„Mensch sein, Mensch bleiben“
Interview mit Klaus Schnepf, Geschäftsführender Gesellschafter der SCHNEPF Planungsgruppe Energietechnik GmbH & Co. KG
Wirtschaftsforum: Ein Unternehmer, der sein Geschäft mit Herzblut betreibt, arbeitet, so hat man den Eindruck, rund um die Uhr, macht nie Urlaub und ist morgens der Erste im Büro. Ist das bei Ihnen auch so?
Klaus Schnepf: So war es tatsächlich früher. Nachdem ich meine Ausbildung vom Heizungsmonteur über die Meisterprüfung bis zum Ingenieur abgeschlossen und in verschiedenen Betrieben gearbeitet hatte, habe ich 1981 mein Ingenieurbüro als Ein-Mann-Betrieb gegründet, im Bügelzimmer meiner Frau. Sie hat VHS-Kurse besucht und die Buchhaltung gemacht. Der Anfang war hart – die ersten fünf Jahre habe ich keinen Urlaub gemacht, Freizeit gab es kaum, nur Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Nachdem meine beiden Töchter in völlig andere Berufsrichtungen gingen, habe ich vor zehn Jahren zwei meiner Mitarbeiter gefragt, ob sie Partner bei mir werden wollen und dies gleich so organisiert, dass sie sich das auch leisten können. Zwischenzeitlich kam noch ein weiterer Partner hinzu. Heute leiten wir zu viert dieses Unternehmen. Das Unternehmen läuft nun auch, ohne dass ich immer mit ‘an der Front’ bin. Auch, weil ich großes Glück mit den Partnern und meinen Mitarbeitern habe. Inzwischen haben wir 80 Angestellte, machen einen Honorar-Umsatz von etwa zehn Millionen EUR und setzen 100 bis 150 Millionen EUR an Technik jedes Jahr um – uns geht es gut! Wir sind weiterhin dabei, uns zu vergrößern.
Wirtschaftsforum: Mit 70 Jahren könnten Sie sich auch einfach zur Ruhe setzen ...
Klaus Schnepf: Jeden Tag nur mit meiner Frau zu Hause sitzen? Das wäre für uns beide nichts. Mein Leben ist das, das ich jetzt führe. Ich arbeite noch zehn bis zwölf Stunden am Tag, habe aber weniger Stress und Belastung und zum Glück auch keine Existenzsorgen mehr. Unsere Kunden wissen, Schnepf ist da, aber die anderen sind auch gut. Wer gibt schon einem 70-Jährigen einen Auftrag? Ich habe die Erfahrung, meine Partner sind die Zukunft. Alle sind gute Ingenieure und bereits um die 20 Jahre im Unternehmen. Ich freue mich, ihnen die Chance gegeben zu haben und bin stolz darauf, dass auch sie heute erfolgreiche Unternehmer sind. Wir ziehen alle an einem Strang.
Wirtschaftsforum: Energieeffizienz ist Ihre Stärke. Dafür haben Sie bereits zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem durch Bundespräsident Gauck, erhalten. Was bedeuten sie Ihnen?
Klaus Schnepf: Eine solche Ehrung freut uns natürlich und macht uns auch stolz. Unser Firmengebäude ist eines unserer Prestigeobjekte. Es wird komplett geheizt und gekühlt über einen unterirdischen Eisspeicher. Einzigartig seinerzeit. Wir sind energieautark. Unsere Kunden sind die größten deutschen Unternehmen – Pharmawerke, Automobilzulieferer, Technologieunternehmen –, die auch im Ausland Forschung und Entwicklung betreiben. Gerade komme ich aus China zurück, wo wir drei große Industrieprojekte für unsere deutschen Kunden planen. Werbung ist bei uns jedes Projekt selbst. Einem Pharmakonzern beispielsweise geht es vordergründig natürlich auch ums Geld beim Bau eines neuen Werks. Und Pharmawerke sind sehr schwierig und teuer. Viel wichtiger ist aber ein Partner wie wir, der die notwendige Erfahrung mitbringt.
Wirtschaftsforum: Neben der Leistung überzeugen Sie aber offenbar auch durch Ihre Person?
Klaus Schnepf: Es stimmt, ich bin mit den meisten dieser großen Unternehmer auch befreundet. Das ergab sich über jahrelange intensive Zusammenarbeit. Wir fahren zum Beispiel zusammen Motorrad. Dass meine Persönlichkeit, ich als Mensch, und meine Leistung so geschätzt werden, ist etwas Schönes. Die Freundschaften und persönlichen Kontakte bedeuten mir sehr viel. Wenn ich etwas veranstalte, kommen die Leute auch, um meine Person zu ehren. Dabei stehen Leistung und Zuverlässigkeit natürlich immer an erster Stelle. Mich beflügelt das und ich arbeite daran, dass meine Partner ebenfalls auf diese Werte setzen. Mensch sein und Mensch bleiben, gegenüber Kunden und Mitarbeitern, das ist das Erfolgsrezept. Mit Vertrauen, Freundschaft und Persönlichkeit werden wir viel weiter kommen.
Wirtschaftsforum: Die Energiewende ist ein großes Thema. Wie sehen Sie Ihr Unternehmen und das Land in dieser Hinsicht aufgestellt?
Klaus Schnepf: Wir möchten ein modernes, zukunftsorientiertes Unternehmen sein, das Sorge für die Umwelt trägt und Energie, Umfeld und den Menschen in Einklang bringt. Bedenklich stimmt mich bei allem Respekt, dass wir von den Chinesen links und rechts überholt werden, wenn wir nicht aufpassen, auch bei der Digitalisierung. Gefühlt jedes dritte oder vierte Auto fährt dort elektrisch. Straßenmusiker werden per Handy belohnt und überall gibt es schnelles Internet ohne Funklöcher. Das ist Zukunft!