende Material- und Energiekosten…

Ideen, die Funken schlagen

Interview mit Klaus Silber, Geschäftsführer der Energie Technik Ing. Mario Malli Planungs-GmbH

Ideen, die Funken schlagen

In einer Zeit, in der ökologische Verantwortung und energieeffizientes Bauen konstant an Bedeutung gewinnen, rückt die technische Gebäudeausrüstung in den Fokus einer nachhaltigen Architektur- und Ingenieurpraxis – und entwickelt sich…

Heimat schaffen

Interview mit Dipl.-Ing. Stefan Forster, Geschäftsführer der Stefan Forster GmbH

Heimat schaffen

Unzählige große Bauprojekte hat die Stefan Forster GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main im Bundesgebiet schon umgesetzt. Ihr Schwerpunkt liegt dabei im städtischen Wohnungsbau. Doch auch darüber hinaus hat…

TOP