Wenn Wachstum nicht das Wichtigste ist

Interview mit Thilo Hottmann, Geschäftsführer der Schnaithmann Maschinenbau GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Hottmann, Sie haben im letzten Jahr die Geschäftsführung von Firmengründer Karl Schnaithmann übernommen, der jetzt im Beirat des Unternehmens ist.

Thilo Hottmann: Ja, ich bin 2013 als Teamleiter Konstruktion in die Firma eingestiegen und seit 2019 in der Geschäftsführung, zusammen mit Thomas Schill. Nach einer zweijährigen Übergangszeit haben wir seit 2021 die alleinige Geschäftsleitung. Wir haben eine gute Aufgabenteilung entwickelt. Thomas Schill verantwortet die Bereiche Abwicklung, Finanzen und Steuerung, während ich mich um Vertrieb, Engineering und Konstruktion kümmere. Mit dem Generationenwechsel und dem Wechsel von Karl Schnaithmann in den Beirat geht eine Ära zu Ende, aber wir werden die Firma ganz in seinem Sinne fortführen.

Wirtschaftsforum: Karl Schnaithmann hatte bei Gründung der Firma eine Idee, die sich bis heute bewährt hat. Was war das für eine Idee?

Thilo Hottmann: Er hat ein eigenes Baukastensystem entwickelt, welches sich aus standardisierten, verkettbaren Modulen zusammensetzt und mit fast allen am Markt erhältlichen Transferanlagen kompatibel ist. Als Systemlieferant sind wir damit in der Lage, flexibel skalierbare Transferlösungen zu bieten, vom einzelnen Bandumlauf bis zur komplexen Verkettung. Wir gehen stets lösungsorientiert vor, den Grad der Automatisierung bestimmt der Kunde. In der Regel sind wir tief in die Konzeption beim Kunden involviert; unsere Stärke liegt da-rin, standardisierte Komponenten nach den individuellen Kundenanforderungen zu modifizieren.

Wirtschaftsforum: Welche Arten von Anlagen produzieren Sie und wo werden diese eingesetzt?

Thilo Hottmann: Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen für die Montageautomation und Transfersysteme für einen reibungslosen Materialfluss in der Automobil-, Automobilzulieferer-, Werkzeugmaschinen-, Konsumgüter- und Elektronikindustrie sowie in der Medizintechnik. Außerdem entwickeln wir ergonomische Arbeitsplatzlösungen für eine effiziente Fertigung.

Wirtschaftsforum: Sie nennen sich ‘Partner der Besten‘. Was verstehen Sie darunter?

Thilo Hottmann: Wir arbeiten mit unseren Kunden auf langfristiger Basis zusammen und legen großen Wert auf gegenseitiges Vertrauen und absolute Zuverlässigkeit. Von dieser Philosophie profitieren erfolgreiche Unternehmen weltweit. Wir sind zum Beispiel Preferred Supplier bei Bosch im Bereich Produktionsmittel, es gibt weltweit nur eine Handvoll Firmen, die diesen Status haben. Partnerschaftlich, auf Augenhöhe zusammenarbeiten, das geht nur mit langfristiger Mission und ist für uns und unsere Kunden sowie für unsere Lieferanten der nachhaltigste Weg.

Wirtschaftsforum: Sie sind in den vergangenen zwölf Jahren von 100 auf 265 Mitarbeiter gewachsen. Wird diese Entwicklung so weitergehen?

Thilo Hottmann: Obwohl wir im Moment sehr starke Auftragseingänge haben, ist Wachstum nicht unser primäres Ziel. Uns liegt mehr daran, unsere Leistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette für unsere Kunden noch weiter auszubauen. Bei uns erhalten Sie alles aus einer Hand, von der individuellen Beratung und Planung über einzelne Komponenten bis zur kompletten Automatisierungslösung. Statt immer mehr Wachstum zu erreichen, wollen wir vor allem unsere Eigenständigkeit und Bodenständigkeit bewahren. Das heißt so viel Geld verdienen, dass wir uns die Freiheit des Handelns erhalten können. Wir wollen ein Familienunternehmen bleiben und unseren familiären Charakter bewahren.

Wirtschaftsforum: Wie schwierig ist es, Fachkräfte zu finden?

Thilo Hottmann: Als attraktiver Arbeitgeber im schönen Remstal legen wir großen Wert auf ein gutes Betriebsklima und unterstützen soziale Aktivitäten. Alle Beschäftigten sollen sich bei uns wohlfühlen. Viele Fachkräfte bilden wir selber aus. Wir haben eine hohe Ausbildungsquote, 36 unserer 265 Mitarbeiter sind Auszubildende. Wir haben auch nie Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze zu besetzen, und arbeiten eng mit Schulen und Hochschulen zusammen. Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital, das Fundament für den gemeinsamen Erfolg. Wir haben eine stabile, gut geordnete Mannschaft, in der jeder seinen Verantwortungsbereich kennt. Nicht nur unseren Mitarbeitern, auch der Region haben wir viel zu verdanken. Deshalb nehmen wir unsere soziale Verantwortung wahr, indem wir regionale Organisationen und Vereine unterstützen. Das ist mir auch ein persönliches Anliegen, Verantwortung zu übernehmen für Mitarbeiter, Arbeitsplätze und die Region, und das in Verbindung mit faszinierender Technik.

