Zeit für Körper und Seele mit neuen Perspektiven
Interview mit Prof. Dr. Christoph Bielitz, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des Sigma-Zentrum

Wirtschaftsforum: Herr Prof. Dr. Bielitz, welche Patienten kommen zu Ihnen?
Prof. Dr. Christoph Bielitz: Wir sind eine Privatklinik und entsprechend kommen nur privatversicherte Patienten zu uns. Entweder sind sie vollprivat versichert oder aber Beihilfe-berechtigt. Dies sind Selbstständige aller Art, Handwerker, Lehrer oder Beamte. In der letzten Zeit steigt allerdings die Rate der selbstzahlenden Patienten. Sie kommen aus ganz Deutschland, ebenso wie aus der Schweiz und anderen deutschen Nachbarländern.
Wirtschaftsforum: Mit welchen Krankheitsbildern kommen die Patienten zu Ihnen?
Prof. Dr. Christoph Bielitz: Die Menschen sind in ganz unterschiedlichen Zuständen. Meistens sind sie psychiatrisch so krank, dass eine ambulante Behandlung nicht mehr ausreichend ist. Die Patienten benötigen eine intensivere Behandlung in einer höheren Dichte sowie häufig auch die Behandlung mit Psychopharmaka. Dies verlangt oft medikamentöse Einstellungen, gerade um Rezidive zu vermeiden. Unsere Patienten haben Depressionen, Ängste oder Zwänge, sind süchtig, haben Psychosen, Essstörungen oder leiden unter Schmerzen. Das Spektrum ist vielfältig. Zu unserer Einrichtung gehört auch eine geschlossene Abteilung. Das ist ein wichtiges Argument, wenn Patienten sich selbstgefährdend verhalten.
Wirtschaftsforum: Herr Prof. Dr. Bielitz, was macht das Sigma Zentrum besonders?
Prof. Dr. Christoph Bielitz: Wir sind mit unserem Konzept einzigartig. Unser Therapiekonzept ist hochindividuell. Wir gehen nicht nur verhaltenstherapeutisch vor, sondern auch systemisch, kombinieren Psychologie mit anderen Therapieverfahren. Dabei sind wir auch immer offen für innovative neue Verfahren. Unsere Sichtweise auf den Patienten ist also wirklich ganzheitlich.
Wirtschaftsforum: Was genau bedeutet ganzheitliche Behandlung im Sigma Zentrum?
Prof. Dr. Christoph Bielitz: Alle Beteiligten bringen sich ständig in die Therapie ein. Wir schulen unsere Mitarbeiter darauf, das einzubringen, was aktuell berichtenswert ist. Wir nennen das Perspektivverschränkung. So vermeiden wir eine eindimensionale Betrachtungsweise. Wir haben alle Einrichtungen und Qualifikationen an Bord, um ganzheitliche Behandlung tatsächlich zu leben. Bei uns ist Ganzheitlichkeit nicht nur ein Marketingslogan. Das gilt auch für unser Team. Es geht immer um ‘wir’. ‘Wir’ versorgen die Patienten, nicht einzelne Mitarbeiter.
Wirtschaftsforum: Wovon hängt der Erfolg einer Behandlung ab?
Prof. Dr. Christoph Bielitz: Der Behandlungserfolg hängtvon vielen Faktoren ab. Unser Ziel ist es immer, die Patienten in ein weiterführendes Setting zu bringen, sie dafür aufzubauen. Im Idealfall sind sie wieder alltags- oder sogar arbeitsfähig. Deshalb arbeiten wir eng mit Haus- und Betriebsärzten, mit den Familien und Arbeitgebern zusammen.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Pandemie auf Ihr Haus ausgewirkt?
Prof. Dr. Christoph Bielitz: Die Pandemie war eine extreme Belastung. Selbstverständlich haben wir unseren Beitrag zur Bekämpfung von Covid geleistet, unter anderem Patienten in der Ausheilungsphase zur Ausstabilisierung aufgenommen. Bis heute hat uns das Land nicht die Kosten für die Vorhaltung der Strukturen erstattet. In anderen Bundesländern ist die Erstattung längst erfolgt.
Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für die nächsten Monate dieses Jahres noch vorgenommen?
Prof. Dr. Christoph Bielitz: Wir werden unseren Personalstamm aufstocken und mehrere junge Ärzte einstellen. Dabei rekrutieren wir international. Darüber hinaus werden wir die Behandlungen für Patienten mit somatoformen Störungen ausbauen. Durch Corona ist der Bedarf hier deutlich gestiegen, unter anderem durch Burn-Outs, Coronaspätfolgen oder das Fatigue-Syndrom. Wir werden zudem die transkranielle Magnettherapie etablieren. Letztendlich ist es aber unser wichtigstes Ziel, unser hohes Qualitätsniveau aufrecht zu erhalten.