„Mehr Anerkennung für den Bauberuf“

Interview mit Jan Hofmann MBA Eng., Geschäftsführer der Schäfer III. GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Hofmann, war Schäfer III. immer im Familienbesitz?

Jan Hofmann: Ja. Gegründet wurde das Unternehmen 1932 vom Onkel meines Großvaters Heinrich Philipp Schäfer. Von ihm stammt auch die römische Drei im Firmennamen. Die Firma ging dann an meinen Großvater über, anschließend übernahmen sie meine Eltern. Ich bin also die vierte Generation. Die Kernkompetenzen haben sich im Lauf der Jahrzehnte verändert. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stand der Gleisbau im Vordergrund. Vor etwa 20 Jahren haben meine Eltern entschieden, sich vom öffentlichen Sektor weitestgehend zurückzuziehen und sich auf den Industrie- und Gewerbebau zu spezialisieren. Seitdem sind wir kontinuierlich gewachsen.

Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt?

Jan Hofmann: Neben dem Bauunternehmen Schäfer III. gehören noch ein Projektentwicklungsbüro in Kaiserslautern und ein Saugbaggerunternehmen hier in Biebesheim zu unserer Unternehmensgruppe. Schäfer III. beschäftigt 110 Mitarbeiter mit einem hohen Anteil an gewerblichem Personal, was uns von vielen anderen Marktteilnehmern unterscheidet. Viele dieser Facharbeiter wurden bei uns ausgebildet.

Wirtschaftsforum: Der Baubranche geht es während der Corona-Pandemie verhältnismäßig gut. Sehen Sie sich als Gewinner der Krise?

Jan Hofmann: Nein, die Baubranche war ja schon vor der Corona-Krise in einem konjunkturellen Hoch. Ich bin aber sehr glücklich, dass wir seit Beginn dieser Krise keine großen Einbußen hatten und diese Zeit auch im Hinblick auf die Hygieneanforderungen gut bewältigen können. Wir merken aber in diesem Jahr, dass die Unsicherheiten wachsen. Viele Investitionen werden aufgeschoben oder aufgehoben, und der Wettbewerb nimmt zu.

Wirtschaftsforum: Wann sind Sie ins Unternehmen eingestiegen, und welche Impulse konnten Sie ihm bereits geben?

Jan Hofmann: Ich bin in und mit diesem Unternehmen aufgewachsen und habe schon als Kind auf den Baustellen meinen Spaß gehabt. Nachdem ich mein Bauingenieur- und das anschließende Wirtschaftsingenieurstudium abgeschlossen hatte, habe ich zunächst Erfahrungen in anderen Unternehmen gesammelt. Im September 2018 bin ich als Kaufmännischer Leiter ins Unternehmen gekommen und seit Mai 2020 Geschäftsführer. Ich habe viel Zeit investiert, um nah an den Mitarbeitern und ihren Aufgaben zu sein. Um die Firma auch für die Zukunft sicher aufzustellen, haben wir neue Geschäftsmodelle mit weiteren Geschäftsfeldern erarbeitet.

Wirtschaftsforum: Welche sind das?

Jan Hofmann: Wir werden den Bereich des schlüsselfertigen Bauens weiter ausbauen und uns noch stärker mit dem Thema Umwelt und Nachhaltigkeit beschäftigen. Wir sind bereits heute Experte im Umgang mit umwelt- und gesundheitsgefährdenden Stoffen und führen fachgerechte Altlastensanierungen durch. In Zukunft wollen wir uns aber auch mit nachhaltigen Baustoffen und dem CO2-Footprint befassen.

Wirtschaftsforum: In welchen Bereichen sind Sie tätig?

Jan Hofmann: Im Chemie- und Pharmabereich führen wir zum Beispiel für die Firma Merck Tief- und Hochbauarbeiten aus. Im Bereich Energieversorgung ist der Netzbetreiber Amprion seit vielen Jahren unser Kunde. Für ihn erbringen wir Bauleistungen für Umspannwerke. Wir haben Zauch schon mehrere Gasverdichteranlagen hergestellt und in dieser Nische Kernkompetenzen erworben. Daneben sind wir im Logistik- und Transportbereich tätig. Mit Hoch- und Tiefbau und einer eigenen Straßenbaukolonne sind wir sehr breit aufgestellt. Im Moment sind wir Spezialist im Gewerbebau, wollen aber zum Komplettleister werden. Was uns besonders auszeichnet, ist unsere Dienstleistungs- und Serviceorientierung. Wir haben einen sehr hohen Anteil – 80 bis 85% – Stammkunden.

Wirtschaftsforum: Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel?

