Glasfaser – Deutschland auf der Aufholspur

Interview mit Jörg Faltermeier, CEO Deutschland der Solutions 30 Field Services Süd GmbH

Die Nachteile von Kupferkabeln bei der schnellen Übertragung von großen Datenmengen haben sich besonders während der Coronapandemie gezeigt. „Kupferkabel sind störanfällig und bei der Datenübertragung viel weniger effizient als Glasfaserkabel“, erklärt Jörg Faltermeier, CEO Deutschland. „Je länger das Kabel, desto langsamer die Geschwindigkeit. Glasfaser hingegen ist ungebremst und gilt als der Stand der Technik bei der Datenübertragung.“

Im Vergleich zu seinen Nachbarn hat Deutschland die Umstellung auf Glasfaser-Breitbandinfrastruktur gerade erst begonnen. „In Frankreich ist der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur schon zu 95% abgeschlossen“, erläutert Jörg Faltermeier. „In Deutschland sind es gerade einmal 20%. Die Vorstellung, dass wir, wie von der Regierung geplant, bis 2027 eine ähnliche Quote erreichen werden, ist gelinde gesagt utopisch.“ Jörg Faltermeier hält 2030 für ein realistischeres Ziel und hofft, dass sich Solutions 30 ein großes Stück vom lukrativen Kuchen sichern kann.

Ein Senkrechtstarter

Solutions 30 in Deutschland ist eine Tochtergesellschaft der Solutions 30-Gruppe mit Hauptsitz in Luxemburg, die 2003 als PC30 in Frankreich gegründet wurde, um Supportdienstleistungen für IT-Geräte anzubieten. Das Unternehmen wuchs sehr schnell und erweiterte sowohl sein Dienstleistungsangebot als auch seine geografische Präsenz in ganz Europa. Nur zwei Jahre nach seiner Gründung ging PC30 an die Pariser Euronext-Börse.

Im Jahr 2009 wurde das Unternehmen in Solutions 30 umbenannt, um sein erweitertes Dienstleistungsportfolio und sein Ziel, innerhalb von 30 Minuten eine Lösung für die Bedürfnisse eines Kunden zu finden, besser widerzuspiegeln. Heute zählt Solutions 30 mit 15.000 Servicetechnikern in zehn europäischen Ländern und einem Gesamtumsatz von über 900 Millionen EUR im Jahr 2022 zu den Marktführern in Europa.

Mit Glasfaser Wachstum forcieren

Dass Deutschland bei der Einführung so weit hinter anderen Ländern zurückliegt, hat viele Gründe, aber jetzt, da es die Notwendigkeit erkannt hat, werden alle Anstrengungen unternommen, um aufzuholen. „Für uns als Gruppe sind die Beneluxstaaten derzeit der größte Wachstumsmarkt in diesem Bereich“, sagt Jörg Faltermeier. „Aber perspektivisch hat Deutschland wegen des hohen Aufholbedarfs ein sehr großes Potenzial.“

Der Schwerpunkt der Unternehmens-tätigkeit verlagert sich also allmählich. „Früher lag unser Fokus auf Wartung und Entstörung von Kommunikationsleitungen, jetzt bewegen wir uns in Richtung Netzbau“, erklärt Jörg Faltermeier. „Letztes Jahr lag das Verhältnis bei 80 zu 20%, derzeit sind wir bei 60 zu 40%, wobei der Netzbau in Zukunft deutlich zunehmen wird.“

Einige Bottlenecks zu überwinden

Trotzdem leidet Deutschland an einigen Standortnachteilen, die die Umstellung auf Glasfaser erschweren. „Einige Aspekte sind strukturell, andere bürokratisch bedingt, aber einer der größten Engpässe ist personalbezogen“, so Jörg Faltermeier. „Uns fehlen die Leute in den mittleren Führungsebenen, nämlich Projektleiter, die wissen, was sie tun.“

Ein Unternehmen im Aufwind

Solutions 30 ist seit 2016 in Deutschland aktiv. Damals hat das Unternehmen in Standorte in Nürnberg, Ludwigsburg und Köln investiert. „Der Standort in Ludwigsburg war noch inhabergeführt und lief sehr gut“, erklärt Jörg Faltermeier, der seit 2021 als CEO Deutschland die Gesamtverantwortung für den deutschen Markt innehat. „An den anderen beiden Standorten gab es Herausforderungen. Meine erste Aufgabe war es, den Turnaround zu schaffen und die Unternehmen attraktiver für die Mitarbeiter zu machen.“

Fachkräftemangel angehen

Das ist inzwischen ganz gut gelungen. „Wir beschäftigen derzeit 500 Mitarbeiter in Deutschland und rechnen damit, diese Zahl bis Ende des Jahres auf 700 zu erhöhen“, so der CEO. „Wir hatten bisher großen Erfolg bei der Anwerbung von Mitarbeitern aus Ländern wie Bosnien, wo es viele gut ausgebildete Deutschsprachige gibt.“ Solutions 30 hat dies zu einem zentralen Bestandteil seiner Personalstrategie gemacht. Das Unternehmen bietet den ausländischen Bewerbern langfristige Perspektiven und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten sowie Unterstützung bei der Wohnungssuche und beim Nachzug ihrer Familien.

Wachstumssegment Energie

Ein weiterer Bereich mit großem Wachstumspotenzial ist der Energiesektor. Hier bietet Solutions 30 effiziente und kostengünstige Installations- und Wartungsdienstleistungen für intelligente Zähler, Ladestationen für Elektrofahrzeuge und zunehmend auch für Photovoltaikanlagen. „Der Energiebereich ist noch relativ klein, wird aber stark expandieren“, betont Jörg Faltermeier. „Auch hier besteht angesichts der zunehmenden Belastung der Netze ein erheblicher Bedarf an der Modernisierung der Energieinfrastruktur. Das macht uns zuversichtlich, dass wir unser eigenes Ziel, den Umsatz von rund 100 Millionen EUR in diesem Jahr auf 500 Millionen EUR bis 2027 zu steigern, erreichen werden.“

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