Mit Hochdruck saniert
Interview mit Stefan Scharinger, Geschäftsführender Gesellschafter der Sodian Holding GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Scharinger, lassen Sie uns kurz einen Blick in den Rückspiegel werfen. Wie hat sich das Unternehmen seit der Gründung entwickelt?
Stefan Scharinger: Unser Unternehmen existiert seit 1981 und hat den Einstieg in den Markt mit Prozessoptimierungen in der Zellstoffindustrie geschafft. Hier haben wir mittels Hochdruckwasserstrahlen Rohrleitungen in industriellen Anlagen gereinigt und dadurch unseren Kunden eine deutliche Kostenersparnis ermöglicht. Mit der Zeit kamen immer mehr industrielle Kunden hinzu, sodass wir unseren Maschinen- und Fuhrpark stetig erweitert haben. Somit konnten wir unseren Kunden eine sofortige Verfügbarkeit garantieren. Um andererseits die Auslastung zu sichern, haben wir nach zusätzlichen Geschäftsfeldern gesucht. Dadurch ist ein neues Hauptfeld entstanden: die Sanierung von Beton in Straßen, Brücken, Tunneln und Tiefgaragen. Durch die Einwirkung von Salzwasser wird Beton mit der Zeit immer schwächer. Wenn Chloride in die Stahlarmierung eindringen, muss der Beton entkernt werden. Das erreichen wir mit der Hochdruckwassertechnik.
Am Anfang haben wir den Beton mit Handlanzen abgetragen. Nach und nach haben wir den Prozess automatisiert und Sondermaschinen sowie Roboter entwickelt. Als letzter Evolutionsschritt kam der Bereich Oberflächenaufbereitung dazu. Hier entfernen wir mittels Hochdruckwasserstrahlen den Gummiabrieb auf Start- und Landebahnen von Flughäfen oder verbessern die Griffigkeit auf Autobahnen und Rennstrecken, um die entsprechenden Anforderungen zu optimieren.
Wirtschaftsforum: Wie ist die Firma heute strukturiert?
Stefan Scharinger: Wir sind inzwischen eine Unternehmensgruppe mit Standorten in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und Tschechien. Wir wachsen stabil um jährlich rund 7%.
Wirtschaftsforum: Der Einsturz der Morandi-Autobahnbrücke in Genua im Jahr 2018 hat gezeigt, wie dramatisch die Folgen der Schwächung von Betonstrukturen im Laufe der Zeit sein können. Wie groß schätzen Sie den Bedarf an Sanierungsarbeiten?
Stefan Scharinger: Österreich gilt als Vorreiter in der Sanierung und Instandhaltung von Tunneln und Brücken. Hier wird sehr viel investiert. Dagegen wurde in den letzten Jahren zu wenig in die Infrastruktur in Deutschland und vor allem Italien investiert. Daher sind der Sanierungsbedarf und das Potenzial in diesen Märkten sehr groß. Gerade nach dem Brückeneinsturz in Genua explodiert der italienische Markt nahezu. Wir erwarten im nächsten Jahr eine deutliche Steigerung der Umsätze in Italien.
Wirtschaftsforum: Sie haben im März die Unternehmensleitung übernommen. Welche Impulse wollen Sie der Firma geben?
Stefan Scharinger: Das Wichtigste für mich ist die weitere Professionalisierung des Unternehmens. Wir dürfen den Blick von außen nicht verlieren. Dazu müssen wir immer am Puls der Zeit bleiben. Unsere Arbeit ist hemdsärmelig, aber die Digitalisierung in der Verwaltung und Abwicklung ist auch eine Priorität. Die Kundenorientierung eines Familienunternehmens beizubehalten und gleichzeitig intern die Grundlagen für weiteres Wachstum zu schaffen, ist die Herausforderung der nächsten Jahre.
Wirtschaftsforum: Gibt es besondere Referenzprojekte zu erwähnen?
Stefan Scharinger: Wir nehmen an öffentlichen Ausschreibungen teil und sind viel im privaten Sektor unterwegs. In einem aktuellen Beispiel haben wir zwei Wochen vor dem türkischen Grand Prix die Griffigkeit der Formel-1-Rennstrecke in Istanbul optimiert. Die Begeisterung der Fahrer, allen voran Lewis Hamilton, war immens. Hier haben wir ein neuartiges Hochdruckverfahren verwendet, mit dem wir auch auf Autobahnen die Griffigkeit an Gefahrenstellen optimieren können und somit Unfällen vorbeugen.