Wirtschaftsforum: Apropos Technik. Sie haben gerade ein neues Online-Planungstool vorgestellt.

Thilo Hottmann: Ja, mit EasyGo können Kunden Transfersysteme und Förderbänder kostenfrei und ohne Vorwissen online konfigurieren. Das Tool ist komplett aus Kundensicht gedacht und kommt denjenigen entgegen, die sich im ersten Schritt im Internet informieren wollen bevor sie bei uns anrufen. EasyGo lässt sich intuitiv, direkt im Browser, bedienen und erspart dem Kunden den Download vieler verschiedener CAD-Modelle.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Hohes Ansehen mit tiefen Bohrungen

Interview mit Rimt Wortberg, Geschäftsführer der Thade Gerdes GmbH

Hohes Ansehen mit tiefen Bohrungen

Aufschlussreich und tiefgründig – zwei Adjektive, die ein Unternehmen aus dem hohen Norden Deutschlands nicht treffender beschreiben könnten. Die Thade Gerdes GmbH ist ein gefragter Partner, der nicht nur in…

Winterdienst im Wandel

Interview mit Mario Schober, Leiter Verkauf der SPRINGER Kommunal- und Umwelttechnik GmbH

Winterdienst im Wandel

Mit dem Rückzug der Schneelinie in immer höhere Lagen aufgrund des Klimawandels könnte man meinen, dass der Bedarf an Winterräumgeräten ebenso schnell schmilzt wie der Schnee selbst. Glücklicherweise bleibt die…

Sondermaschinenbau mit System für die Weltmärkte

Interview mit Andreas Ewald, Geschäftsführer der K.R. Pfiffner AG

Sondermaschinenbau mit System für die Weltmärkte

Sondermaschinen für maximale Produktivität, Schweizer Präzision und eine klare Haltung zum technologischen Fortschritt – die KR Pfiffner AG hat sich weltweit als Spezialist für hoch automatisierte Rundtaktmaschinen etabliert. Geschäftsführer Andreas…

Spannendes aus der Region Rems-Murr-Kreis

Olivenöl mit Herzblut

Interview mit Andreas Knauß, Geschäftsführer der LAKUDIA GmbH

Olivenöl mit Herzblut

Was mit einem Urlaub in Griechenland begann, entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Unternehmergeschichte: Die LAKUDIA GmbH vereint schwäbischen Unternehmergeist mit der Leidenschaft für Olivenöl allerhöchster Qualität, das schon lange im…

Steuerung nach Maß

Interview mit Maurice Müller, Vorstand der SE-Gebäudeautomation AG

Steuerung nach Maß

Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten erlebt die SE Gebäudeautomation AG in Urbach eine starke Nachfrage nach ihren Dienstleistungen. „Wir haben Geschäft ohne Ende“, bringt Maurice Müller, Vorstand des Unternehmens, es…

Umwelteinflüsse auf dem Prüfstand

Interview mit Sascha Riek, Geschäftsführer der TELUS-Testlabor für Umweltsimulationen GmbH

Umwelteinflüsse auf dem Prüfstand

In der heutigen Zeit sieht sich die Automobilzulieferindustrie mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert, darunter steigende Kosten und ein sich veränderndes Marktumfeld. Die TELUS GmbH reagiert auf diese Herausforderungen mit einem klaren…

Das könnte Sie auch interessieren

„Im Auktionshaus werden die höchsten Preise erzielt“

Interview mit Volker Wolframm, Geschäftsführer der Teutoburger Münzauktion GmbH

„Im Auktionshaus werden die höchsten Preise erzielt“

Das Sammeln von Münzen ist mehr als nur ein Hobby; es ist eine Leidenschaft, die Generationen verbindet und Geschichte buchstäblich ‘begreifbar’ macht. Die Teutoburger Münzauktion GmbH hat sich in dieser…

Wenn es ganz genau sein soll ...

Interview mit Michael Zintl, Geschäftsführer der DZG Metering GmbH

Wenn es ganz genau sein soll ...

Die schrittweise Umstellung des Stromnetzes hin zu Smart Energy ist in vollem Gange. Bis 2032 sollen alle Haushalte in Deutschland mit digitalen Stromzählern ausgestattet sein. Smart Meter spielen für die…

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Interview mit Maximilian Schmidt, Geschäftsführer der Kiesel GmbH

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Ob Glasfaserausbau, Großbaustellen oder Recyclingzentren – ohne leistungsfähige Maschinen kommt heute keine Infrastrukturmaßnahme mehr aus. Die Kiesel GmbH aus Baienfurt gilt als eines der führenden Familienunternehmen im Bereich Baumaschinenhandel und…

TOP