Hochpräzise Kontrolle für die Halbleiterindustrie
Interview mit Dr. Peter Czurratis, Gründer der PVA TePla Analytical Systems GmbH und Metrologie-Experte der PVA TePla Gruppe

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Czurratis, Sie haben das Unternehmen gegründet – wie kam es dazu und was war Ihr persönlicher Weg dorthin?
Dr. Peter Czurratis: Ich bin promovierter Physiker und habe mich schon früh mit unterschiedlichen Formen der Mikroskopie beschäftigt – von der Elektronen- bis zur Rasterkraftmikroskopie. Nach meiner Zeit als Geschäftsführer bei Carl Zeiss im Bereich Elektronenoptik habe ich 2004 die PVA TePla Analytical Systems GmbH gegründet – mit dem Ziel, die Ul-traschallmikroskopie weiterzuentwickeln. 2007 wurde das Unternehmen in die börsennotierte PVA TePla AG integriert und ist heute als 100%ige Tochter mit rund 100 Mitarbeitern ein fester Bestandteil der Gruppe.
Wirtschaftsforum: Was genau leisten Ihre Ultraschallmikroskope – und in welchen Branchen kommen sie zum Einsatz?
Dr. Peter Czurratis: Unsere Systeme ermöglichen eine zerstörungsfreie Analyse der inneren Strukturen von Halbleiterbauteilen. Wir können durch Kunststoffgehäuse hindurchblicken und Produktionsfehler erkennen – ein entscheidender Vorteil bei hochwertigen Chips, etwa für Smartphones, Workstations oder Automobile. Unsere Mikroskope kommen in der Qualitätskontrolle, Prozessüberwachung und Forschung zum Einsatz, entweder manuell oder voll automatisiert mit Robotersystemen. Der Fokus liegt klar auf der Halbleiterproduktion und da nicht etwa auf Motherboards oder Endgeräten, sondern auf den Chips selbst.
Wirtschaftsforum: Wie entwickelt sich der Markt für Ihre Lösungen aktuell – regional und technologisch?
Dr. Peter Czurratis: Der Großteil unseres Umsatzes wird derzeit in Asien erzielt – in Ländern wie Taiwan, Singapur, Malaysia und China. Auch die USA sind ein wichtiger Markt. Europa hingegen hinkt in der Chip-Produktion aktuell etwas hinterher. Die Entwicklung geht klar in Richtung komplexer, gestapelter Chipstrukturen, die neue Inspektionslösungen erfordern. Genau hier liegt unsere Stärke: Denn je filigraner und vielschichtiger die Strukturen, desto mehr punkten wir mit unserer Technologie.
Wirtschaftsforum: Wie sind Sie aufgestellt, um trotz internationaler Unsicherheiten – etwa bei Lieferketten – zuverlässig zu liefern?
Dr. Peter Czurratis: Wir arbeiten seit über zehn Jahren eng mit unseren Zulieferern im deutschsprachigen Raum zusammen. Das hat sich gerade in Krisenzeiten wie der Coronapandemie als stabilisierend erwiesen. Diese Nähe ermöglicht eine individuelle, schnelle Kommunikation – anders als bei global verteilten Lieferketten. Wir konnten unsere Produktion auch in herausfordernden Zeiten aufrechterhalten und unsere Mikroskope mit vernünftigen Lieferzeiten ausliefern.
Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Ihre Produkte von anderen Anbietern am Markt?
Dr. Peter Czurratis: Wir fertigen unsere Messköpfe – die ‘Herzstücke’ eines Ultraschallmikroskops – selbst. Diese Transducer sind entscheidend für Auflösung und Detektion. In der Optik ist das vergleichbar mit hochwertigen Objektiven eines Lichtmikroskops. Unsere Systeme bieten eine besonders hohe Sensitivität für kritische Defekte – ein Merkmal, das uns im Wettbewerb deutlich abhebt. Jährlich produzieren wir rund 2.000 Transducer – exklusiv für den Eigenbedarf.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielen Software, KI und Digitalisierung in Ihrem Unternehmen?
Dr. Peter Czurratis: Mittlerweile arbeiten rund 25% unserer Belegschaft in der Softwareentwicklung. Neben der grafischen Benutzeroberfläche geht es um automatische Bildanalyse, Schnittstellen zu Kundensystemen und KI-gestützte Fehlererkennung. Unsere Systeme werden zunehmend intelligenter, um Muster zu erkennen, Daten effizient auszuwerten und sich optimal in die digitale Infrastruktur der Kunden zu integrieren.
Wirtschaftsforum: Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel – und was zeichnet Ihre Arbeitgeberkultur aus?
Dr. Peter Czurratis: Wir bieten ein internationales, innovationsgetriebenes Arbeitsumfeld mit attraktiven Sozialleistungen und fairer Bezahlung. Der Spaß an der Arbeit, verbunden mit echtem Gestaltungsspielraum, ist bei uns zentral. Zudem profitieren wir als Teil der PVA TePla Gruppe von zentralen Ressourcen etwa im Bereich der Personalverwaltung und -entwicklung oder im Finanzbereich.
Wirtschaftsforum: Wohin entwickelt sich Ihr Unternehmen perspektivisch – was sind Ihre nächsten Ziele?
Dr. Peter Czurratis: Wir wollen unsere Produktions- und Softwarekapazitäten in den kommenden Jahren um 50 bis 60% steigern. Das betrifft sowohl Personal als auch die Erweiterung unserer Reinraumfertigung. Denn moderne Chips werden zunehmend in der 3. Dimension gebaut – also gestapelt in mehreren Schichten. Für deren Analyse sind unsere Mikroskope prädestiniert. Wir gehen davon aus, dass Ultraschallmi-kroskopie künftig noch wichtiger wird – technologisch und wirtschaftlich.