„Wir entwickeln das, was unsere Kunden benötigen!“
Interview mit Ruben de Graaf, Geschäftsführer der SPIR STAR® AG
Wirtschaftsforum: Herr de Graaf, Sie sind Geschäftsführer eines mittelständischen Familienunternehmens. Bitte erzählen Sie uns etwas über die Geschichte der SPIR STAR® AG.
Ruben de Graaf: Als Abteilung für Höchstdruckschläuche des auch heute noch existierenden Herstellers von Polyurethanschläuchen, der PAPUREX GmbH wurden wir 1981 in Mörlenbach-Mumbach gegründet. Nachdem sich diese Abteilung in den folgenden Jahren sehr rasant entwickelt hatte, wurde sie 1989 in ein eigenständiges Unternehmen, die SPIR STAR® GmbH, überführt. Die drei Familien der damaligen Gründer – Werner Büchner, Gerhard Strobach und meines Vaters Walter de Graaf – sind bis heute Eigentümer des Unternehmens. In den folgenden Jahrzehnten ist das Unternehmen weiter gewachsen, hat sich stark internationalisiert und wurde 2001 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Wirtschaftsforum: Wie sind Ihre heutigen Strukturen?
Ruben de Graaf: Neben der SPIR STAR® AG hier in Rimbach haben wir mehrere eigenständige Schwesterfirmen in Houston in den USA, in Singapur sowie in Shanghai. Hinzu kommt die SPIR STAR® Frankreich als 100%iges Tochterunternehmen von SPIR STAR® Deutschland. Von unseren rund 165 Beschäftigten weltweit arbeiten mehr als 100 in Deutschland. Unser Umsatz lag 2020 bei über 15 Millionen EUR in Deutschland. Wegen Corona hatten wir jedoch gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von etwa 20% zu verkraften.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr aktuelles Portfolio aus? Sind das Standardprodukte oder fertigen Sie individuell nach den Vorgaben Ihrer Kunden?
Ruben de Graaf: Es sind auf keinen Fall Standardprodukte. Wir sind in einem absoluten Nischenmarkt tätig. Weltweit produzieren nur eine Handvoll Firmen thermoplastische Höchstdruckschläuche. Wir entwickeln das, was unsere Kunden benötigen. Hier geht es natürlich um Drücke, um Nennweiten und um die Stoffe, die durchfließen. Wir sind sehr nahe beim Kunden und bei seinen Bedürfnissen.
Wirtschaftsforum: Wo werden Ihre Schläuche eingesetzt?
Ruben de Graaf: Ein Anwendungsgebiet ist die Wasserstrahltechnik, aus der wir auch ursprünglich stammen. Außerdem werden unsere Schläuche in der Öl- und Gasindustrie eingesetzt sowie in der Hydraulik. Seit einigen Jahren befassen wir uns auch mit der Wasserstofftechnik, die sich in der jüngsten Zeit sehr dynamisch entwickelt hat.
Wirtschaftsforum: Beschreiben Sie uns doch bitte einmal das Konstruktionsprinzip Ihrer Höchstdruckschläuche.
Ruben de Graaf: Unsere Schläuche werden aus mehreren Materialien hergestellt. Dazu gehört eine Innenseele aus Kunststoff. Mittels eines speziellen Verfahrens werden zwei bis acht Drahtlagen auf diese Innenseele aufgebracht. Anschließend wird noch eine Außenhaut als Korrosionsschutz auf dieses Stahlgeflecht extrudiert.
Wirtschaftsforum: Sie sprachen von weltweit nur wenigen Wettbewerbern in Ihrer Branche. Was unterscheidet Sie von diesen Mitbewerbern? Was sind Ihre USPs?
Ruben de Graaf: Ganz stark unterscheiden wir uns mit unserem guten und schnellen Service den Kunden gegenüber sowie auch unseren teils zertifizierten Produkten. Als einziger Hersteller weltweit sind wir mit unserem 6-mm-Wasserstoffschlauch nach der ISO 19880-5 zertifiziert. Die Entwicklung und Produktion findet ausschließlich an unserem Standort in Deutschland statt. Das Prädikat ʻMade in Germanyʼ hat für uns einen hohen Stellenwert.
Wirtschaftsforum: Wie vertreiben Sie Ihre Produkte außerhalb von Deutschland?
Ruben de Graaf: Das geschieht über unsere Tochter- und Schwesterfirmen sowie über weltweite Vertriebspartnerschaften. Unsere Exportquote liegt bei mehr als 80%. Unser wichtigster und größter Markt ist die USA, der zweitgrößte China. Doch auch das europäische Ausland ist für uns sehr wichtig.
Wirtschaftsforum: Wie sieht der Markt generell zurzeit aus? Ruben de Graaf: Die Umstellung vieler chinesischer Werften vom Sand- zum Wasserstrahlen beim Abtragen alter Lackschichten hat uns einen deutlichen Boom beschert. Auch die rasante Entwicklung der Wasserstofftechnologie beschert uns eine wachsende Nachfrage.
Wirtschaftsforum: Welche Themen beschäftigen Sie mit Blick auf die Zukunft?
Ruben de Graaf: Wir haben in der Vergangenheit – auch wegen Corona – an virtuellen Messen teilgenommen. Das war jedoch für uns nur schwer umzusetzen. Wir sind davon überzeugt, dass sich Präsenzmessen – zum Beispiel die Hannover Messe – nicht dauerhaft durch virtuelle Formate ersetzen lassen. Wir werden oft als Experten zum Thema Wasserstoff angefragt und wollen uns in diesem Bereich eine stabile Marktposition schaffen und ausbauen. Des Weiteren haben wir bereits einige Umsetzungen im Bereich der Biodiversität durchgeführt und kooperieren hier mit der Heinz Sielmann Stiftung. Unsere internen Umweltprozesse werden immer weiter ausgebaut. Zudem möchten wir unseren Standort sichern sowie unsere Qualität weiter halten und optimieren. Hierfür suchen wir für unser innovatives Unternehmen Fachkräfte.