Jan Hofmann: Ich möchte junge Leute für den Bau und Schäfer III. begeistern und ausbilden. Es ist sehr schade, dass der Beruf in der Öffentlichkeit nicht die Wertschätzung erfährt, die er verdient. In der Baubranche werden angestellte und gewerbliche Mitarbeiter gut bezahlt und durch den Einsatz moderner Maschinen körperlich entlastet. Sie haben die Möglichkeit, innovativ und auf höchstem technischen Niveau zu arbeiten und etwas zu erschaffen. Das sollte mehr Anerkennung finden.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

„Ob Teilstück oder Gesamtkonzept – wir liefern, was gebraucht wird“

Interview mit Sebastiano Guerini, General Manager der Crezza S.r.l.

„Ob Teilstück oder Gesamtkonzept – wir liefern, was gebraucht wird“

Ob Autobahnen, Tunnel oder Viadukte – die Anforderungen an moderne Verkehrsinfrastruktur steigen stetig. Neben technischer Präzision sind heute Nachhaltigkeit, Sicherheit und Effizienz gefragt. Die italienische Crezza S.r.l. mit Sitz in…

Flachdachbau mit System, Struktur und Weitblick

Interview mit Alexander Erba, Geschäftsführer der Holl Flachdachbau GmbH & Co. KG Isolierungen

Flachdachbau mit System, Struktur und Weitblick

Die Holl Flachdachbau GmbH & Co. KG Isolierungen aus Fellbach ist Spezialist für Flachdächer, Blitzschutz und Photovoltaik. Als Teil der Primutec Solutions Group setzt das Unternehmen auf Wachstum, Zukäufe und…

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Interview mit Maximilian Schmidt, Geschäftsführer der Kiesel GmbH

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Ob Glasfaserausbau, Großbaustellen oder Recyclingzentren – ohne leistungsfähige Maschinen kommt heute keine Infrastrukturmaßnahme mehr aus. Die Kiesel GmbH aus Baienfurt gilt als eines der führenden Familienunternehmen im Bereich Baumaschinenhandel und…

Spannendes aus der Region Kreis Groß-Gerau

„Erwachsene Spielkinder werden als Zielgruppe zunehmend wichtiger!“

Interview mit Ruven Rippe, Sales Director und Rafaela Dorodzala, Head of Brand and Marketing GSA & Benelux der Jazwares GmbH

„Erwachsene Spielkinder werden als Zielgruppe zunehmend wichtiger!“

Jazwares dürfte nur Brancheninsidern ein Begriff sein – Pokémon und Squishmallows kennt dagegen längst nicht mehr nur jedes Kind. Im Interview mit Wirtschaftsforum verrieten Vertriebsleiter Ruven Rippe und Head of…

Entlastung für blinde und sehbehinderte Menschen durch KI

Interview mit Klaus Knüpfer, Geschäftsführer der EV Optron GmbH

Entlastung für blinde und sehbehinderte Menschen durch KI

EV Optron ist als Hersteller von Produkten für blinde Anwender sowie von Lese- und Vorlesegeräten für Menschen mit Sehbehinderungen bekannt: eine Technologie, die nicht zuletzt aufgrund der rasend schnellen Entwicklungsmöglichkeiten…

Mehr IT-Sicherheit und eine bessere Nutzererfahrung

Interview mit Franziska Weiß, Head of Sales and Product Services der BAYOOSOFT GmbH

Mehr IT-Sicherheit und eine bessere Nutzererfahrung

Tickets erstellen, komplizierte Abstimmungen treffen müssen und elend lange warten: Die herkömmliche Herangehensweise bei vergessenen Passwörtern und verweigerten Zugriffsberechtigungen ist für alle Seiten frustrierend. Als Teil der BAYOONET Group will…

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Interview mit Dr. Marc Fuchs, CEO DACH und Tessa Tienhaara, Customer & Growth Marketing Lead der Gofore GmbH

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Wir alle spüren sie täglich – sei es beim Warten auf eine Behördengenehmigung, beim Onlinebanking oder in der Produktion von morgen. Doch Digitalisierung ist längst nicht mehr nur die Umwandlung…

Passion für Veränderungen

Interview mit Volker Brielmann, CEO der Adval Tech Gruppe

Passion für Veränderungen

Gerade im weltweit hart umkämpften Automotive-Segment hat sich Adval Tech mit seiner starken technologischen Expertise als kompetenter Zulieferer von Kunststoff-, Metall- und Hybridkomponenten nachhaltig als geschätzter Partner etablieren können. Welche…

Die Zukunft der Elektromobilität gestalten

Interview mit Matthias Nett, Geschäftsführer der Allego GmbH

Die Zukunft der Elektromobilität gestalten

Die Allego GmbH mit Sitz in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, den Markt der Elektromobilität zu revolutionieren. Mit einem der größten Netzwerke von Ladestationen in Europa möchte das Unternehmen…

TOP